Die Bad Säckinger Stadtteile Rippolingen und Harpolingen müssen weiter auf den Bürgerbus warten. Statt entweder ein Diesel- oder ein Elektrofahrzeug anzuschaffen, wie es die Stadtverwaltung vorgeschlagen hatte, soll nun erst ein Probebetrieb darüber Aufschluss geben soll, ob überhaupt Nachfrage besteht. Dies beschloss am Montag mehrheitlich der Gemeinderat auf Antrag der CDU.

Ein weiteres Kapitel

Als „neverending story“ (“unendliche Geschichte“) hatte Bürgermeister Alexander Guhl die Anschaffung des Bürgerbusses als Beratungsthema im Gemeinderat eingeführt – nicht wissend, dass der unendlichen Geschichte an diesem Abend ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden sollte.

Bereits 2019 hatten der Harpolinger Ortsvorsteher Torsten Weimer sowie sein Rippolinger Amtskollege und Stadtrat Franz Stortz mit Rückendeckung ihrer Ortschaftsräte der Stadt die Anschaffung eines Bürgerbusses vorgeschlagen. Ihre Begründung: Am Freitag- und am Samstagabend verkehrten zwischen der Stadt und den beiden Stadtteilen nur wenige Linienbusse.

In der Nachbargemeinde Murg fährt seit 2014 ein Bürgerbus

Ein von ehrenamtlichen Fahrern gelenkter Bürgerbus könne den Linienverkehr am Wochenende ergänzen, so ihre Idee. In der Nachbargemeinde Murg verkehrt ein solcher Bürgerbus bereits seit 2014 mit Erfolg.

Nach etlichen Anlaufschwierigkeiten, unter anderem war ein erster Förderantrag abgelehnt worden, reagierte das Land Anfang 2023 positiv auf einen im Sommer 2022 gestellten zweiten Antrag. Mit pauschal 40.000 Euro sollte die auf insgesamt rund 80.000 Euro veranschlagte Anschaffung eines niederflurigen Dieselfahrzeugs gefördert werden.

Ein gleichwertiges E-Fahrzeug würde die Stadt sehr viel teurer kommen

Doch im Bad Säckinger Rathaus waren inzwischen die Zweifel gewachsen, ob ein Dieselfahrzeug noch in die Zeit passe. Zwar bezuschusse das Land in seinem Bürgerbus-Programm inzwischen auch den Kauf von Elektro-Fahrzeugen, wie Christian Heinemann für die Stadtverwaltung erklärte. Eine gleichwertige E-Alternative sei aber mit bis zu 180.000 Euro sehr viel teurer. Die Stadtverwaltung schlug dem Gemeinderat deshalb die Anschaffung eines nicht-barrierefreien elektrischen Kleinbusses für rund 60.000 Euro ohne Fördergeld vor.

Was ist wichtiger: Klimaschutz oder Barrierefreiheit?

Was ist im konkreten Fall vorzuziehen: Klimaschutz oder Barrierefreiheit? Im Gemeinderat wurden Argumente für das eine wie für das andere ausgetauscht. Es tauchten auch neue Fragen auf: Würden sich genügend ehrenamtliche Fahrer finden? Könne ein langfristiger Betrieb gesichert werden?

Doch dann kam Clemens Pfeiffer namens der CDU-Fraktion mit dem Vorschlag, noch einmal den Rückwärtsgang einzulegen. Bevor ein mindestens 60.000 Euro teures Fahrzeug angeschafft werde, sollte die Notwendigkeit eines Bürgerbusses erst einmal ein oder zwei Jahre lang praktisch ausgetestet werden, sagte er.

Kostenlose Fahrten – so wie auch im Bürgerbus

Die Stadt könne dafür ein Beförderungsunternehmen beauftragen. Dieses müsse den gleichen Service anbieten wie der Bürgerbus: ein für die Passagiere kostenloser stündlicher Pendelbetrieb freitag- und samstagabends zu jenen Zeiten, wo der Linienverkehr nur selten oder gar nicht fährt.

Acht Stadträte aus den Reihen von CDU und FW unterstützten in der Abstimmung diesen Vorschlag, sechs Stadträte von der linken Seite des Ratstischs wollten die sofortige Anschaffung eines Fahrzeugs, Ruth Cremer-Ricken, Michael Koubik (beide Grüne) und Angelo De Rosa (Linke) enthielten sich.

Die Stadtverwaltung wird nun prüfen, ob der vorgeschlagene Probebetrieb möglich ist und ein Unternehmen dafür gefunden werden kann.