Visionen, Tatkraft und Unternehmergeist kann man dem Zimmermeister Martin Wassmer ganz sicher nicht absprechen. Mit seiner 22-köpfigen Belegschaft hat sich der Handwerker einen ausgezeichneten Ruf erworben. Millionen-Investitionen am Standort im Grießener Industriegebiet haben die Firma zu einem der leistungsfähigsten Holzbauunternehmen am Hochrhein werden lassen. Trotz voller Auftragsbücher sieht Martin Wassmer schwarz: „Die Branche steht kurz vor dem Kollaps“, erklärt er bei einem Ortstermin mit dem Bundestagskandidaten von Bündnis 90/Die Grünen, Jan-Lukas Schmitt, sowie Axel Schaub vom Ortsverband Klettgau/Rheintal.
Martin Wassmer führte aus: „Ende des vergangenen Jahres bewegte sich der Kubikmeter-Preis für Bauholz um die 300 Euro, aktuell zahlen wir bis zu 800 Euro und müssen froh sein, überhaupt noch Material zu bekommen.“ Die Gründe für den Preisanstieg sind vielseitig. Die Nachfrage aus den USA, China und Indien nach Holz ist immens gestiegen. In den USA ist durch das Corona-Konjunkturprogramm ein Bauboom entstanden.
Die Problematik in Deutschland mit dem Borkenkäfer hat ebenfalls zur Verknappung beigetragen. Für Martin Wassmer ist aber ein anderer Grund entscheidend: „Die großen Handelsfirmen und Exporteure haben Holz als Spekulationsobjekt entdeckt.“ Der steigende Holzpreis hat Konsequenzen sowohl für die Bauherren als auch für das Handwerk. „Ein Eigenheim wird bis zu 30.000 Euro teurer als kalkuliert, schätzt Martin Wassmer. Weitaus dramatischer sieht er aber die Auswirkungen auf sein Handwerk: „Die Angebote, die wir vor zwei Monaten gemacht haben, sind nicht mehr kostentragend. Selbst wenn wir die Preiserhöhung durchsetzen könnten, ist nicht gewährleistet, dass wir überhaupt das benötigte Material bekommen. In der Folge müssen Aufträge storniert werden oder zurückgestellt werden. „Es ist alles unberechenbar geworden und vor allem für kleinere Firmen ist das jetzt schon ein unlösbares Problem, macht er sich große Sorgen.
Politisches Dilemma
Lösungen sind nicht einfach. Jan-Lukas Schmitt verwies auf ein politisches Dilemma: „Ein Holz-Export-Stopp in Drittländer könnte zu Gegenreaktionen unserer Handelspartner führen. Als Nettoimporteur von Rohstoffen müssen wir aufpassen, dass wir die Rohstoffknappheit nicht einfach in andere Branchen verlagern.“ Eine Lösung könnte laut Schmitt die Subventionierung von inländischen Holzkäufen sein, damit deutsche Klein- und Mittelstands-Unternehmen mit den Exportpreisen konkurrieren können.