Nach zwei Jahren pandemiebedingten Ausfalls musste auch in diesem Jahr auf die Fridolinsprozession in Bad Säckingen verzichtet werden. Bei etwa sieben Grad und Regen zum Ende des Pontifikalamtes mit Weihbischof Christian Würtz aus Freiburg war es klar: Münsterpfarrer Peter Berg erklärte, sich gegen die Prozession durch die Stadt entschieden zu haben. „Wir wollen ja auch auf die Gesundheit achten und der Musikverein kann so leider auch nicht spielen“, sagte Berg.

Das trübte die Laune der Anwesenden aber kaum. Denn schließlich konnten das Pontifikalamt und der Empfang im Kursaal erstmals wieder im gewohnten Umfang stattfinden.
„So können wir aber die Messe etwas länger gestalten“, kündigte der Dekan nach der Absage der Prozession im fast voll besetzten Fridolinsmünster an. Anstelle der Prozession bat er die Kinderfahnenträger herein, um die Reliquien des heiligen Fridolins mit allen Gläubigen im Fridolinsmünster zu ehren und Lieder zu singen.
Erste gemeinschaftliche Feier nach der Pandemie
Zum ersten mal seit der Pandemie erschienen die Säckinger und ihre Ehrengäste zahlreich zum Pontifikalamt und dem Empfang im Kursaal – ganz ohne Einschränkungen. Traditionell waren auch Vertreter der Gemeinde Glarus Nord aus der Schweiz mit ihrem Gemeindepräsidenten Thomas Kistler eingeladen. Für Weihbischof Christian Würtz war es das dritte Fridolinsfest in Bad Säckingen. Er fühlt sich wohl in Bad Säckingen: „Man hat hier immer das Gefühl, es passt hier alles zusammen. Die Räume, die gefüllte Kirche – ein offenes Säckingen.“

Darüber hinaus nahmen außerdem Vertreter der Kroatischen Katholischen Mission und einer philippinischen Gemeinschaft aus Bad Säckingen sowie unter anderem die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Waldshut Rita Schwarzelühr-Sutter und Landrat Martin Kistler an den Festlichkeiten teil. „Dieser Empfang ist aber nicht nur für Gläubige und Politiker gedacht“, sagte Bürgermeister Guhl und begrüßte auch Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft.
Bürgermeister Guhl freut sich über zurückgewonnene Normalität

„Ich bin sehr dankbar, dass wir etwas Normalität zurückerhalten haben“, sagte Guhl. In der Pandemiezeit sei es schwierig gewesen, Kontakte zu pflegen und den Bezug zu einer Gemeinschaft zu erhalten. Guhl gestand auch Fehler der Politik in dieser Zeit ein. „Die Schulschließungen würden wir heute nicht mehr machen“, sagte Guhl rückblickend. Zu wichtig sei ein gemeinschaftliches Miteinander.

Er konnte sich dabei einen kleinen Seitenhieb gegen die Kirche nicht verkneifen: Angesichts des hohen Werts der Gemeinschaftlichkeit frage er sich, „ob das Pflichtzölibat heute noch aktuell ist“. Mit seiner heiteren Anmerkung sorgte er bei den Ehrengästen für Gelächter. Ausnahmsweise nahm der Politiker dem Pfarrer die Sorgen ab, als er Münsterpfarrer Berg ansprach: „Du musst ja deswegen nicht heiraten, Peter.“ Eine Rückkehr zur Normalität gebe es aktuell aber nicht angesichts des Krieges in der Ukraine. Der Humor ist der Gemeinschaft trotzdem nicht abhanden gekommen.