Es ist ein heißer Tag für einen über zweistündigen „Klimaspaziergang“. Aber im Badmattenpark scheinen die Spaziergänger aufzuatmen. Denn es wird kühler zwischen den Bäumen und Wiesen. „Hier lässt es sich aushalten“, sagt einer von ihnen. Der Park ist damit ein gutes Beispiel, was sich in Zukunft in Sachen Stadtplanung ändern muss. Grüner, blauer – auch in Bad Säckingen. Gerade an so einem heißen Augusttag wird die Dringlichkeit für das Thema Klimaanpassung deutlich.

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Deshalb hat Ralf Däubler, Umweltreferent der Stadt Bad Säckingen, zu diesem „Klimaspaziergang“ eingeladen. Wulf Westermann und Carla van der Meyden vom Institut für Fortbildung und Projektmanagement (ifpro) aus Freiburg und Alena Konrad von der Energieagentur Regio Freiburg füllen den Spaziergang mit vielen Informationen. Gemeinsam mit der Stadt entwickeln sie ein Konzept zur Klimaanpassung für Bad Säckingen und zeigen nun, wie der aktuelle Stand in Bad Säckingen ist und an welchen Stellen noch Raum für Verbesserung ist.

1. Gesundheit: das Aqualon

Der Start des Klimaspaziergangs war das Aqualon. Hier wurde über das Thema Gesundheit in Zeiten des Klimawandels diskutiert.
Der Start des Klimaspaziergangs war das Aqualon. Hier wurde über das Thema Gesundheit in Zeiten des Klimawandels diskutiert. | Bild: Esteban Waid

Der Ausgangspunkt für den Rundgang durch die Stadt bildet das Thermalbad Aqualon. 16 Bürger haben am frühen Abend den Weg hierher gefunden und versammeln sich im rar gesäten Schatten. „Das Wetter passt, dass wir heute diesen Hitzespaziergang erleben können“, begrüßt Däubler die interessierten Bürger und lacht. Das Wetter passt in vielerlei Hinsicht. Auch zum ersten Punkt der auf dem Plan steht: die Gesundheit.

Ralf Däubler ist Sachgebietsleiter für Umwelt und Energie bei Stadt Bad Säckingen und lud am 2. August zu einem Klimaspaziergang durch ...
Ralf Däubler ist Sachgebietsleiter für Umwelt und Energie bei Stadt Bad Säckingen und lud am 2. August zu einem Klimaspaziergang durch das Stadtgebiet. | Bild: Esteban Waid

Seit Jahren steige die Zahl der Hitzetoten, erklärt van der Meyden. Ein Beispiel, wie es in Zukunft aussehen könnte, ist der Jahrhundertsommer 2003. Über 2600 Menschen starben durch Hitze (Vorjahr: 1182). Im Jahr 2018 waren es fast 2000. Extreme Sommerjahre, die zunehmen werden.

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Da spielt auch der Arbeitsschutz eine Rolle, wie Bürgermeister Alexander Guhl anmerkt: „Das Klima ändert sich, aber die Arbeitszeiten sind gleichgeblieben.“ Besonders für Einhaltung von Ruhezeiten plädiert er.

2. Klima: Die Wetterstation Reha-Klinik

Hobbymeteorologe Helmut Kohler vor der Wetterstation hinter der Säckinger Rehaklinik.
Hobbymeteorologe Helmut Kohler vor der Wetterstation hinter der Säckinger Rehaklinik. | Bild: Esteban Waid

Wenige Gehminuten weiter nördlich des Rehaklinikums wartet Hobbymeteorologe Helmut Kohler. Er kennt sich mit dem lokalen Wetter aus. Seine Daten sehen trotz des Sonnenscheins aber düster aus. In den letzten 60 Jahren sind die heißen Tage in Säckingen deutlich mehr geworden. Die heißesten Jahre seit 1966? 2015, 2018, 2020.

