Wenn sich Wildtiere in der Innenstadt niederlassen, kann es Ärger geben. So wie im westlichen Gießenabschnitt zwischen Hauensteinstraße und Schillerstraße. Dort wohnt ein Biberpärchen im renaturierten Bächlein. Und auch hier ist nicht jeder Anwohner ein Freund der Tiere.

Erst unlängst sei es zu Konflikten zwischen Biber, Hund und Herrchen gekommen. Es sei sogar Pfefferspray gegen den Biber eingesetzt worden, berichtet Ralf Däubler. Er ist Umweltreferent im Rathaus, wo die Probleme zwischen Wildtier und Anliegern immer wieder landen.
Wildtiere werden innerorts zum Problem
Er und Bettina Sättele, Biberschutzbeauftragte des Landkreises Waldshut, waren jetzt vor Ort, um sich ein Bild zu machen. Beide warben um Verständnis. Sie räumten ein, dass es in einer Innerortslage nicht einfach sei. Dennoch stehe der Biber unter Schutz. Für Anwohner gebe es technische Schutzmöglichkeiten. Biber werden einen Meter lang und über 30 Kilogramm schwer.
Wenn der Biber plötzlich auf der Terrasse steht
Akin Soljin kennt die Situation. Er ist Bibergeplagter mit Erfahrung. „Und nicht nur ich, auch meine Nachbarn“, berichtet er dem SÜDKURIER. Die Betroffenen wohnen unter anderem in der Hauensteinstraße im Erdgeschoss, ihre Gärten reichen bis zum Gießenbach. Da kann es schon mal sein, dass der Biber auf der Terrasse steht, die Büsche kahlfrisst und Bäume umlegt.
So schützt sich ein Anlieger gegen den Biber
Als es Akin Soljin und seinem direkt angrenzenden Nachbarn zuviel wurde, besorgten sie sich Wildtierzäune. Der ist 30 bis 40 Zentimeter hoch und führt Strom wie ein Weidezaun. Das hat geholfen, ist Akin Soljin erleichtert: „Seitdem ist bei mir Ruhe.“

Zuvor war das Biberpärchen für ihn und seine Familie schon ein Ärgernis, sagt Akin Soljin. Anfangs habe er versucht Büsche, mit Drahtgeflecht zu schützen. „Bei Baumstämmen funktioniert das Drahtnetz“, hat Akin Soljin festgestellt, aber bei Sträuchern nicht.
So hätten vor allem seine Weiden und Kirschlorbeeren unangenehme Bekanntschaft mit dem großen Nager gemacht, berichtet er. Da seien in Summe einige hundert Euro an Schaden und Aufwendung zusammengekommen. Allein der Elektrozäune habe ihn 150 Euro gekostet.

Aber das sei es ihm wert gewesen. Die Zäune sind nicht sehr hoch, seine beiden Kinder können drüber steigen, erzählt er. Dennoch findet er es schade, dass er sein Grundstück zum Schutz gegen den gefräßigen Nachbarn jetzt einzäunen muss. Dabei seien Zäune laut Gestaltungsvorschriften der Stadt hier eigentlich verboten.

Grundsätzlich hält Akin Soljin den Schutz von bedrohten Tierarten für richtig. Aber in innerörtlichen Wohngebieten sollten die Behörden seiner Ansicht nach notfalls auch Maßnahmen ergreifen können. Bei Konflikten zwischen Mensch und Wildtier in einer Innenstadt müsse durchaus auch mal über die Umsiedlung des Tiers nachgedacht werden. Aber er winkt ab: „Ich habe jedoch das Gefühl, der Biber ist besser geschützt als ich.“
Unbekannter Mann zerstört regelmäßig den Damm
Andere Zeitgenossen wollen das Biberproblem offenbar weit weniger besonnen und konstruktiv lösen wie Akin Soljin. Eine Anwohnerin aus der gegenüberliegenden Seiten des Gießenbachs berichtet dem SÜDKURIER von einem Unbekannten, der regelmäßig den Biberdamm zerstört. Kathrin Förster wohnt in den Mehrfamilienhäuser zur Schillerstraße hin.

Sie und ihr Sohn hätten den Mann immer wieder beobachtet, manchmal tagsüber, manchmal nachts. Sie schätzt den Mann auch 40 bis 50 Jahre alt. Die Spuren seines Tuns sind deutlich am Damm sichtbar. An einer Stelle wurde er aufgebrochen, das Wasser fließt ab.

Kathrin Förster findet, das geht nicht. Wie immer man zum Biber stehe, dürfe man seinen Damm nicht einfach kaputt machen. „Die Tiere können sich ja nicht wehren“, sagt sie.
Außerdem sei solches Tun höchst kontraproduktiv, ergänzt Biberbeauftragte Sättele. Denn sobald es Löcher im Staudamm gebe, erzeuge das beim Biber eine umso größere Sanierungsenergie. Der Damm weder dann eher noch höher.