Rotraud Opfermann

Für Jungen im Alter zwischen acht und zehn Jahren bot die Kinder- und Jugendarbeit Jestetten-Lottstetten einen Workshop an, in dem die Jungen Selbstsicherheit kennenlernen sollten. Die Jungs konnten spielerisch lernen, wie sie sich behaupten können. Und sie sollten lernen, wie sie aus kritischen Situationen ohne Gewalt und Beleidigungen herauskommen.

Die Jungen wurden von Tom Colberg, Sozialpädagoge und Mediator, der extra aus Konstanz nach Lottstetten angereist war, geschult, wie sie in bestimmten Situationen reagieren können. Ein Beispiel war: wenn ein älterer Junge an der Bushaltestelle anfängt, zu pöbeln. Colberg zeigte anhand der Ampelfarben, in welche Kategorien das Bauchgefühl eingeordnet werden kann: Alles gut – grünes Licht; gelb – ich muss aktiv werden und rot: Alarm – ich muss mir Hilfe holen.

Colberg vermittelte den Jungen, dass Scham ein ganz normales Gefühl ist und sie dieses ruhig zulassen dürfen, auch gegenüber Familienmitgliedern. Empathie ist eine sehr wichtige Fähigkeit, die erlernt werden kann.

Es ging auch um das sehr heikle Thema von sexuellem Missbrauch durch Erwachsene. Tom Colberg ging dieses Thema sehr sensibel an und versuchte im Rollenspiele mit dem Beispiel der Warteschlange, vor der Eisdiele einen Übergriff zu simulieren. Selbstverständlich tippte er den Jungen nur auf den Rücken. Anfangs waren die Jungs eher zaghaft und sagten „Hey, was machen Sie da?“ Nach ein paar mal Üben kam „Hey, der fasst mir einfach an den Po!“ oder „Nehmen Sie die Finger von mir – so eine Unverschämtheit!“ All diese Aussprüche sollen so laut getätigt werden, dass andere darauf aufmerksam werden. Auch sollte beim „Sie“ geblieben werden, damit die Distanz beibehalten oder vergrößert wird. Am besten sollte sofort eine Anzeige erfolgen und nicht gedacht werden: „Ach, das war ja nur einmal“ – keiner kann wissen, wie oft so etwas schon passiert ist und wenn jeder so denkt, können keine Ahndungen erfolgen.

Stopp heißt Stopp

Auch Jungen dürfen sich nichts gefallen lassen, sie müssen auf sich aufmerksam machen, wenn ihre Intimsphäre gestört wird oder ihnen jemand zu nahe kommt, egal ob verbal oder tätlich, denn: „Stopp heißt Stopp!“ Die Jungen hatte viel Freude und während der Beobachtungsphase haben sie Fortschritte gemacht.