Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Schlagworte wie „Industrie 4.0“ sind in aller Munde und gehören auch am Hochrhein längst zum Alltag vieler Firmen. Was Strukturwandel, Digitalisierung und Automatisierung in der Praxis bedeuten und inwieweit sich durch die Veränderungen auch neue Anforderungen an die Mitarbeiter ergeben, das zeigte die Firma Geiger Textil Vertretern der Arbeitsagentur Lörrach, die das Unternehmen unter Führung des Agenturleiters Andreas Finke besuchten. Dabei schilderte der geschäftsführende Gesellschafter, Jochen Geiger, mit großer Offenheit die Chancen und Herausforderungen des Wandels.

Das Familienunternehmen erzielt mit 325 Mitarbeitern an drei Standorten einen Jahresumsatz von 27 Millionen Euro und hat auf dem Gebiet der Digitalisierung eine rasante Entwicklung durchlaufen. Das Waschen, Mangeln und Kommissionieren der Wäscheteile übernehmen nach wie vor Mitarbeiter, die die entsprechenden Maschinen bedienen. Auf dem Gebiet der Logistik hingegen sind große Fortschritte erzielt worden. Da jedes Wäscheteil mit einem RFID-Transponder versehen ist, findet die Produktionssteuerung mithilfe von autonom lernenden Systemen statt.

Die Textilien für das Gesundheitswesen und die Pflegeheime, die bei Geiger Textil gewaschen werden, müssen nach wie vor von Hand ...
Die Textilien für das Gesundheitswesen und die Pflegeheime, die bei Geiger Textil gewaschen werden, müssen nach wie vor von Hand gemangelt und kommissioniert werden. Durch einen Blick in die Produktionshallen konnten sich die Besucher der Agentur für Arbeit, die am Donnerstagnachmittag zu einem Pressegespräch gekommen waren, davon überzeugen. Bilder: Reinhard Herbrig

So verfügt Geiger-Textil über ein vollautomatisches Lagersystem für Berufskleidung, das Platz, Zeit, Arbeitskraft und Sicherheit garantiert. Dies bestätigte Jasmin Steinhaus, die die Lagerverwaltung der Berufskleidung vor Ort überwacht. Das System verarbeitet die eingehenden Aufträge und stellt die notwendigen Lagerbehälter über Nacht in der richtigen Reihenfolge zusammen, sodass die Mitarbeiter sie am nächsten Tag kommissionieren können.

Um die Lagerbestände der 1,2 Millionen Mietwäschestücke, von denen täglich 75 000 Teile ausgeliefert werden, zu optimieren, wird im nächsten Jahr das Bestellsystem der Kunden von Geiger-Textil übernommen. Zum Kundenstamm gehören 22 Krankenhäuser, zwölf Reha-Kliniken, 140 Altenpflegeheime, 18 Pharmabetriebe, 28 chemische Betriebe, 27 Lebensmittelbetriebe und zwei Fluggesellschaften. Die durch eine optimierte Lagerhaltung weggefallenen Arbeitsplätze wurden laut dem geschäftsführenden Gesellschafter Jochen Geiger in den vergangenen Jahren durch Umsatzsteigerungen mehr als aufgefangen. Außerdem sind neue Aufgaben, die mit der Digitalisierung entstanden sind, dazu gekommen.

Am Donnerstagnachmittag begrüßte Jochen Geiger, Geschäftsführender Gesellschafter der Geiger-Textil GmbH (zweiter von links), Andreas ...
Am Donnerstagnachmittag begrüßte Jochen Geiger, Geschäftsführender Gesellschafter der Geiger-Textil GmbH (zweiter von links), Andreas Finke, Mike Kalinasch und Melanie Payer von Agentur für Arbeit Lörrach und Waldshut (von links), die zu einem Pressegespräch gekommen waren, um die Auswirkungen der Digitalisierung direkt vor Ort kennenzulernen. Bild: Reinhard Herbrig

Hier kommt die Agentur für Arbeit Lörrach ins Spiel, die sich zunehmend als Dienstleister versteht. Wie ihr Leiter Andreas Finke versicherte, möchte die Arbeitsagentur Weiterbildungsmaßnahmen unterstützen und helfen, Personal in der Anlernphase zu finanzieren. So kann beispielsweise arbeitsuchendes Personal ein Praktikum auf Kosten der Agentur für Arbeit machen. Die Agentur möchte daneben auch qualifiziertes Personal vermitteln. Der Wandel der Arbeitswelt stelle sie vor neue Herausforderungen, die sie zusammen mit den Betrieben und den Kunden in Angriff nehme.

Wie Jochen Geiger versicherte, ist das Unternehmen Geiger Textil bemüht, das Personal in die Umstrukturierungsmaßnahmen einzubinden. Nur wenn die Mitarbeiter wissen, wohin die Reise geht, können sie die Maßnahmen mittragen und sie zum Erfolg führen, sagte er. Egal, über welche Qualifikationen ein Mitarbeiter verfüge, sei er für den Betrieb wertvoll und verdiene eine mitmenschliche Behandlung. Geiger hatte bei der Agentur für Arbeit oft keine festen Ansprechpartner gefunden. Dafür wird Andreas Finke in Zukunft sorgen, versicherte er ihm.

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Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die Lagerhaltung für Berufskleidung bedankten sich die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit bei Jochen Geiger für den umfassenden Einblick, den er ihnen in die komplexen Produktionsabläufe gewährt hat. Andreas Finke sicherte ihm eine gute Unterstützung bei der Beschaffung und Qualifizierung von Personal zu.

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