Für die meisten jungen Bad Säckinger kommen militante Protestaktionen für mehr Klimaschutz nach dem Vorbild der Letzten Generation nach wie vor nicht in Frage. Dies wurde deutlich bei einer Podiumsdiskussion des Jugendparlaments Bad Säckingen am Freitagabend im Scheffel-Gymnasium.

Vor etwa 150 Besuchern diskutierten die Landtagsabgeordneten Gabi Rolland (SPD) und Daniel Karrais (FDP) sowie Tobias März (Letzte Generation) und Sarah Händel (Mehr Demokratie) darüber, wie eine klimagerechtere Welt geschaffen werden kann. Verständnis schien für den Frust der Letzten Generation im Publikum vorhanden zu sein, aber nicht etwa für die Straßenblockaden der Aktivisten.

Die Gäste auf der Bühne (von links): Landtagsabgeordnete Gabi Rolland (SPD), Tobias März (Letzte Generation), Moderator Jannik ...
Die Gäste auf der Bühne (von links): Landtagsabgeordnete Gabi Rolland (SPD), Tobias März (Letzte Generation), Moderator Jannik Rietschle, Moderatorin Esra Lorenz, Landtagsabgeordnete Daniel Karrais (FDP), Sarah Händel (Mehr Demokratie). | Bild: Ridder, Sebastian

Bis über die umstrittenen Methoden Letzten Generationen gesprochen wurde, schienen sich alle Diskutanten einig zu sein: Wir brauchen eine schnellere, effektivere und gerechte Klimapolitik. Das Publikum applaudierte zu den Aussagen.

Erst als die Methoden der Letzten Generation diskutiert wurden, zeigten sich deutlich gegensätzlichere Positionen auf der Bühne. Auch das aus jüngeren wie älteren Menschen bestehende Publikum positionierte sich in dieser Frage nicht so deutlich wie zuvor.

Junge Zuhörer und Landtagsabgeordnete verurteilen Kleberaktionen

Die Landtagsabgeordneten Rolland und Karrais, die beide für ihre jeweilige Fraktion Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sind, verurteilten die Protestformen der Letzten Generation. „Nötigung ist Gewalt und damit nicht akzeptabel“, sagte Rolland. Karrais bezeichnete das Festkleben der Aktivisten auf öffentlichen Straßen als Gefährdung.

Louis Hutters ist extra aus Dachsberg gekommen, um sich die Podiumsdiskussion anzuhören.
Louis Hutters ist extra aus Dachsberg gekommen, um sich die Podiumsdiskussion anzuhören. | Bild: Ridder, Sebastian

Der 18-jährige Louis Hutters aus Dachsberg verfolgte die Diskussion bis zum Schluss. Er teilt die Ablehnung der Protestformen: „Sie sind nicht mit der Rechtsstaatlichkeit vereinbar.“

Nils Kudiks ablehnende Haltung zu den Protesten der Letzten Generation hat sich an diesem Abend nicht geändert.
Nils Kudiks ablehnende Haltung zu den Protesten der Letzten Generation hat sich an diesem Abend nicht geändert. | Bild: Ridder, Sebastian

Der 23-jährige Nils Kunik aus Waldshut sieht das ähnlich: „Wenn die Protestformen laut Gesetz Nötigungen sind, fallen sie unter Gewalt und die lehne ich ab.“

Trotzdem hat Kunik Verständnis für den Frust der Aktivisten: „Ich verstehe die Dringlichkeit des Problems. Wir brauchen junge Menschen in den Bewegungen und in den Parlamenten.“

Die Politiker waren ebenfalls der Meinung, dass Aktivismus ohne Gewalt etwas bewirkt. Rolland lobte so die Fridays-for-Future-Demonstranten, weil diese Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem sie nicht zur Schule gehen. Karrais sprach sich ebenfalls für mildere Protestformen aus, da sie „zielführender“ seien.

Vertreter der Letzten Generation spricht von gewaltfreien Störungen

Für Tobias März von der Letzten Generation sind die Störaktionen derzeit das geeignetste Mittel beim Klimaschutz. Der Druck durch die „gewaltfreien Störungen“ sei notwendig, da die Bundesregierung verantwortlich ist Lösungen zu gestalten und dem nicht ausreichend nachkomme.

Etwa 150 Personen verfolgen im Lichthof des Scheffelgymnasiums Bad Säckingen die Podiumsdiskussion über Klimaschutz.
Etwa 150 Personen verfolgen im Lichthof des Scheffelgymnasiums Bad Säckingen die Podiumsdiskussion über Klimaschutz. | Bild: Ridder, Sebastian

Die Geschäftsführerin von Mehr Demokratie in Baden-Württemberg, Sarah Händel, sieht letzteres ähnlich: „Die Politik ist verantwortlich dafür, dass es die Letzte Generation gibt“. Die Kleberaktionen als „Gewalt“ zu bezeichnen, ist für März eine Diskreditierung der Ziele der Aktivisten.

Nils Kudiks Meinung hat sich nach der Diskussion nicht geändert. Er ist von Beruf Polizist und hat auch schon selber festgeklebte Aktivisten von der Straße bringen müssen. Der Abend hat seine Einschätzung verstärkt, dass es im Landkreis Waldshut keine Klimakleber geben werde.

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