Linus Merkel

Er hat es geschafft: Trotz Dauerregens und Kälteeinbruch hat Stephan Franz seinen Benefiz-Lauf über 160 Kilometer zugunsten der Jugendabteilungen des SV Jestetten, SV Lottstetten und SV Altenburg absolviert.

Gänsehaut beim Einlauf

Riesiger Jubel kam auf, als der Marathon-Mann am Samstagnachmittag ins Seestadion des SV Jestetten eingelaufen ist. „Als ich von Weitem die ganzen Leute da stehen sah, hatte ich Gänsehaut“, offenbart der 53-Jährige. Für ein paar Sekunden unterbrach der Schiedsrichter sogar das Bezirksligaspiel zwischen dem SV Jestetten und dem FC Wehr, denn die Aufmerksamkeit war ganz auf den Lottstetter Dauerläufer gerichtet.

Muskelkater und zwei ramponierte Schuhe

Am Tag zuvor war Franz bei Sonnenschein und Wärme in Jestetten losgelaufen. An seiner Seite die ersten 65 Kilometer als „Anfangshelferin“ Janine Schneider, WM-Teilnehmerin im Mountainbike, Diesmal ohne Rad, sondern auch als Joggerin.

Lange hat sich Stephan Franz auf den 160-Kilometer-Lauf vorbereitet. Sein Hund Eddie begleitet ihn stets auf seinen Trainingsrunden, wie ...
Lange hat sich Stephan Franz auf den 160-Kilometer-Lauf vorbereitet. Sein Hund Eddie begleitet ihn stets auf seinen Trainingsrunden, wie hier, in Vorbereitung auf einen 100-Kilometer-Lauf. | Bild: privat/Stephan Franz (thg)

Doch nach dem „Abkoppeln“ lagen noch immer fast 100 Kilometer vor Franz. Durch die Nacht, bei Kälte und einsetzendem Dauerregen. Aber der Lottstetter Heilpraktiker war vorbereitet, hatte drei Paar Laufschuhe am Start, frische Kleidung – und voll motivierte Streckenposten und Begleiter. „Ich hatte eine unglaubliche Unterstützung, ohne meine Helfer hätte ich das nicht geschafft“, ist Franz begeistert über seinen Rückhalt.

Aber bei manchen Dingen können dann auch die Helfer nichts ausrichten. Denn ab Kilometer 100 hatte der 53-Jährige immer mal wieder Magenprobleme, vorerst nahm er nur Müsliriegel zu sich und versorgte sich weiterhin mit Flüssigkeit. „Wenn du einen Ultra-Marathon schaffen willst, musst du auch beißen“, weiß Franz.

Und er kämpfte, auch wenn die Beine langsam schwer wurden, die Achillessehnen schmerzten. Denn 150 Kilometer von den 160 lief Franz auf Asphalt, so verschleißt er während des Laufs ein Paar Schuhe komplett, die anderen Beiden tragen sichtlich Spuren davon. „Jetzt stehen sie aber erst mal in der Ecke für ein paar Tage“, sagt Franz mit einem Lachen nach dem Lauf. Er brauche ein wenig, um wieder in die Gänge zu kommen, gesteht der Dauerläufer. „Ende der Woche schaue ich mal, ob ich das erste Mal wieder leicht joggen gehe.“

Der Muskelkater ist aber verkraftbar, sind die Emotionen um einiges größer für den Lottstetter. Als er beispielsweise kurz vor Ende seines Mega-Marathons durch Schaffhausen lief, wurde er von drei anderen Joggern erkannt und nochmals angefeuert.

„Leute, die ich zuvor kaum kannte, gratulierten mir zu dieser Aktion und klatschten ab“, freut sich Franz über das große Feedback. Und so ließ es sich der Lottstetter auch nicht nehmen, direkt nach dem umjubelten Einmarsch noch über das Mikrofon ein paar Worte an die zahlreichen Fans zu widmen. Er habe mit dem Lauf vor allem den Kids zeigen wollen, was möglich ist. „Tut was, traut euch was, seid sportlich“, fasst Franz zusammen.

Aufgeben kommt nicht infrage

Sein Lauf über 160 Kilometer war auch ein Kampf gegen sich selbst, gegen die Anstrengung und Ermüdung. Doch aufgeben kam dem 53-Jährigen nie in den Sinn. „Ich war immer positiv“, offenbart Franz. Und als beim Einmarsch der Jubel ausbrach und der Dauerläufer von seiner Frau Michaela und seinen Kindern noch symbolisch eine Goldmedaille umgehängt bekam, wusste der Marathon-Mann, dass er alles richtig gemacht hatte. „Eine unglaubliche Erfahrung. Solch einen Lauf vergisst man nie mehr in seinem Leben.“