Als die Autorin Yasmina Reza 1994 die Komödie „Kunst“ schrieb, wurde es schnell zum Erfolgsstück. Alle großen und kleinen Bühnen spielten es – jetzt auch das kleine Kellertheater „Kaiserbühne“ in Kaiserstuhl, besser bekannt als Laxdal-Theater. Und das Stück hat auch heute nichts an Aktualität verloren. Gleich vorneweg: Es wurde unter der Regie von Peter Niklaus Steiner ein unglaublich dichtes, berührendes Kammerspiel mit drei großartigen Schauspielern.

Fast leeres Bild als Stein des Anstoßes

Dabei geht es weniger um Kunst als um Freundschaft. Die drei Freunde Serge, Marc und Yvan sind seit fünfzehn Jahren eng verbunden: Serge (Mathias Ott) ist Dermatologe, seit langem geschieden und gibt sich – mit Haardutt und Hornbrille – betont lässig, salopp und kunstverständig. Er hat sich gerade ein riesiges weißes Bild von einem berühmten Maler gekauft. Für 50.000 Franken.

Nur bei genauerem Hinsehen erkenne man darauf fast farblose Streifen, erklärt er seinen Freunden und spricht stolz von „Vibration der Monochromie“. Doch Marc (Stefan Schönholzer), ein eher korrekter Ingenieur der Aeronautik mit wachen Augen, findet das Bild schlichtweg „Scheiße“, während Yvan (Nico Jarcornet), der selber genug eigene Probleme hat und unmittelbar vor seiner Hochzeit steht, es Beiden recht machen und ständig vermitteln will.

Zwischen Streit und Vermittlungsmühen

Die Bühne ist leer. Die Freunde treffen sich mal zu zweit, mal zu dritt. Ab und zu trägt Serge das Bild herein. Schnell wird der Ton aggressiver. Vor allem der überkorrekte Marc erhitzt sich, regt sich auf, beleidigt die Freunde und schluckt hektisch Tabletten.

Yvan stattdessen bleibt ruhiger: „Ich bin nicht so streng. Das Bild ist ein Gedanke, ein Kunstwerk“. Doch bald gerät der Streit außer Kontrolle, nach heftigen Beleidigungen und fast intimen Verletzungen kommt es zu Handgreiflichkeiten.... Das sind teils absurde Diskussionen, teils abenteuerlich komisch oder abgrundtief traurig. Anrührend Yvan in seinem verzweifelten Bemühen zu vermitteln, bis er in Tränen ausbricht: „Warum trefft ihr euch, wenn ihr euch hasst?“

Regisseur Peter Steiner setzt viel auf Pantomime, teilt die Szenen in kurze Spots und verzichtet auf denkbare Ulknummern. Stattdessen ganz große Themen wie Männerfreundschaft, Vertrauen, gemeinsames Lachen und Lebenskunst. Das Premierenpublikum im ausverkauften Theater genoss die pointierten Dialoge und vor allem die sich dramatisch steigernde Entwicklung des Abends. Doch die soll hier natürlich nicht verraten werden. Großer Beifall!

Nächste Vorstellungen finden am 28. und 30. Oktober statt, am 3., 4., 5., 6., 13., 25. und 27. November und am 8., 9., 10., 11., 16., 18., 30. und 31. Dezember. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr, sonntags um 17 Uhr und an Silvester um 16 und 20 Uhr. Tickets & Infos unter www.kaiserbuehne.ch oder info@kaiserbuehne.ch.