Im oberen Dorfkern in Erzingen rund um die katholische Kirche St. Georg regt sich was. Genauer gesagt im Pfarrhof mit seinem großen Pfarrhaus noch aus Kaiserzeiten und der uralten Pfarrschür mit dem dortigen Weinkeller und dem kleinen Waschhaus. Ein historisches Kleinod in Ober-Erzingen, das für viele Erzinger ein Stück Heimat ist.
Seit Jahr und Tag jedoch gammelt die Pfarrschür vor sich hin, der Pfarrgemeinde fehlt schlichtweg das Geld, um das jahrhundertealte, denkmalgeschützte Gemäuer grundlegend zu sanieren. Die Schür wird von der katholischen Jugend genutzt und ist Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. In den alten, abenteuerlichen Räumlichkeiten ist die Jugend unter sich und füllt bei ihren Zusammenkünften den alten Pfarrhof mit Leben.
Im gegenüberliegen Pfarrhaus geht es weit ruhiger zu. Dort wohnt schon lange kein Pfarrer mehr. Es beherbergt aber noch das Pfarrbüro. Die Klettgauer Seelsorger wohnen im sanierten Grießener Pfarrhaus.
Auf Basis einer Genossenschaft
Jetzt haben die beiden Erzinger Nicole und Joachim Netzhammer ihre spannende Vision, den ganzen Pfarrhof auf Basis einer Genossenschaft zu erwerben, zu sanieren und für gemeinnützige Zwecke unterschiedlichster Couleur zu nutzen, online der Öffentlichkeit vorgestellt und – so scheint es – sie haben dabei offene Türen eingerannt.

Schon seit längerem war es kein Geheimnis mehr, dass die Pfarrgemeinde sich von der Pfarrschür trennen – sprich verkaufen will. Auch das Pfarrhaus sowie die Nebengebäude stehen diesbezüglich zur Debatte. Nun nachdem sie von den ambitionierten Projektplänen erfahren hat, wurden die Verkaufspläne für ein Jahr zurückgestellt, um den Pfarrhof-Initiatoren Zeit zu geben, ihr Vorhaben auf solide Beine zu stellen.
Auf Anfrage erklärte Stiftungsrat Meinrad Tröndle: „Ich begrüße diese Idee sehr, wir werden das Projekt offen und wohlwollend unterstützen.“ Der Pfarrgemeinde gehe es keineswegs darum, den maximalen Verkaufserlös zu erzielen, sondern vielmehr sei entscheidend, was für die Gemeinde sinnvoll und gut sei, führt er aus.
Was aber haben die beiden Initiatoren des Projektes nun konkret vor? In der seit einiger Zeit aufgeschalteten Website sind die Ziele sowie die zugrunde liegende Philosophie recht anschaulich dargestellt. Grob zusammengefasst soll der ganze Pfarrhof ein Ort für Begegnungen sein, in dem kulturelle und soziale Themen einen Raum finden, Erfahrungen und Wissen ausgetauscht werden und das Generationen übergreifend.
„Wir sind gerade dabei, ein Netzwerk aufzubauen, um weitere Köpfe für die Mitarbeit zu gewinnen“, erklärt Joachim Netzhammer, „und dazu brauchen wir Menschen, die als Projektbotschafter Ideen und Meinungen einsammeln und weiter geben können.“ Aber ganz besonders liegt Nicole und Joachim Netzhammer am Herzen: „Das Projekt Alter Pfarrhof ist ein Gemeinschaftsprojekt, das viele Eltern hat, deren Ideen sind allesamt in das Konzept eingeflossen.“