Michael Gottstein

Es wird heiß – und damit steigen die Gefahren für die Gesundheit. Aber man kann etwas dagegen tun. Was genau, das wurde am Dienstag in einem Workshop im Schloss Schönau erörtert.

Bürgermeister Alexander Guhl und Alena Konrad von der Energieagentur Regio Freiburg begrüßten Vertreter des Gesundheits- und Sozialwesens, von Hilfsorganisationen sowie zivilgesellschaftliche Akteure. Als Referent war Christof Wettach eingeladen, der als Kinderarzt in Lahr praktiziert und dem Netzwerk „Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit“ angehört. Als Verbeugung vor der gastgebenden Stadt leitete er seinen Vortrag mit einem Trompetensolo ein, weniger schön waren die Schock-Bilder des afrikanischen Kindes, das auf einem vertrockneten Feld steht, und des auf einer Scholle treibenden Eisbärens. In Deutschland habe es in den Jahren 2003, 2006 und 2015 knapp 20.000 Hitzetote gegeben, sagte Wettach und zählte die Gefahren für die Gesundheit auf – von mehr Allergien über Herz- und Kreislauferkrankungen bis hin zu Infektionskrankheiten, die in hiesigen Breiten bisher noch kaum auftraten. Gefährdet sind Obdachlose, Sportler, Kleinkinder, Menschen, die körperlich schwere Arbeit verrichten, vor allem Senioren über 75 Jahre – die Gruppe der Vulnerablen bezifferte er alleine in Bad Säckingen auf 6000 Personen.

Ein grundlegendes Problem seien die „kognitiven Dissonanzen“: Einerseits werde das Problem erkannt, andererseits würden viele Bürger die nötigen Konsequenzen nicht ziehen. Martin Riegraf vom Caritas-Verband Hochrhein legte den Finger in die Wunde: „Soll man auf staatlichen Zwang oder auf Freiwilligkeit setzen?“ Der reine Appell an Eigenverantwortung funktioniere nicht, so der Arzt: „Wenn man heutzutage noch Fernreisen per Flugzeug macht, dann soll man wenigstens ein schlechtes Gewissen haben.“ Umweltbeauftragter Ralf Däubler plädierte hingegen dafür, den Menschen klarzumachen, dass umweltgerechtes Verhalten einen Mehrwert für das eigene Leben habe. Stefan Meier von den „Stadtoasen“ regte an, auch nördlich des Hochrheins eine Klimamodellierung nach dem Vorbild des Kantons Aargau zu erstellen. Dadurch hätte man eine Datengrundlage und könnte bei Baumaßnahmen darauf achten, dass möglichst wenig Flächen versiegelt und Kaltluftschneisen in die Städte nicht durch Bauten verstellt würden. Außerdem könnte man durch Baumpflanzungen Klimaoasen schaffen. Zu den vielen Ideen, die die Teilnehmer äußerten, zählte eine verbesserte Nachbarschaftshilfe, um darauf zu achten, dass gerade ältere Personen genügend trinken. Und man könnte sich an der Siesta-Kultur der Mittelmeerländer orientieren: „In Spanien würde niemand in der Mittagshitze Fahrrad fahren“, so Alena Konrad.