Bei schönstem Wetter haben zahlreiche Passagiere den Fährdienst des Pontonierfahrvereins Wallbach (Schweiz) am Pfingstsonntag genutzt. Der Service war für die Gäste kostenlos, denn die beiden Wallbachs übernehmen traditionsgemäß die Finanzierung. Damit möchten sie eine liebgewonnene Tradition aufrechterhalten, die über Jahrhunderte gewachsenen Beziehungen zwischen den beiden Wallbachs vertiefen und an die wichtige Rolle erinnern soll, die die Flößerei und der Bootsverkehr in der Geschichte der Dörfer spielten. Die Corona-Pandemie hatte die Tradition kurzfristig unterbrochen, doch im vergangenen Jahr boten die „Pontis“, wie sie sich selbst nennen, wieder ihren Service an. Allerdings war das Wetter damals alles andere als einladend, und nur wenige regenresistente Ausflügler wagten sich auf die Fähre. Das war am letzten Pfingstsonntag ganz anders: Frei von Corona-Auflagen und bangen Blicken gen Himmel waren die drei Zeitfenster vom Morgen bis zum frühen Abend gut ausgebucht.

Die Kameraden der Feuerwehr „Unteres Fischingertal“ (Mumpf und Wallbach) kamen per Boot zum Treffen mit den Feuerwehrleuten ...
Die Kameraden der Feuerwehr „Unteres Fischingertal“ (Mumpf und Wallbach) kamen per Boot zum Treffen mit den Feuerwehrleuten von Wallbach. | Bild: Michael Gottstein

Schon um die Mittagszeit hatten etwa 50 Leute die Überfahrt angetreten, „das sind mehr, als wir im vergangenen Jahr am ganzen Tag hatten“, berichtete Materialverwalter Nico Jegge. Die Pontoniere pendelten so oft zwischen der von einer Trauerweide beschatteten Anlegestelle am deutschen Ufer, das im Zuge des „Rheinliebe“-Projektes neugestaltet worden war, und dem neu erstellten Rheinzugang an der Brütschengasse in der Schweiz hin und her, dass sie die genaue Zahl der Fahrten gar nicht mehr beziffern konnten.

Gleich wird angelegt: Die Fähre des Pontonierfahrvereins Wallbach/Schweiz erreicht gerade die schattige Anlegestelle bei Wallbach/Baden ...
Gleich wird angelegt: Die Fähre des Pontonierfahrvereins Wallbach/Schweiz erreicht gerade die schattige Anlegestelle bei Wallbach/Baden unter der Trauerweide. | Bild: Michael Gottstein

Für manche Fahrgäste war der Weg das Ziel: Nach diesem Motto fuhren Karla Frost und Maria Ewald, wie fast an jedem Pfingstsonntag, per Fähre nach Schweizer Wallbach, genossen in der nahen Gaststätte einen Kaffee und verbrachten den lauen Sommerabend unter der Trauerweide am deutschen Ufer. Auch wenn der ruhige „Seegang“ des Rheins keinerlei Gefahrensituation erwarten ließ, verteilten die Mitglieder des Pontonierfahrvereins Rettungswesten, bevor Kapitän Nico Jegge den Motor startete. Eigentlich ist bei den Pontonieren Handarbeit gefragt, wenn sie durch Rudern und Staken ihre Boote vorwärtstreiben, aber für die Pfingstfahrt setzten sie ein bequemes Motorboot ein. „Theoretisch könnten wir bis zu 40 Stundenkilometer schnell fahren, aber erlaubt sind nur zehn oder 20, je nachdem, ob wir gegen die oder mit der Strömung fahren“, erklärten die Pontoniere.

An der Anlegestelle von Wallbach (Schweiz) warteten bereits die nächsten Passagiere.
An der Anlegestelle von Wallbach (Schweiz) warteten bereits die nächsten Passagiere. | Bild: Michael Gottstein

Gefühlt war man aber schneller unterwegs, denn man spürte gleich den angenehm kühlenden Fahrtwind und sah die Gischt an den Planken aufspritzen. Nach wenigen Minuten näherte sich das Boot der Schweizer Seite und passierte einige stattliche Wohnhäuser am Ufer. „Wo ist der Gondoliere“, rief eine Dame gut gelaunt, die sich offenbar an Venedig erinnert fühlte. Da musste der Verein freilich passen, denn Singen gehört nicht zu seinen Kernaufgaben.

Materialwart Nico Jegge beförderte die Passagiere sicher über den Rhein.
Materialwart Nico Jegge beförderte die Passagiere sicher über den Rhein. | Bild: Michael Gottstein

In der Schweiz warteten schon zahlreiche Passagiere, die für die Überfahrt nach Badisch-Wallbach einen guten Grund hatten: Dort drehte sich beim Feuerwehrgerätehaus nämlich schon ein Spießbraten, denn die Feuerwehr Wallbach hatte ihre Kameraden aus dem schweizerischen Mumpf und Wallbach eingeladen. „Wir treffen uns jährlich an Pfingsten, immer abwechselnd in der Schweiz oder in Deutschland, und da ist der Fährverkehr natürlich ideal“, sagten die Kommandanten Sven Schapfel und Daniel Grüter. Eine genaue Statistik haben die Pontoniere an nicht geführt, aber gefühlt waren es „mindestens 100 Passagiere“.