Opulent, farbenprächtig, vielfältig, überraschend und oft erheiternd: Dies sind einige Adjektive, mit denen sich die Collagen Michael Lotzgeselles beschreiben ließen. Bei seiner ersten Ausstellung präsentiert der Künstler rund 100 Werke im Haus Fischerzunft.
Michael Lotzgeselle stammt aus Kassel und studierte Medizin in Göttingen. Bis zu seiner Pensionierung führte er eine Praxis für Psychotherapie in Bad Säckingen. Vor 30 Jahren fing er an, aus Illustrierten und Kunstzeitschriften Motive auszuschneiden und diese zu Collagen zusammenzufügen. Nach einer längeren Pause griff er seine Technik wieder auf. Beim Ausschneiden geht er sehr sorgfältig vor, denn „man soll nicht auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um Collagen handelt“, berichtet der Künstler. Einige Besucher hatten bei der Vernissage am Freitag vermutet, dass die Collagen am Computer entstanden seien, doch in Wahrheit handle es sich „um reine Handarbeit“.
Die Collagen verraten seine Vorliebe für den Surrealismus und die phantastische Kunst. Die Werke erlauben eine Vielfalt von Assoziationen, und Michael Lotzgeselle vergibt im Allgemeinen keine Titel, um zu verhindern, dass die Imagination der Betrachter in eine bestimmte Richtung gelenkt wird. In den Collagen findet man eine Fülle von Zitaten aus der Kunstgeschichte neben zahlreichen Motiven aus der Werbung, die ihrerseits von Pop-Artisten zur Kunst erhoben wurden. Klassische Motive wie die Engel aus der Sixtinischen Madonna, Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“, orthodoxe Ikonen und Glasfenster aus Kirchen, sogar eine goldfarbene Folie in Anspielungen auf den Goldgrund mittelalterlicher Bilder finden sich ebenso wie das Marilyn-Monroe-Porträt oder eine „schielende Nofretete“ – die Kombination von Erhabenem und Trivialem ruft oft Belustigung hervor.
In seinen neueren Werken ist die Farbenfülle etwas reduziert, und oft stehen Meister der klassischen Moderne wie Mondrian oder Léger Pate. Die berühmte Bar mit den einsamen Figuren Edward Hoppers bevölkerte er unbekümmert mit weiterem Personal, was der hopperschen Bildaussage zuwiderläuft und für Überraschungseffekte sorgt. Zu seinen Lieblingswerken zählt die Collage, in der das Schloss Neuschwanstein aus ungewohnter Froschperspektive mit einer aus der Vogelperspektive aufgenommenen Hochhauslandschaft kombiniert wird. Oder die Collage aus Eiffelturm und dem Faltenwurf eines roten Kleides. „In diesem Bild ist eine schöne Bewegung“, sagt der Künstler und lädt die Besucher ein, ihre eigenen Lieblingsstücke zu entdecken.
Die Ausstellung ist am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Februar, 18. und 19. Februar sowie 25. und 26. Februar, jeweils von 12 bis 18 Uhr, im Haus Fischerzunft zu sehen.