Claus Bingold

Herr van Genabith, wie lange sind Sie bereits als Tätowierer tätig?

Ich habe mit 14 Jahren angefangen, in traditioneller Handarbeit mit dem Tätowieren angefangen, um mein Taschengeld aufzubessern.

Wann wurde das Tätowieren für Sie zum Beruf?

Nach meiner Ausbildung zum Bergmechaniker habe ich mit 19 Jahren mein Gewerbe als Tätowierer angemeldet und zunächst als Nebenjob betrieben. Mit 24 bin ich im Jahr 1985 dann voll eingestiegen.

Gab es damals bereits Hygienevorschriften für Tätowierer?

Nein natürlich nicht. Die Forderungen nach strengeren Kontrollen haben wir vom DOT, den wir 1995 mit 30 Mitgliedern gegründet haben, ins Leben gerufen. Unser Ziel ist es, gegen mangelnde Hygiene, Tattoopfusch, unhaltbare Zustände auf Tattooconventions, unseriöse Geschäftspraktiken und Schwarzarbeit anzukämpfen.

Wie kann die Situation verbessert werden?

Wir stellen uns vor, dass Leute, die tätowieren wollen, bei einem professionellen Tätowierer von der Pike auf ihr Handwerk erlernen, Hygieneseminare verpflichtend besuchen und im Falle ihrer Selbstständigkeit zwingend hochwertiges und steriles Einwegmaterial benützen sollen.

Wie sieht es bei Tätowierern aus, die bereits seit langer Zeit im Geschäft sind?

Sie müssen diese Voraussetzungen natürlich auch erfüllen, wir wollen nicht bevorzugt werden. Wir haben die Normen entwickelt und unsere Studios entsprechend eingerichtet. Regelmäßige Kontrollen garantieren die Einhaltung der Vorschriften.

Wie schätzen Sie die Aussichten ein, dass sich bei dem eher geringen Anteil seriöser Studios dabei flächendeckend etwas verändert?

Die Aussichten sind relativ gut. In verschiednen Bundesländern hat sich bereits einiges getan, um die Situation, vor allem aus hygienischer Sicht, zu verbessern. Das wird aber sicher noch einige Jahre dauern, da für die Kontrollen ausgebildetes Personal fehlt.

Was wünschen sie sich für die Zukunft?

Dass das Niveau der Arbeiten, das von der Qualität her generell gestiegen ist, mindesten auf diesem Stand bleibt. Was allerdings die Hygiene angeht, muss sich schleunigst etwas ändern, da viele Tätowierer wegen des schnellen Geldes darauf wenig beziehungsweise keinen Wert legen.

Ist Ihnen bekannt, ob es im Bundestag Abgeordnete mit Tattoos gibt?

Natürlich gibt es die. Aber bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich keine Namen nenne.

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Standards: Immer mehr Menschen lassen sich tätowieren. Das Gesundheitsministerium teilt mit, dass höchstens 20 Prozent der Studios unter optimalen Bedingungen arbeiten. Die Politik diskutiert, ob Tätowieren ein Ausbildungsberuf gemäß dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung werden soll. Friedhelm van Genabith ist als Vorsitzender des Vereins Deutsche organisierte Tätowierer ist dazu angehört worden.