Mit seinem Solo-Programm „Mensch bleiben“ war der Kabarettist Christoph Sieber am vergangenen Freitag zum ersten Mal im Gloria-Theater in Bad Säckingen zu Gast. Zwei Stunden geistreiches Kabarett vom Feinsten präsentierte er dem Publikum. Mit seiner satirisch scharfsichtigen Analyse so sehr ins Schwarze, dass dem Publikum manchmal das Lachen in der Kehle stecken bleibt.

Schlag auf Schlag geht es, blitzschnell schaltet er um von bissigem Witz auf knallharten Ernst, stellt satirisch komische Szenen, bei denen das Publikum vor Lachen kaum an sich halten kann, neben knallharte Fakten, die im Saal für aufmerksame Stille sorgen. Er widmet sich allen aktuellen, politischen und sozialen Themen. Von den sozialen Medien, die die Diskussionskultur zerstören und die Meinung auflösen, weil es nur noch um Zustimmung im Netz, die so genannten „Likes“ geht, der Macht von Facebook und Co, die Wahlen entscheiden und tödliche Shitstorms lostreten können, geht es über neue Staatsschulden, die als Sondervermögen getarnt werden bis zu den Klimaklebern und der Angst vor Habecks Heizungsplänen. Der künstlichen Intelligenz stellt er die menschliche Dummheit gegenüber, zeigt die Absurdität von Smart Homes mit intelligenten Kühlschränken und „intelligenten Abdunkelungssystemen, die früher Rollläden hießen“. Er entlarvt die Silicon-Valley Elite, die Waldorf-Schulen gründet, um ihre Kinder technikfrei zu erziehen und deren Kreativität zu fördern, während sie für den Rest der Welt gerade dies nicht wünscht, gemäß dem Motto „App, App, App, fertig ist der Depp“.

Er berichtet vom Online-Kurs zum Despoten, bei dem er leider durchgefallen sei, weil er zu ambivalent sei. Auch das Thema katholische Kirche steht auf dem Programm, die Institution schade sich selbst, ist er überzeugt. Engagiert widmet er sich dem Thema soziale Gerechtigkeit, entlarvt die Leistungsideologie die Reichtum mit Leistung gleichsetzt, weil es sich hier auch um die Folgen politischer Entscheidungen handele. Bitterernste und nachdenkliche Themen werden aufgefangen mit humorvollen witzigen Szenen.

Auch die ein oder andere Spitze gegen die Moralisten, die glauben auf der richtigen Seite zu stehen, und dabei vergessen, woher beispielsweise die Rohstoffe für Batterien von E-Autos kommen, ist dabei. Hinzu kommt immer mal wieder eine Brise Selbstironie. Um seine Botschaft zu vermitteln, begnügt er sich nicht allein mit kabarettistischer Rede. Unter vollstem Körpereinsatz schlüpft er in verschiedene Rollen, vom gelangweilten Jobcenter Mitarbeiter über einen Reggae-tanzenden Revoluzzer bis hin zum tumben Schwerreichen, der im Schlagerrhythmus einen Apokalypse-Deluxe Tanz vollführt. Bei alledem nimmt er das Publikum mit, vom Anfang bis zum Ende.