Wie aus kleinsten Anfängen sehr vieles erreicht werden kann, zeigt die Geschichte der Klettgau Cleaners. Sie steht und fällt mit der Person von Radovan Rabl, der den Stein in Klettgau ins Rollen brachte und mittlerweile über ein gut funktionierendes Netzwerk verfügt, sodass die Aufrufe zum Müllsammeln an Straßenrändern und in der Landschaft mehr und mehr Helfer und Mitstreiter finden.

132 Kilo Abfall in eineinhalb Stunden
Mit Eimern, Greifzangen und Warnwesten ausgerüstet sieht man die „zweibeinige Müllabfuhr“ des Öfteren durch die Klettgauer Ortsteile streifen. So auch bei der jüngsten Sammelaktion in Erzingen, an die 70 Müllsammler packten mit an. Letztlich kamen in nur eineinhalb Stunden 132 Kilogramm Abfall zusammen, der beim Klettgauer Bauhof abgegeben wurden.
Wie alles angefangen hat
„Den ersten Impuls erhielt ich durch die Bewegung „Fridays for Future“, erzählt Radovan Rabl. Die dummen Sprüche über diese Initiative seien ihm mächtig auf die Nerven gegangen. In diesem Zusammenhang recherchierte er und stieß auf ein Cleanup-Network.
So nahmen die Dinge ihren Lauf. Auf Spaziergängen stachen ihm mehr und mehr die weggeworfenen Wohlstandsüberreste, verteilt in der Landschaft, ins Auge. Mit gefüllten Taschen kehrte er jeweils nach Hause und kippte den gefundenen Müll in seinen Mülleimer.

„Anfangs kam ich mir echt komisch vor und sammelte beinahe verschämt den Abfall. Aber das Gefühl hinterher, was Gutes getan zu haben, wog alles auf“, so Rabl.
Peu à peu ging es vorwärts, der erste Mitstreiter und Bruder im Geiste, Achim Meyer aus Grießen, meldete sich nach einem ersten Presseartikel über Rabl. Kurzerhand wurde eine WhatsApp-Gruppe gegründet, mit der sich zahlreiche neue Kontakte ergaben.
Wer sind die Klettgau Cleaners?
Die doch mittlerweile stattliche Zahl der Helfer und Mitstreiter als Spinner oder Ökofreaks abzutun, wäre völlig falsch. Sie kommen aus allen Gesellschaftsschichten, es sind Männer und Frauen jedweden Alters, vom rüstigen Rentner bis hin zum Schüler ist alles vertreten.

Der gemeinsame Nenner ist die Überzeugung, dass der Wohlstandsmüll nicht in die Natur gehört, ein grundlegendes Umweltbewusstsein eint alle Teilnehmer der Aufräumaktionen. Auch wenn die Interessen- und Themenschwerpunkte individuell höchst verschieden sind.
Dem einen geht es vielleicht mehr um das Tierwohl, andere sehen vor allem die reale Gefahr, dass der Plastikmüll irgendwann in winzigsten Partikeln auf ihrem Teller landet.

Während in den Anfängen der Klettgau Cleaners die Verbreitung der Infos zu ihren Aktionen weitestgehend über die sozialen Medien bewerkstelligt wurde, so erreichen sie nun auch Bevölkerungsschichten, die keinerlei Affinität zu Facebook und Co haben. Ihre Ideen und Ziele sind mittlerweile auch beim „normalen, gesetzten Klettgauer“ angekommen.
Was wurde erreicht?
Auch wenn Radovan Rabl, bescheiden wie er ist, es nicht so ausdrücken würde, ein Scherflein zur Gründung neuer Cleanup-Gruppen in der Nachbarschaft wie Wutöschingen oder Tiengen haben die Klettgauer gewiss beigetragen. „Schreiben Sie, wir unterstützen die Tiengener und die Wutöschinger, wir arbeiten zusammen“, sagt er.
Erreicht wurde zudem, dass sich Sponsoren fanden, wie Döbele Kunst & Design, die ein Logo und eine Website für die Klettgauer entworfen und erstellt haben. Mit WT Tag & Nacht und Partyamigo fanden sich weitere Unterstützer. Und sogar das große Berlin wurde auf die Klettgauer aufmerksam: Die Konrad-Adenauer-Stiftung schickte ein Filmteam, das zum Tag des Deutschen Ehrenamtes einen Beitrag über die Initiative drehte. Infos dazu gibt es unter www.kas.de/de/web/politische-bildung/tag-der-demokratie