Die plötzliche finanzielle Schieflage der Stadtwerke hat in der Öffentlichkeit viele überrascht. Die ärgste Gefahr ist mittlerweile gebannt. Aber was wäre Bad Säckingen ohne die Stadtwerke? Sie versorgen die Kunden nicht nur mit Strom und Gas, sondern bringen auch viele andere Leistungen, die nicht jedem bekannt sind.
Was wäre weggefallen, hätte das Unternehmen Insolvenz anmelden müssen? Soviel steht fest: Für rund 15.000 Kunden hätte schnell ein neuer Versorger gefunden werden müssen.
Die Energiesparten sind die größten und auch bekanntesten Geschäftsbereiche des Versorgers – und bislang die gewinnträchtigsten. Gerade Gas und Strom sind aber aktuell die Sorgenkinder im Portfolio.

Dabei hat sich die Stadt mit ihren früheren Gewinnen manches Zuschussgeschäft geleistet.
Gas im Einkauf um bis zu 500 Prozent gestiegen
Gasversorgung: Keinem ist das Thema in den vergangenen Wochen verborgen geblieben. Die Gaspreise sind für Energieversorger im Einkauf bis zu 500 Prozent teurer geworden, sagt Udo Engel, Geschäftsführer des Stadtwerke – eine Preisexplosion, die die Stadtwerke zumindest teilweise an den Endkunden weitergeben müssten, so Engel.
Es werde im Herbst und wohl auch zum neuen Jahr weiter massive Anstiege geben, schätzt er. Deshalb rät er Kunden bereits jetzt, Abschlagszahlungen zu erhöhen. Die Versorgungssicherheit sieht er aktuell gewährleistet, wie die Situation sich im Herbst entwickle, könne niemand sagen.
Weitere Erhöhungen kommen auf den Endkunden zu
Die Stadtwerke beliefern 2810 Gaskunden innerhalb und außerhalb der Stadt. In Bad Säckingen ist das eine Haushaltsabdeckung von 89 Prozent. Das heißt: 89 Prozent der Haushalte Bad Säckingens sind Kunde der Stadtwerke.
Der Umsatz, den die Gassparte 2020 einspielte, lag bei 9,1 Millionen Euro. Der Versorger betreibt in der Stadt für seine Kunden ein Gasnetz mit 127 Kilometer Länge. Nicht ganz die Hälfte des Gases haben die Stadtwerke 2020 an Kunden außerhalb des eigenen Netzes verkauft. Von den 272.000 Megawattsunden im Jahr liefert der Versorger 128.000 in Fremdnetze.
Auch der einstige Gewinnbringer Strom rutscht ins Minus
Stromversorgung: Bei der Stromsparte sieht die Kundenverteilung anders aus. Da stammen 90 Prozent der Kunden aus Bad Säckingen, also aus dem eigenen Stromnetz. Von den im Jahr gelieferten 55.000 Megawattstunden werden knapp 50.000 ins eigene Netz verkauft, nur 5000 gehen in Fremdnetze.

Die Haushaltsabdeckung liegt hier bei 82 Prozent. Insgesamt sorgte der Geschäftsbereich Strom 2020 für einen Umsatz von 11,5 Millionen Euro.
Auch hier plagen starke Preisanstiege die Versorger wie die Kunden. Der Preis sei im Einkauf bereits acht bis 10 Mal so hoch wie vor zwei Jahren, sagt Udo Engel. Und es werde nicht das Ende der Fahnenstange sein, vermutet er – auch nicht für den Endkunden.
Bei der Fernwärme ist die Entwicklung noch unsicher
Fernwärmeversorgung: Die 299 Fernwärmekunden der Stadtwerke werden aktuell aus drei Heizzentralen versorgt. Zwei Standorte mit Blockheizkraftwerken (BHK) stehen in der Kernstadt, eines im Brennet-Areal, eines im Kurgebiet. Letzteres wird mit Erdgas betrieben.

Das BHK auf dem Brennet-Areal läuft laut Engel mit Biomethan. Das sei die Stadt mit langfristigen Verträgen beim Gas-Bezug bis 2030 auf der sicheren Seite. Eine weitere Heizzentrale läuft in Rippolingen. Sie wird mit Holzhackschnitzel betrieben. Allerdings bewegten sich auch beim Holz die Preise nach oben. Inwieweit sich bei der Wärmesparte insgesamt steigende Einkaufspreise für den Kunden auswirken, werde man im Herbst sehen, meint Engel.
Die drei Heizkraftwerke liefern jährlich knapp 30.000 Megawattstunden Wärmeenergie. Die Stadt hat das Netz gerade in den vergangenen Jahren ausgebaut und verfügt über 15 Kilometer Versorgungsleitungen. Die Wärmesparte beteiligte sich 2020 mit 2,6 Millionen Euro am Gesamtumsatz.
Wasserversorgung: Hohe Versorgungssicherheit
Dies ist eine hoheitliche Aufgabe der Gemeinden, die in Bad Säckingen die Stadtwerke übernommen haben. Die Haushaltsabdeckung ist praktisch bei 100 Prozent. 3500 Verbrauchsstellen sind angeschlossen.

Die Bad Säckinger verbrauchen im Jahr 1,26 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, das die Stadtwerke hauptsächlich aus ihren Grundwassertiefbrunnen bereitstellen. Der Jahresumsatz der Wassersparte liegt bei rund zwei Millionen Euro.
Die Wasserversorgung sei in Bad Säckingen mehr als gesichert. Es sei auch in früheren heißen Sommern nicht zu Engpässe gekommen, berichtet der Geschäftsführer. Im Gegenteil versorge Bad Säckingen die Gemeinde Murg teilweise mit Trinkwasser über die ehemalige Soleleitung am Hochrhein.
Zuschussbetrieb Citybus
Der Citybus hilft gerade älteren Menschen mobil zu bleiben. Die Stadtwerke betreiben drei Linien, eine bedient Obersäckingen, eine das Kurgebiet, eine die Weststadt. Der Citybus ist ein Zuschussbetrieb, um die Tickets preislich im Rahmen zu halten. Laut Udo Engel tragen die Stadtwerke hier jährlich ein Defizit von 63.000 Euro.

Das Waldbad-Defizit frisst jährlich über 500.000 Euro
Beim Waldbad sind in einem normalen Jahr zwischen einer halben Million Euro und 600.000 Euro nötig, um das Finanzloch zu stopfen. Landauf und landab halten Gemeinden die Eintrittspreise in ihre Freibäder mit Zuschüssen sozial verträglich. In Bad Säckingen kostet ein Einzelticket aktuell 3,50 Euro.
Mit diesen Preisen sind Betreiber von der Kostendeckung weit entfernt. Bislang wurde auch dieses Defizit mit Teiles des Gewinns der Stadtwerke ausgeglichen. Hier muss jetzt die Stadt einspringen.
Parkhaus im Minus – Mit der Pandemie weniger Kunden
Die Stadtwerke betreiben das Parkhaus Lohgerbe in der Innenstadt.

Die Parkhaus GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke GmbH, hat das vergangene Jahr mit einem Minus abgeschlossen. Danach beläuft sich das Defizit auf 217.000 Euro. Die Bilanzsumme beträgt 3,5 Millionen Euro. Zurückgeführt wird das schlechte Geschäftsjahr auf die Folgen der Coronapandemie.