Es ist der Tag nach der Gelben-Sack-Abholung in der Stadt. Der SÜDKURIER macht einen Rundgang durch die Innenstadt mit Ordnungsamtschef Uwe Böhler und Klaus Strittmatter, Leiter der Technischen Dienste. An vielen Ecken liegen einen Tag nach der Abfuhr noch gelbe Säcke, daneben sonstiger Abfall.
In den gelben Säcken befindet sich teils übel riechender Hausmüll, der dort nicht hineingehört. Die Folge: Die Abfuhr hat diese Säcke logischerweise nicht mitgenommen. Darauf kleben Zettel mit der Aufschrift „Achtung falsch befüllt“.

Ein großer Müllhaufen in der Fabrikgasse
Wir stehen in der Fabrikgasse. Ein Frau kommt vorbei und schimpft über die Zeitgenossen, die ihre Hinterlassenschaften nicht ordentlich entsorgen können. Und die Dame hat recht. Denn für deren Müll ist nun die Allgemeinheit zuständig. Das heißt: Die Stadt muss mit Steuergeldern diesen Dreck beseitigen.
Kommt hinzu, dass dies keine Einzelfälle sind. Was sich da summiert, ist mittlerweile erschreckend: Für die Beseitigung von Müll im öffentlichen Raum muss die Stadt Bad Säckingen jedes Jahr fast eine Viertel Millionen Euro ausgeben. Ein Drittel davon ist illegaler Müll.
Klaus Strittmatter und Uwe Böhler schütteln den Kopf. Das Problem mit dem wilden Müll nehme kontinuierlich zu statt ab. „Wo einer mal was abgeladen hat, stellt der nächste was dazu“, sagt Böhler.
Wir sind bei unserem Rundgang mittlerweile am Festplatz. Dort stehen Container für Altglas und Altkleider. Was daneben abgeladen wurde, ist ein unappetitliches Konglomerat. Irgendwo müffelt noch ein toter Fisch durch. Strittmatter: „Solche Sachen müssen meine Mitarbeiter bald jeden Tag auflesen und abtransportieren, das ist schon eine Zumutung.“

Vier Personalstellen für den öffentlichen Müll
Die Stadt leert die öffentlichen Mülleimer und sammelt Müll in der Innenstadt täglich ein, berichtet der Leiter der Technischen Dienste, in angrenzenden Bereichen zweimal wöchentlich und in den weiteren Randzonen einmal in der Woche.
Unterm Strich müsse der Bauhof vier Personalstellen alleine für den öffentlichen Müll und die illegalen Ablagerungen bereithalten, rechnet Strittmatter vor, und man komme oftmals nicht mehr hinterher. Böhler fügt hinzu: „Wenn der Technische Dienst nicht wäre, würde die Stadt im Unrat versinken.“

Der illegale Müll kostet die Stadt richtig viel Geld
Aber dieser Einsatz kostet richtig Geld. Es sind horrende Zahlen: In der Woche sammelt der Bauhof sechs Tonnen öffentlichen Müll zusammen, das sind über 300 Tonnen im Jahr, die den Stadtsäckel 230.000 Euro kosten.
Und so setzen sich die 300 Tonnen zusammen: Das sind einerseits wilde Ablagerungen, erklärt Strittmatter, und andererseits der Inhalt der öffentlichen Mülleimer. Darin befinde sich neben dem ordnungsgemäßen Abfall sehr häufig Hausmüll, der in die private Mülltonne gehöre.
Der illegale Müll mache in Summe laut Strittmatter ein Drittel der Gesamtsumme aus, also etwa 100 Tonne pro Jahr. Das heißt: Menschen, die ihren Müll privaten Müll auf diese Wiese loswerden, kosten die Allgemeinheit über 76.000 Euro.
Was kann man dagegen tun?
Zusammen mit dem Ordnungsamt überprüft der Bauhof stichprobenartig illegale Müllfunde. Teilweise findet man Hinweise auf den Verursacher, berichtet Uwe Böhler. Die Folge: Dann kommt es zu einem Busgeldverfahren. Das passierte im vergangenen Jahr 36 Mal.
Die Stadt hat 2022 bei den 36 Bußgeldverfahren Strafen in Höhe von gesamt 5500 Euro ausgesprochen. „Das waren also jeweils Bußgelder von rund 150 Euro“, berichtet Böhler, „wobei das der Durchschnitt ist, teilweise waren sie wesentlich höher.“

Und wie es der Zufall will, findet der Ordnungsamtsleiter in einem illegalen Müllsack am Festplatz einen Schülerausweis. „Da hätten wir schon mal einen Hinweis“, freut er sich und stellt ihn sicher. Neben den stichprobenartigen Müllkontrollen nimmt der Ordnungsdienst der Stadt in bestimmten Fälle auch Nachbarschaftsbefragungen durch. Das werde wohl bei den Müllablagerungen in der Fabrikgasse passieren, meint Böhler.
Müll lockt Ratten an
Wild abgelagerter Müll mit Essensreste oder Biomüll in gelben Säcken locken Ungeziefer an, gibt Uwe Böhler zu bedenken. Das sei mittlerweile auch in Bad Säckingen ein großes Problem. Denn so kämen vor allem gerade Ratten aus der Kanalisation an die Oberfläche, weil sie hier zunehmend bequem Futter finden.
Das sei oft an der zerrupften gelben Säcken zu erkennen, wo Essbares zu finden sei. Die Stadt habe – wie andere Gemeinden auch – deshalb eine Spezialfirma beauftragt, die mit entsprechenden Giftködern gegen die Ratten vorgeht.