„Wir gehören nicht zur ‚kritischen Infrastruktur‘. Wenn uns aber das Gas abgestellt wird, da wir als systemrelevantes Unternehmen gesetzlich nicht anerkannt sind, dann stehen bei unseren Kunden die Bänder still“, sagt Jochen Geiger besorgt.
Dies treffe dann aber sehr wohl auch die kritische Infrastruktur – beispielsweise die pharmazeutische Industrie oder auch Kliniken. Darauf machen die Geschäftsführenden Gesellschafter der Bad Säckinger Geiger Textil GmbH Jochen und Thomas Geiger mit Frederik Geiger, Projektmanagement Strategie, im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Niklas Nüssle, Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, aufmerksam.

Hintergrund ist die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Gaskrise und eventuell drohende Gas-Stopps in deutschen Unternehmen. In der Politik laufen seit Wochen Diskussionen, ob und welche Industriebranchen bei einer knapper werdenden Gas-Versorgungslage privilegiert werden können und sollen. Entscheidungen darüber stehen aber noch aus.
Dienstleitung für viele Betriebe unersetzbar
„Ohne Gas sind wir handlungsunfähig“, sagt Jochen Geiger. Denn nur mit der Energiequelle Gas könne derzeit die notwendige Wärmeleistung erzielt werden für die großen Kessel, in denen täglich die riesigen Mengen an Berufsschutz- und Arbeitskleidung für Industrie, Bewohnerwäsche für Pflegeheime, Miettextilien für Krankenhäuser oder Reinraumbekleidung für Unternehmen mit kritischer Reinraum-Produktion gewaschen und wiederaufbereitet werden.
Mit anderen Worten: die Lieferketten zu systemrelevanten Unternehmen der Gesellschaft (Gesundheitswesen, Pflege, Chemie und Pharma) wären in diesem Fall unersetzbar unterbrochen. Denn auf Alternativen könnten die Kunden nicht ohne weiteres zurückgreifen, weil die Textilreinigung und -Bereitstellung längst an externe Dienstleiter vergeben wurde.

Ein Gas-Stopp träfe nicht nur die gesamte Wäsche-Branche des Landes. In Krankenhäusern und Pflegeheimen fehlten dann Wäsche und Kleidung, Chemie- und Pharmafirmen könnten nicht mehr produzieren. Zum zweiten müssten für eine Zusammenarbeit der Kunden mit einem neuen Anbieter rechtliche Vorgaben, etwa nach DIN-ISO-Zertifizierung, weiter eingehalten werden.
„Wenn wir unsere Kunden durch einen Gas-Stopp nicht mehr beliefern können, dann hat dies weitreichende, bevölkerungsweite Folgen – und wir müssen täglich liefern“, geben die Geschäftsführer zu bedenken und bitten Niklas Nüssle, MdL, um Gespräche hierzu mit seinen Kollegen in Stuttgart.
Es sei von zentraler Bedeutung, dass die Schlüsselstellung des Bad Säckinger Textildienstleisters mit seinen 350 Beschäftigten gesehen und anerkannt werde, ebenso die der gesamten Branche, die als systemrelevant nicht von einem Gas-Stopp getroffen werden dürfe.

Bad Säckinger Unternehmen für viele Großkunden aktiv
Niklas Nüssle zeigte sich nach den Gesprächen und der Führung durch das Unternehmen durch Thomas Geiger offen und beeindruckt. „Diese gesamten Zusammenhänge werde ich mit meinen Kollegen in der Landesregierung besprechen“, versprach er. Ebenso beeindruckt zeigte er sich von der Gesamtleistung des Unternehmens als Dienstleister für Krankenhäuser, Pflegeheime, Lebensmittelbetriebe und etlicher Big-Player in der Pharma- und Chemiebranche im Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich. Erst im Mai dieses Jahres ist das Unternehmen für seine Leistungen und Innovationen mit der Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden.
Firma plant große Fotovoltaikanalge zur Stromerzeugung
Seinen gesellschaftlichen Auftrag zur Nachhaltigkeit nehme das erfolgreiche Bad Säckinger Familienunternehmen seit Langem wahr, sagt Thomas Geiger. So werde das Wasser nicht mit Chlor aufbereitet, die Waschprozesse unterliegen einem steten Controlling, um Ressourcen zu sparen. Um Energe zu sparen, laufen die Kessel im Standort Obersäckingen nur halbtags und zunehmend werden die Abläufe auf den zentralen Standort im Industriegebiet konzentriert. Der Erwerb eines Nachbargrundstückes ermögliche hier den Bau einer Freiland-Fotovoltaik-Anlage die im März kommenden Jahres in Betrieb gehen werde, schildert er. Das mache in der Stromversorgung unabhängig und eröffne zudem neue Zukunftsperspektiven.