Ernste Botschaften, mitunter unbequeme Forderungen, aber auch Zeichen der Hoffnung, Appelle zum Mitmachen und schöne Musik: All das gab es am Samstag bei der Earth Hour in Bad Säckingen. Aufgerufen zu der Kundgebung hatten die Stadt, die sich schon in den Vorjahren beteiligt hatte, die drei christlichen Kirchen, der Bund für Umwelt und Naturschutz sowie Fridays und Parents für Future.

Bernd Wallaschek (links) und Aaron Kreideweis-Thomas trugen Lieder vor, die zum Nachdenken anregten.
Bernd Wallaschek (links) und Aaron Kreideweis-Thomas trugen Lieder vor, die zum Nachdenken anregten. | Bild: Michael Gottstein

Nach Einbruch der Dämmerung war der Bad Säckinger Münsterplatz ohnehin nur schwach beleuchtet, denn seit Ausbruch des Ukraine-Krieges verzichtet die Stadt darauf, das Münster und andere Kulturdenkmäler anzustrahlen. Unter dem Geläut der Glocken versammelten sich zwischen 100 und 150 Menschen vor dem Münster, und Punkt 20.30 Uhr erloschen auch die prachtvollen Kandelaber zu beiden Seiten des Portals. Umso deutlicher war dann die „Erd-Uhr“ zu sehen: Sie zeigte an, wann das für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels zulässige Kohlendioxid-Budget aufgebraucht sein wird, nämlich in sechs Jahren, drei Monaten und 24 Tagen.

Iris und Bernd Wallaschek sangen das zum Klassiker gewordene Lied vom Baum.
Iris und Bernd Wallaschek sangen das zum Klassiker gewordene Lied vom Baum. | Bild: Michael Gottstein

Bürgermeister Alexander Guhl erklärte, dass die Stadt durch die Reduktion der Beleuchtung pro Tag zehn Kilowattstunden Energie und durch die Earth Hour eine Kilowattstunde einspare. Diese Aktionen seien zwar symbolischer Natur, aber nichtsdestotrotz wichtig, um Menschen daran zu erinnern, dass die Rettung des Klimas nur durch eine Änderung des Lebenswandels gelingen könne. Und er sprach eine unpopuläre Botschaft offen aus: „Wir müssen bereit sein zum Verzicht.“

Zwischen 100 und 150 Personen waren am Samstag zur Earth Hour auf den Münsterplatz gekommen.
Zwischen 100 und 150 Personen waren am Samstag zur Earth Hour auf den Münsterplatz gekommen. | Bild: Michael Gottstein

Kurz und bündig fasste Johannes Bauer von Parents for Future die mittlerweile als gesichert geltenden Erkenntnisse zusammen: „Die Folgen des Klimawandels werden heftiger, rund die Hälfte der Menschheit ist betroffen, der aktuelle Klimaschutz reicht nicht aus, und wir brauchen eine Halbierung des Treibhausgases bis 2030.“

Allen, die etwas für die Klimarettung tun wollen, bot er eine Hilfestellung an, denn die Parents for Future haben eine Liste mit Vorschlägen erarbeitet.

Ayda Sipahi, Jonas Hieke und Jannick Schuster von Fridays for Future kritisierten die Pläne zum Autobahn- und Straßenausbau, den Abriss von Lützerath und die damit verbundene Braunkohleförderung sowie die Ölförderpläne in Alaska.

Pastoralassistentin Eva Pollitt erklärte im Namen der Römisch-Katholischen, Evangelischen und Altkatholischen Kirche, dass die Klimakrise den Kern des Glaubens berühre und die Christen zum Handeln aufgefordert seien: „Die Menschen in den ärmsten Ländern, die am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich sind, müssen oft am stärksten darunter leiden.“

Wioletta Koch vom Bund für Umwelt- und Naturschutz freute sich, dass die Aktion von breiten Schichten mitgetragen werde: „Nur gemeinsam schaffen wir die lebensnotwendigen Änderungen.“

Eigens für die Bad Säckinger Earth Hour war Aaron Kreideweis-Thomas, Absolvent im Bereich Jazzklavier der Musikhochschule Freiburg, angereist, um ehrenamtlich politisch engagierte Lieder vorzutragen, zum Beispiel den kritischen „1,5-Grad-Song“, den „Earth Song“ oder „We are the world“. Mit dabei waren auch Iris und Bernd Wallaschek, die schon vor 40 Jahren das „Lied von Baum“ geschrieben hatten. Die Botschaft, dass die Menschen sich nicht absolut setzen sollten, sei immer noch aktuell, so Iris Wallaschek.

Infokasten:

Die Earth Hour ist eine regelmäßig stattfindende Klima- und Umweltschutzaktion des WWF (World Wide Fund for Nature). Einmal im Jahr schalten Menschen auf der ganzen Welt für eine Stunde das Licht aus, und viele Städte hüllen ihre bekanntesten Bauwerke in Dunkelheit. An der 17. Earth Hour am Samstag haben sich 150 Kommunen in Baden-Württemberg beteiligt.