Susanne Kanele

Frau Ahnert, fünf Tage waren Sie jetzt in Weißrussland, um erste Eindrücke zu sammeln, ob und in welcher Form eine Gruppe der Grünen Damen gegründet werden kann. Was haben Sie jetzt mit nach Hause genommen?

Zunächst einmal bin ich beeindruckt von der Arbeit, die der Verein Zukunft in Ritschow leistet. Wer diesen Verein mit seinen Spenden unterstützt, kann sicher sein, dass alles eins zu eins dort bei den Menschen und den jeweiligen Projekten ankommt. Was das Land selbst angeht, wusste ich nicht, wie viel Armut überhaupt in diesem Land herrscht. Vor allem auf dem Land. Es herrscht totale Armut, wie wir es uns hier gar nicht vorstellen können. Eine Lehrerin auf dem Land verdient gerade mal 200 Euro. Im Vergleich zu einer größeren Stadt sind es immerhin 300 Euro. Doch die Lebenshaltungskosten sind hoch. Was bei uns normal ist, ist dort Luxus und fast nicht finanzierbar. Darum haben viele Menschen überhaupt kein Auto.

Wenn die Leute so sehr mit dem Leben beschäftigt sind, bleibt denn da Zeit für ein Ehrenamt? Immerhin trägt diese Form von Tätigkeit ja nichts dazu bei, noch etwas Geld hinzu zu verdienen.

Ja, das sollte man meinen. Aber wie es oftmals so ist, wenn Armut herrscht, hilft man sich untereinander und teilt selbst diese Dinge, die man selbst auch nicht üppig hat. Und das Interesse an der Gründung der Grünen Damen ist groß, was auch für mich eine Überraschung war. Doch in dem Krankenhaus in Belarus in Weißrussland müssen die Menschen einen extrem weiten Weg zurücklegen, um in das Krankenhaus zu gelangen. Und weil ein Auto fehlt, gibt es kaum die Möglichkeit, jeden Tag hin und her zu fahren, um die Angehörigen im Krankenhaus zu besuchen. Aus diesem Grund bleiben die Angehörigen oftmals auch im Krankenhaus, besonders wenn es sich bei den Kranken um Kinder handelt. Die Angehörigen verbringen den ganzen Tag am Bett des Erkrankten und sind froh um jede Form von Abwechslung.

Wie stellt man sich die Arbeit der Grünen Damen denn in Weißrussland vor und wie groß ist das Interesse dort, eine Gruppe zu gründen?

Oh, das Interesse ist sehr groß. Bereits im vorigen Jahr war eine Delegation aus Weißrussland hier in Deutschland und ich habe zu diesem Thema referiert. Die Teilnehmer haben die Idee begeistert mit nach Hause genommen. Ich bin ja ohne irgendwelche Vorstellungen nach Weißrussland gereist und war begeistert, wie weit die Vorbereitungen für die Einrichtungen einer Gruppe gediehen sind. Der Ablauf wäre der Gleiche wie bei uns. Die Grünen Damen dort könnten sich für ein paar Stunden um die kranken Kinder kümmern und die Angehörigen hätten endlich auch einmal Zeit für kleine Besorgungen oder auch mal wieder ein wenig zu schlafen.

Und an wen hat man denn dabei gedacht, bei der Gruppe mitzumachen?

Viele Erwachsene sind ohnehin regelmäßig im Krankenhaus bei Ihren Angehörigen. Diese sollen angesprochen werden, ob sie es sich nicht auch vorstellen könnten, andere Patienten zu besuchen.

Und die Grünen Damen dort tragen dann auch die typisch grünen Schürzen wie bei uns?

Nein, statt der grünen Schürzen, werden die ehrenamtlichen Helfer grüne Bänder tragen. Aber auch dort soll es regelmäßige Treffen geben, wo sich die Grünen Damen untereinander austauschen können.

Wie lautet Ihre vorläufige Bilanz und werden Sie in absehbarer Zeit noch einmal nach Weißrussland reisen?

Ich bin auf jeden Fall überrascht, wie konkret die Vorbereitungen zur Gründung der Grünen Damen in Belarus sind. Das und das Interesse der Menschen motiviert mich natürlich zum Weitermachen. Ich bin begeistert von der Offenheit der Menschen und ihrem großen Interesse. Trotzdem werde ich in diesem Jahr nicht mehr nach Weißrussland reisen. Wahrscheinlich wird das erst im kommenden Jahr wieder der Fall sein.