Das erste Konzert im Pfarrhof in Görwihl wird hoffentlich, so die einhellige Meinung der zahlreichen Zuhörer am Sonntagabend, nicht das Letzte gewesen sein. Die dreiköpfige Band Hairball Remedy aus Freiburg hatte sich diesen geschützten Raum ausgesucht, um die Verständlichkeit ihrer Liedtexte zu erhöhen, die in der Akustik der Görwihler Kirche etwas mehr verschwimmen würden. Diese Idee zahlte sich aus, sind die Texte doch allesamt recht hörenswert.

„Wir haben ein Faible für alte Texte“, erklärte Geigerin und Sängerin Laura Schmid, und zum Beweis hatte die Band eine Vertonung von Wolfgang Borcherts Gedicht „Das graurotgrüne Großstadtlied“ mitgebracht, eine ganz sanfte mit einem Gitarrenostinato unterlegte Melodie, zunächst von Laura Schmid mit luftig leichter Stimme gesungen, dann einfühlsam auf der Geige interpretiert. „Das lila Lied“, eine Hymne der frühen Homosexuellenbewegung aus der Weimarer Republik und vor zwei Jahren 100 geworden, klingt bei Hairball Remedy beinahe ein wenig wie das kongeniale Duo Brecht/Weill, das indes auch selbst mit im Programm ist in Form der berühmten, schaurig schön vorgetragenen Moritat von Mackie Messer aus der Dreigroschenoper.

Rilkes „Panther“ in einer swingenden Version à la Django Reinhardt und Stephan Grappelli legte gleichzeitig auch eine weitere Vorliebe des Trios offen, nämlich die der Einbindung von Tieren in ihre Songs. Die nachdenklichen, kritischen, mitunter bissig-schrägen lebensphilosophischen Texte der Eigenkompositionen von Gitarrist, Sänger, Texter und Komponist Johannes Lackner befassen sich etwa mit dem „Schwarzen Hund“, einem Sinnbild für depressive Stimmung, dem „Schwein“, als das sich der einst Geliebte entpuppt, oder mit den „Schafen“, Herdentieren, die in den letzten beiden Jahren vermehrt im Bekanntenkreis auf- respektive aus ihm abgetaucht sind. Und dann gibt es da auch noch den hinreißenden Katzenblues oder die Geschichte vom „Fuchs“, der nach miserabler Jagd hungrig in seinen Bau zurückkehrt. Und schließlich verrät „Für Geld“, worum es so manchem mit einem Tier verglichenen Zeitgenossen wirklich geht. Dabei switchen die drei Musiker je nach Stimmung und Atmosphäre ihrer Kreationen gekonnt zwischen unterschiedlichen Stilrichtungen hin und her, vom Blues und Swing über Klezmer bis zu Jazz, Ballade und Chanson.

Mit tief melancholischer Einleitung und trotz des swingenden Rhythmus‘ einschließlich Kontrabass-Solo von Jan Metzger genial weinender Geige interpretiert das Trio das alte ukrainische Lied „Schwarze Augen“, gesungen auf französisch, oder nimmt die Zuhörer mit bei der lyrisch zarten Aufforderung des Klassikers „Fly Me To The Moon“. Bei dem erinnerungsträchtigen amerikanischen Liebeslied „These Foolish Things“ schnippten die Zuhörer versonnen mit den Fingern mit, und die Füße wippten begeistert im Takt beim nicht minder liebevoll interpretierten „Bey mir bistu sheyn“.

Ganz in seinem Element war das Trio auch bei den wenigen reinen Instrumentalstücken. So servierte es einen bezaubernden Bossa Nova, den mitreißenden Klezmertitel „Jankele“ oder den verträumen „Tannenhoek“. Eine ähnliche Sehnsuchtsmelodie mit arpeggierten Gitarrenakkorden und einem Orgeltonvibrato in der Geige exponiert auch die „Hütte im Wald“, und „Ein Gespenst“, das des Nachts in alten Häusern gerne geistert, knarzt und knackt, stellen die Drei herrlich gespenstisch mit Kratzen und Quietschen auf ihren Instrumenten dar.

Klar, dass die drei Musiker auch ihren Abspann mit Vorstellung der Bandmitglieder professionell gestalteten, eingebettet in das Lied „Deine braunen Augen“, und als weitere Zugabe kredenzten sie „Ich wünscht‘ ich wär‘ ein Vagabund“.