Hans Kohler alias „Bunker-Hausi“ aus Endingen ist stolzer Besitzer des Bunkers „Bleiche„ unterhalb von Kaiserstuhl. Die Anlage befindet sich auf einer kleinen Insel im Rhein. „Hier kann und darf Geschichte erlebt werden“, sagt Hans Kohler nach einem Rundgang durch seinen Bunker. Der frühere Verteidigungsbau ist durch einen langen Holzsteg mit dem Land verbunden. Der Bunker wurde 1939 vor der Aufstaung des Rheins durch das Kraftwerk Reckingen auf jener Insel im Rhein gebaut, wo bis 1875 die Reste von Schloss Schwarzwasserstelz gestand hatten.
Fondue-Essen hinter drei Meter Stahlbeton
Die Militäranlage besteht aus 55 Tonnen Stahlbeton, hat drei Meter dicke Wände und zwei Etagen. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Stellungen für Maschinengewehre sowie eine kleine Kochnische. Im Untergeschoss, das unter dem Wasserspiegel liegt, stehen ein Kajütenbett und ein kleiner Tisch mit vier Stühlen, an dem „Bunker-Hausi“ zusammen mit Freunden schon so manches Fondue eingenommen hat.

Nicht mehr funktionstüchtig, aber noch im Originalzustand vorhanden, ist die Telefonzentrale mit Steckverbindungen; ebenso ein Kühltank für die Maschinengewehre. Auch die Anlage, welche die Frischluftzufuhr gewährleistet, besteht noch. Hinzu kommt eine Sammlung von Soldatenliederbüchern, Armeereglementen und Fachbüchern. Ergänzt wird sie durch Plaquetten, Gradabzeichen und Patten.
Inmitten eines reizvollen Naturparadieses
„All diese Dinge geben Einblick in die Zeit des Zweiten Weltkriegs„, erklärt Hans Kohler. Glücklicherweise habe aus seinem Bunker nie ein Schuss abgegeben werden müssen. Hans Kohler interessierte sich aber nicht nur wegen der militärhistorischen Bedeutung für die Anlage.
Der 69-jährige pensionierte Postauto-Chauffeur ist vernarrt in das Naturparadies rundherum. „Die Tierbegegnungen hier sind einfach wunderbar“, schwärmt Hans Kohler. In seiner näheren Umgebung leben Biber, Füchse, Marder, Siebenschläfer, und auch der Eisvogel lässt sich regelmäßig blicken.
Hautnaher Kontakt mit Eisvogel und Waldkauz
Ein bis zwei Tage pro Woche, sommers wie winters, verbringt Hans Kohler in und um seinen Bunker herum. „Hier gibt die Natur den Rhythmus vor“, sagt er, der Stunden draußen verbringt. Wenn er Vogelstimmen nachpfeife, würden ihm Kleiber, Waldkauz und Singdrossel antworten. Besonders schätzt er es, wenn sich die Tiere sich ganz in seiner Nähe aufhalten.
„Kürzlich habe ich auf dem Steg auf meiner Ukulele gespielt“, erzählt er, „dabei sass ein Eisvogel neben mir und hat mich etwa eine halbe Stunde lang beobachtet“. Auch Schwäne hätten sie schon wie selbstverständlich neben ihn gesetzt. Auf dem mit wildem Gras überwucherten Dach des Bunkers brüten jeden Frühling Entenpaare ihre Eier aus.
Weil der Bunker mitten im Rhein steht, muss Kohler Wasserzins entrichten. Denn regelmäßig schwemmt es bei Regen jede Menge Holz an, das er später als Brennholz verwenden kann. Wenn immer möglich bereitet der Endinger seine Mahlzeiten auf dem offenen Feuer zu. „Ich bewirte auch gerne Freunde oder Vereine“, erklärt er.
„Der Bunker stößt auf großes Interesse“, sagt Hans Kohler, der immer wieder Wanderern und Bootsfahrern Auskunft über den Militärbunker gibt. Im Kanton Aargau wurden rund 100 Bunker veräußert. Für eine zivile Nutzung ist eine Bewilligung des jeweiligen Kantons nötig. Hans Kohler hat eine solche erhalten, weil er sich mit dem Kauf zum Erhalt des militär-historischen Baus verpflichtet hat.
Bunker als Immobilien
Seit Anfang der 90er Jahre verkauft die Schweizer Armee nicht mehr benötigte Immobilien. Laut Armasuisse wurden bislang rund 2000 Gebäude und Anlagen verkauft oder im Baurecht abgegeben. Im Kanton Aargau wurden rund 100 Bunker veräußert, wobei der grösste Teil an Vereine oder Stiftungen übergegangen ist.