„Das war‘s. Tschüss. Au revoir – ihr Martin Benz“, sind die letzten Worte seiner Schlussrede gewesen. Ende Mai übertritt der dienstälteste Bürgermeister des Landkreises Waldshut die Schwelle in den Ruhestand.
Am Abend seiner offiziellen Verabschiedung, am Sonntag, 21. Mai, war seine Schlussrede der drittletzte Punkt auf dem Programm. Sein erstes Wort am Mikrofon: „Tja.“ Dann eine Pause. „Wenn Sie wüssten, wie mulmig mir ist.“
Über drei Jahrzehnte lang im Traumberuf
Machen habe Martin Benz nie etwas anderes wollen. Er sei froh, das Amt des Bürgermeisters so lange habe ausüben zu dürfen – trotz teils langer Arbeitstage: „Eine 70-Stundenwoche war der Regelfall.“
Und auch Kritik schwang in seiner Rede mit. „Heutzutage muss ich 75 bis 80 Prozent meines Pensums dafür aufwenden, um mich gegen Behörden durchzusetzen“, sagte er in ernstem Ton. Früher sei es deutlich weniger gewesen. „Den gestiegenen Egoismus braucht unsere Gesellschaft nicht“, war sich Benz sicher.

Der scheidende Bürgermeister dankte den Gemeinderäten, dem Rathaus-Team und allen anderen Anwesenden. Doch ein besonderer Dank galt seiner Frau und seinen Kindern: „Ein öffentliches Leben zu führen, das ist für die Familie manchmal sehr schwer.“ Umso dankbarer sei er für die jahrzehntelange Unterstützung.
Als Benz seine Schlussrede beendete, standen alle Gäste in der „nahezu vollbesetzten Martin-Benz-Gedächtnishalle“, wie Bürgermeisterstellvertreter und Moderator Heiko Zimmermann die Mehrzweckhalle zu Beginn der Veranstaltung nannte, auf und applaudierten.

Die Laudatio auf das 32 jährige Wirken von Martin Benz durfte Stellvertreter Richard Wagner halten. In einem Ritt durch die Vergangenheit kamen viele Themen und Errungenschaften der Ära Benz zur Sprache. Es habe sich aber nicht alles rekapitulieren lassen, da ein Abend für so viele Jahre nicht reichen würde.
Ein paar wichtige Eckpunkte
Am 29. Mai 1991 trat Martin Benz sein Amt als Hohentengener Bürgermeister an. Seit 1994 gehöre er außerdem dem Kreistag an. „Die Situation war 1991 ähnlich wie die Wahl in diesem Jahr“, sagte Wagner. Der junge Benz habe sich damals als auswertiger Bewerber durchgesetzt und viel Schwung und Elan mit in den Beruf gebracht.

„Die Gemeinde war damals hoch verschuldet und steht heute, 32 Jahre später, trotz großer Investitionen finanziell gut da.“ Auch die Entwicklung der Ortsteile habe Benz immer am Herzen gelegen. In Hohentengen lasse es sich jetzt dank des scheidenden Bürgermeisters „von der Wiege bis zur Bahre“ leben.

„Martin Benz hat sich für eine gerechte Fluglärmverteilung eingesetzt, hat während seiner Amtszeit zwölf Verkehrsminister erlebt und 678 Gemeinderatssitzungen abgehalten, in denen es auch mal heiß herging“, fasste Wagner abschließend zusammen.
Landrat füllt seine Redezeit
Unter den Rednern fand sich auch Landrat Martin Kistler, der Benz vor allem für seinen Einsatz in Sachen Breitband dankte. „Du warst Vordenker für den gesamten Landkreis. Dein Motto war stets: Jeder Kuhstall braucht Glasfaser“, so Kistler. „Nach 32 Jahren Martin Benz geht jetzt eine Ära zu Ende.“
Der Landrat schätze die ehrliche Art von Martin Benz und seine guten Verbindungen über die Gemeindegrenzen hinaus bis auf die andere Seite des Rheins, in die Schweiz. Benz sei außerdem auch ein Grund gewesen, warum sich Kistler für das Amt des Landrats beworben hätte. Eins sei klar: „Du hinterlässt große Fußstapfen.“
Herausforderungen bleiben
Für Nachfolger Jürgen Wiener gebe es in der Gemeinde trotz der guten Arbeit von Benz genug zu tun. „Eine Gemeinde ist nie fertig. Die Herausforderungen bleiben, entwickeln und verändern sich“, sagte Martin Kistler. Zum Abschied brachte der Landrat dem scheidenden Bürgermeister einen spanischen Schinken mit.

Mit Abstand die kürzeste Rede des gesamten Abends hielt Walter Meier, Präsident des Abwasserverbandes Rafzerfeld: „Ich bin überrascht, wie lange die Deutschen reden. Wir Schweizer kommen schneller zum Punkt.“ Nach zwei Minuten beendete er seine Rede, dankte dem scheidenden Bürgermeister und saß in Nullkommanichts wieder auf seinem Platz.

Den Abend über gab es viele Geschenke zum Abschied für Martin Benz. Darunter neben dem spanischen Schinken des Landrats auch ein Feuerlöscher von der Feuerwehr und eine Ruhebank aus Holz zum Sitzen und Genießen von den diversen Vereinen. Nach dem offiziellen Teil ließen alle Anwesenden den Abend am Buffet ausklingen.