(Von links) Carla van der Meyden und Wulf Westerman vom Institut für Fortbildung und Projektmanagement (ifpro) aus Freiburg führen die ...
(Von links) Carla van der Meyden und Wulf Westerman vom Institut für Fortbildung und Projektmanagement (ifpro) aus Freiburg führen die Besucher des Klimaspaziergangs durch Bad Säckingen. | Bild: Esteban Waid

Kohler sagt, dass der Klimawandel in unserer warmen Region besonders spürbar sein wird. So hat das nahegelegene Rheinfelden nach Lahr die meisten gemessenen Sonnenstunden in Deutschland. Und mit dem Blick auf dieses Jahr sagt er: „Das, was wir jetzt erleben, ist das Abbild von 2003.“ Was zusätzlich fehle, sei der Langregen. Wenn es regne, dann tendenziell eher kurz und heftig. Die trockenen Wiesen um ihn herum zeugen davon.

3. Grünflächen: Stadtpark Badmatte

Halt im Badmattenpark. Der Teich und die grünen Bäume und Wiesen sorgen für eine Abkühlung an diesem heißen Abend.
Halt im Badmattenpark. Der Teich und die grünen Bäume und Wiesen sorgen für eine Abkühlung an diesem heißen Abend. | Bild: Esteban Waid

Die Trockenheit macht auch den Bäumen zu schaffen. Auf dem Weg in den Badenmatten Park liegt Laub, die rot-braunen Farben erinnern eher an den Herbst als an den Sommer. „Selbst wetterangepasste Bäume haben bei langer Trockenheit Probleme“, erklärt Däubler. Dabei sind sie wichtig für das Klima in der nahen Umgebung, dem sogenannten Mikroklima. Sie können zusammen mit Wasserstellen das Stadtklima deutlich abkühlen.

Ein Frischgepflanzter Baum mit einem Bewässerungssack. Um den Baum herum liegt das braune Laub der schon ausgewachsenen Bäume.
Ein Frischgepflanzter Baum mit einem Bewässerungssack. Um den Baum herum liegt das braune Laub der schon ausgewachsenen Bäume. | Bild: Esteban Waid

Bereits jetzt pflanzt die Stadt mediterrane Bäume, wie beispielsweise Esskastanien, die bei diesem Wetter besser überleben sollen. Doch auch bei ihnen ist das überleben nie ganz gesichert. Bei einem frisch gepflanzten Baum mit einem Bewässerungsbeutel sagt Däubler: „Mal schauen, ob er überlebt.“

4. Hitze in der Stadt: Der Münsterplatz

Der gepflasterte Münsterplatz verdeutlicht: hier muss mehr Grün her.
Der gepflasterte Münsterplatz verdeutlicht: hier muss mehr Grün her. | Bild: Esteban Waid

Der vorletzte Ort ist der Münsterplatz. Obwohl es bereits fast 20 Uhr ist, scheint die Stadt kaum abzukühlen. Das liegt daran, dass der Münsterplatz, wie die meisten Plätze in deutschen Städten, kaum begrünt, sondern zugepflastert ist – versiegelt nennt sich das. Städte bilden dann sogenannte „Wärmeinseln“, wie Wulf Westermann erklärt. Sie heizen sich stark auf und kühlen nachts auch nicht mehr ab.

5. Station Naturkatastrophen: Schlosspark am Rhein

Der Endpunkt: Der Schlosspark mit Blick auf die Säckinger Holzbrücke.
Der Endpunkt: Der Schlosspark mit Blick auf die Säckinger Holzbrücke. | Bild: Esteban Waid

Ein Ende findet der Spaziergang am Rhein, im Schlosspark. Trotz des schönen Ortes geht es um ein ernstes Thema: Katastrophen. So nah am Rhein und beim Blick auf die Karte wird klar, dass sich Teile der Stadt in einem Risikogebiet für Hochwasser befinden. Wie auch andere Naturkatastrophen werden diese in den nächsten Jahren zunehmen, wie Carla van der Meyden erklärt.

Seit 1980 habe sich die Anzahl der Naturkatastrophen fast vervierfacht. Gerade sind es Dürre und Waldbrände, die auch hier in der Region ihr Unwesen treiben und längst keine Phänomene mehr sind, die woanders auf der Welt stattfinden.

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