Der Kunstverein Hochrhein hat offensichtlich Lust auf frischen Wind und etwas Neues. Mit dem neuen „alten“ Vorsitzenden Frank van Veen ist jetzt trendige Urban Art (städtische Kunst) in die ehrwürdige Villa Berberich eingezogen. Die aktuelle Ausstellung mit acht Künstlern aus Freiburg, Stuttgart und Basel hat der aus Bad Säckingen stammende Lukas Friedlmeier organisiert.
Der junge Urban-Art-Künstler, der zurzeit in Freiburg Kunst auf Lehramt studiert, hat die Schau erfrischend konzipiert und gestaltet. Die Teilnahme von Marc C. Woehr, der international eine wirkliche Größe ist, wertet Friedlmeier als ein „absolutes Highlight“. Der Stuttgarter Künstler kam vom Graffito zum Relief und ist inzwischen bei der konstruktiven Kunst angekommen.
Einen guten Ruf in der Szene hat auch Nest Dafoe (wie die meisten Urban-Art-Künstler wählt er ein Pseudonym) durch seine gesellschaftskritischen Arbeiten. Ein gesprayter Zaun oder die „Porn Generation“ haben bei ihm eine Message. Der Künstler Bustart aus Basel ist ebenfalls eine gute Hausnummer. Seine poppig bunten Bilder sind von der Pop Art und vom Comic inspiriert.
Der Schablonen-Künstler Ketauu sägt Figuren aus Spanplatten aus und hängt das so entstandene „Window Girl“ und den „Window Boy“ in zwei alte Fensterrahmen mit zerbrochenem Glas. In der raumgreifenden Installation „Shelter Boy“ – vor Ort auf eine durchsichtige Plastikfolie aufgebracht – äußert Ketauu Sozialkritik. Die Farbe ist noch nicht getrocknet, Bierflasche, Zigarettenschachtel und Papierfetzen liegen wie absichtslos daneben.
Eine andere Urban Art steuert Paxiz bei, der digital arbeitet, also mit Stift auf Mousepad, was für einen Grafikdesigner wie ihn am besten als Arbeitsweise passt. Er schafft in seinen Bildern einen digitalen Raum. Zu den Künstlern, die eigentlich mehr auf der Straße anzutreffen sind als in Galerien, gehört Twin One mit seinen Fotomotiven auf Holzplatten. Und auch Lilos kleine Monsterchen, ihre „Family“ mit persönlichen Namen, hängen sonst in Freiburg draußen anstatt im Museum.
Mit Fotogrammen hinter verspiegeltem Glas hat sich Ausstellungsorganisator Saine, wie er sich nennt, etwas von der klassischen Graffiti entfernt. Saines Mixed-Media-Arbeiten in Schwarzweiß mit Schrift und bewegten Formen spielen mit Licht und Schatten.
Eine geplante Mal-Aktion im Park an einer großen weißen Wand fiel buchstäblich ins Wasser, soll aber bei der Finissage nachgeholt werden. Dafür gab es bei der Eröffnung, an der sechs der acht Künstler anwesend waren, eine Mischung aus Filmvorführung und Live-Beiträgen von Frank van Veen, mit Vortrag, Textzitaten und Pantomime.
Der Film wurde mit Unterstützung von Gusty Hufschmid gedreht, mit Stadtansichten unterlegt, und zeigte die Künstler in Aktion. Van Veen montierte Text und Bilder zusammen, was eine echte Abwechslung war und keine der üblichen Vernissagen. Danach spielte eine ad hoc zusammengewürfelte Band mit dem Rapper Mika Henes, was gut passte, denn auch Rap gehört zur Street Art.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung Urban Art des Kunstvereins Hochrhein im Kulturhaus Villa Berberich in Bad Säckingen dauert bis 17. Juli. Geöffnet ist Mittwoch, 17 bis 19 Uhr, Samstag, 14 bis 17 Uhr, sowie Sonntag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Der Vortrag läuft am 3. Juli, 11 Uhr, Finissage mit Verleihung der Kunstpreise ist am 17. Juli, 11 Uhr.