Mit oder ohne Böller hineingerutscht ins neue Jahr, offenbart uns dieses das gleiche Bild wie vorher: weit und breit kein Schnee. Stattdessen sattgrünes Gras, in manchen Gärten stupfende Tulpen und blühende Christrosen, als ob der Frühling schon nah wäre. Den Eindruck unterstreicht der Blick auf das eine und andere Feld. Auch dort wogt grün das Gras im Wind, doch dazwischen sind gelbe Flecken zu sehen: Der Löwenzahn blüht. Macht er normalerweise im März oder April. Aber zur Erinnerung: Jetzt ist Januar. Der Monat, in dem bestenfalls Eisblumen blühen, aber doch nicht der Löwenzahn. Andererseits könnte, wer möchte, die Gunst der Stunde nutzen, den Löwenzahn pflücken und dem Salat aus den südländischen Treibhausfabriken beimengen. Dem Löwenzahn, im alemannischen Sprachraum gern auch als Säudätsch bezeichnet, werden nämlich heilsame Kräfte nachgesagt. Er soll die Nieren reinigen, der Leber und Galle guttun, außerdem den Gelenken und Bandscheiben. Eine tolle Pflanze also, die jetzt auch deshalb unbedenklich genossen werden kann, weil noch keine Gülle drauf liegt. Und schön aussehen tut der Löwenzahn ohnehin, so sonnig, fröhlich, das Gemüt wärmend. Obwohl der Zeitpunkt für ihn grad nicht richtig ist, eignet er sich sogar dazu, anderen eine Freude zu machen. Denn was für das Küsschen oder das Gläschen gilt, gilt auch für den Löwenzahn: Ein Sträußchen in Ehren kann niemand verwehren. Irgendwann später – Pusteblume!