Weihnachten ist ein Fest, mit dem in vielerlei Hinsicht hohe Erwartungen verknüpft sind. Es steht sinnbildlich für familiäre Idylle, Besinnlichkeit und Ruhe. Es ist das Fest des Schenkens und Beschenktwerdens. Viele Menschen fühlen sich jedoch in dieser Zeit des Jahres besonders gestresst und empfinden die Weihnachtszeit alles andere als beschaulich. Warum ist das so, und was lässt sich dagegen tun? Wir haben mit dem ärztlichen Direktor des Sigma-Zentrums Bad Säckingen, Christoph Bielitz, gesprochen.
„Stress ist ein subjektives Empfinden. Wir machen uns oft selbst den Druck, es allen Recht zu machen und die Feierlichkeiten harmonisch gestalten zu wollen“, lautet seine These. Vor allem der „Was wäre, wenn…“-Gedanke sei bei vielen Menschen in der Vorbereitungszeit auf Weihnachten allgegenwärtig und sei laut dem Experten für viele Probleme verantwortlich: „Was ist, wenn mein Geschenk nicht gefällt?“ oder: „Was ist, wenn das Festtagsessen nicht so wird, wie ich mir das vorstelle?“ seien dabei gängige Fragen, die Menschen beschäftigten und für Stress und Verunsicherung sorgten. Das sei bis zu einem gewissen Grad durchaus normal: „Stressempfinden ist bei vielen Menschen mit größeren Ereignissen wie Geburtstagen, Weihnachten oder auch Ostern verbunden“, so Bielitz.

Gerade in der Vorweihnachtszeit häufen sich derweil Verpflichtungen und feierliche Anlässe – betrieblicher und privater Natur. „Statt die Zeit der schönen Rituale genießen zu können, wird die Adventszeit mitunter als lästig empfunden. Dabei liegt es an uns selbst, diesem Empfinden entgegenzuwirken“, erklärt Christoph Bielitz.
Wenn man sich durch die Weihnachtszeit gestresst fühle, helfe es, diese Zeit gelassener zu betrachten. Weniger Pläne, weniger Vorsätze, was alles geleistet werden muss, und generell die Erwartungen herunterschrauben – das alles könne zur Senkung des Stressempfindens beitragen.
Dabei ist es laut Bielitz vor allem wichtig, Prioritäten zu setzen. Das kann so aussehen, dass man eben nur noch drei Sorten Plätzchen statt fünf backt. Oder anstatt zig Weihnachtsbriefe zu verschicken, lasse sich heutzutage auch einfach auf E-Mails zurückgreifen. „Man sollte sich gelassener auf die Rituale vorbereiten und bewusster genießen“, rät der Experte. Machen, auf was man Lust hat, das sei die Devise der Vorweihnachtszeit.
Auch die Suche nach einem passenden Geschenk ist ein Faktor, der viele Menschen stresst. Vereinbarungen, sich keine materiellen Dinge, sondern Zeit zu schenken, seien gute Möglichkeiten, den Stress zu mindern. Allerdings müssten sich dann auch alle Parteien an eine solche Vereinbarung halten. „Ansonsten wird Verdruss erzeugt“, sagt Bielitz.
Alternativ lasse sich auch auf ein Weihnachtsfest im herkömmlichen Sinne verzichten. Stattdessen könne man verreisen oder aber das Fest anders gestalten. „Man kann sich am Abend treffen und jeder bringt eine Kleinigkeit mit und man schaut, was passiert, ohne überzogene Vorbereitung oder Erwartung. Oder aber man schenkt sich Zeit und fährt gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt, geht gemeinsam in ein Konzert.“ Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt, sagt der Experte. Entscheidend ist, sich etwas zu entschleunigen und Weihnachten so zu gestalten, dass man die Zeit mit den Liebsten genießen kann, jeder aber auch Gelegenheit erhält, sich in dem Trubel etwas Zeit für sich selbst zu nehmen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.