Mal ganz ohne Handy oder sonstigen modernen Schnickschnack: Eine Reise zurück ins Mittelalter fernab von Elektrizität und Mobiltelefonen erwartet die Besucher des Mittelalterspektakels über das Pfingstwochenende in Erzingen. Bunte Gewandungen, Schenken und ein großes mittelalterliches Lager laden die Interessierten ein, in eine vergangene Epoche einzutauchen.
Feuershows, Landknechtsgericht und Schaukämpfe
Über das Pfingstwochenende von Samstag bis Montag, 4. bis 6. Juni, wird es auf dem Gelände der Realschule in Erzingen ein buntes Programm mit Feuershows, einem Landknechtsgericht und verschiedenen Schaukämpfen geben. Die Erzinger Narrengesellschaft organisiert das Mittelalterspektakel gemeinsam mit dem historischen Hans-Müller-Verein anlässlich des 1150-jährigen Jubiläums des Klettgauer Ortsteils.

„Die Veranstaltung wird ein Familienfest sein, an dem es für Jung und Alt ein vielseitiges Programm geben wird“, erklärt Gabi Weißenberger, Mitorganisatorin der Veranstaltung.
Urkundliche Erwähnung im Jahr 870
Urkundlich erwähnt wurde das Dorf mit seinen heute knapp 4000 Einwohnern zuerst im Jahre 870 mit dem Namen „Arcingen“. Die großen Feierlichkeiten waren daher bereits für das Jahr 2020 geplant, mussten allerdings in den vergangenen zwei Jahren ruhen. „Wir wussten, dass wir das Fest jetzt durchführen müssen, sonst wären wir nicht mehr glaubwürdig gewesen“, ist sich Gabi Weißenberger sicher.

Die Veranstalter erwarten 5000 Besucher
Was bei einem gemütlichen Zusammensitzen der Narren als spontane Idee aufgekommen ist, soll nun zu einem Besuchermagnet werden. An die 5000 Personen erwarten die Veranstalter über die drei Tage verteilt. Auch der Bürgermeister der Gemeinde Klettgau Ozan Topcuogullari freut sich auf die Festlichkeiten: „Es ist schön, dass wieder große Feste möglich sind und wir ein solches Fest auch in Erzingen feiern können.“ Dennoch setze er auf die Eigenverantwortlichkeit der Festbesucher, da die Pandemie noch nicht vorbei sei.
Das Programm: Kanonenböller, Prozession, Waffendrill und mehr
Rund 150 Menschen im mittelalterlichen Lager
Rund 150 Personen werden über die drei Tage ihre Lager entlang des Leichtathletik-Platzes hinter der Realschule in Erzingen aufschlagen. Dabei wird versucht das Lagerleben des Mittelalters so authentisch wie möglich darzustellen. „Wir wollen den Familienspaß in unserem Lager unterkriegen und versuchen gleichzeitig geschichtliche Informationen zu überliefern“, so Patrik Klemm, Vorsitzender des Vereins „D‘Buure 1524“ aus dem Brigachtal im Raum Donaueschingen. Das soll soviel heißen wie: Die Mobiltelefone werden für drei Tage ausgeschaltet, es wird nach alten Rezepten gekocht und am Lager wird mittelalterlicher Schmuck hergestellt. „Wir bemühen uns, uns der Zeit anzupassen. Aber das ist natürlich nur eine Annäherung“, betont er.

Klettgauer Bauern schließen sich dem Widerstand an
Der „Neue Haufen“, so hieß der Zusammenschluss der Bauern aus dem Brigachtal, schloss sich während des Bauernkriegs 1524 mit dem „Bulgenbacher Haufen“ unter ihrem Hauptmann Hans Müller von Bulgenbach aus der heutigen Gemeinde Grafenhausen zusammen. Auch Bauern aus dem Klettgau schlossen sich dem Widerstand gegen ihren Landgrafen an. Hans Müller von Bulgenbach wurde 1525 in Laufenburg geköpft. Kurze Zeit später wurde der Bauernaufstand von Truppen des ansässigen Grafen Rudolf V. von Sulz in Grießen (Klettgau) niedergeschlagen.

Schmied, Bogenbauer und Korbmacher
An allen Tagen wird es auf dem Hof der Realschule verschiedene Verzehrstände geben. Zudem werden Verkäufer hier ihr Kunst- und Handwerk verkaufen. In Richtung des Leichtathletikplatzes werden in Getränke und Speisen in zwei Schenken und einem Teezelt ausgegeben. Das alte Handwerk wird von einem Schmied, einem Bogenbauer und Korbmacher gezeigt. Zudem zeigt Roland Indlekofer, wie Sensen geschärft und Besen gebunden werden.