Gerald Nill

Das Landratsamt Lörrach hat den Weiterbetrieb der Pflanzenkläranlage in Sallneck nach 25 Jahren störungsfreiem Betrieb aus formalen Gründen nicht weiter genehmigt. Es beharrt darauf, dass Eigentümer Sebastian Matthaei eine Fäkalienhebeanlage errichten soll, mit der er sich ans kommunale Abwassernetz auf der anderen Seite der Passhöhe am Kreuz anschließt. Doch Matthaei gibt so schnell nicht klein bei. Er hat eine Frist zum Jahreswechsel verstreichen lassen und will notfalls vor Gericht ziehen, um den Fall klären zu lassen.

Matthaei spricht von „Behördenwillkür“ und dass er sich zur Wehr setzen wolle. Wenn er den ablehnenden Bescheid der Behörde in Händen halte, so der Sallnecker, wolle er das Verwaltungsgericht einschalten.

Kein Verständnis für den Eifer der Behörde in diesem Fall hat auch Markus Wursthorn, der Regionalvorstand des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Er zieht Parallelen zu Fällen, in denen im Kleinen Wiesental in der Vergangenheit tatsächlich in großem Stil Gewässer verunreinigt und belastet worden seien.

In einer Stellungnahme schreibt Wursthorn von einer „seltsamen Diskrepanz“ im Vorgehen des Landratsamts: Auf der einen Seite gebe es die Strenge gegenüber dem Privatmann. Auf der anderen Seite gebe es Holznasslager, deren gerbstoffhaltige Abwässer lange Zeit ungeklärt in die Köhlgartenwiese liefen. „Erst nach langem Drängen von Naturschützern ist das Landratsamt dann mal aktiv geworden, um diesen Missstand abzustellen“. Und Wursthorn erinnert auch an Waldwegebauten, „eigentlich verkappte Verklappung, mit kontaminiertem, teerhaltigem Straßenaufbruchmaterial“.

Umweltschützer kritisiert Entscheidung

Der Umweltschützer kritisiert: „Hier mussten die Naturschutzbehörden von den Naturschützern regelrecht zum Jagen getragen werden.“ Doch bei der Pflanzenkläranlage von Sebastian Matthaei in Sallneck sei eine Umweltbelastung überhaupt nicht zu erkennen. Trotzdem fahre das Landratsamt dort den harten Kurs.

Wursthorn fasst zusammen: „Das Wasser, das aus der Pflanzenkläranlage kommt, ist sauber. Niemand hat sich beschwert, keine Anwohner und erst recht nicht die Umweltverbände, denn das ist eine ökologisch optimale Lösung. Und es geht hier ja nur um ganz normale Haushaltabwässer.“ Wursthorn kommt es so vor, als führe die Umweltbehörde in Lörrach seit über 20 Jahren eine Fehde gegen den Privatmann.

Für den BUND-Vertreter sieht es ganz danach aus, als werde mit zweierlei Maß gemessen. „Im einen Fall geht es gegen mächtige Akteure wie den Forst, Kommunen, den Zweckverband Breitbandausbau und einflussreiche Straßenbaufirmen. Im andern Fall geht es gegen einen einzelnen Bürger, den man – zumindest anscheinend – leichter kleinkriegen kann.“

Ingenieurbüro gibt fachliche Rückendeckung

Die Einschätzung des Umweltschützers erhält fundierte Rückendeckung von fachlicher Seite. Ausgerechnet jenes Ingenieurbüro, das vom Landratsamt mit der Betreuung der beiden kommunalen Pflanzenkläranlagen in Kühlenbronn und Fischenberg beauftragt ist, stellt sich vollumfänglich und ohne jede Einschränkung hinter die private Anlage in Sallneck. Es handelt sich um das Ingenieurbüro Janisch und Schulz aus Münzenberg, für das der Ingenieur Hans Falkenberg die Anlage von Sebastian Matthaei im Dezember unter die Lupe nahm.

Auf zwei Seiten bescheinigt Falkenberg, dass die 17 Kubikmeter große Grube des Wohnhauses für 56 Einwohnerwerte ausgelegt ist. Aber es wohnen nur fünf Familienmitglieder am Kreuz. Das 55 Quadratmeter große Pflanzenbeet sei für elf Personen ausgelegt. In seiner Expertise schreibt der Ingenieur: „Das Pflanzenbeet macht einen gepflegten Eindruck.“

In seinem Fazit kommt der Experte zu dem Schluss: „An der Pflanzenkläranlage kann ich keinen Mangel feststellen.“ Sie werde vom Eigentümer gut betreut und funktioniere auch nach fast 25 Jahren noch immer einwandfrei.

Schließlich führt der Experte sogar ökologische Aspekte ins Feld, warum die konkrete Pflanzenkläranlage weiter betrieben werden sollte: „Das Pflanzenbeet selbst ist ein Feuchtbiotop. Der Ablauf des gereinigten Wassers trägt dazu bei, dass das Feuchtbiotop auch im Sommer genug Wasser erhält.“ Das sei gerade im Hinblick auf den Klimawandel immer wichtiger, schließt das fachliche Gutachten, das den Umwelt-Experten des Landratsamtes eigentlich zu denken geben sollte.