Der Kunstverein Hochrhein hat in den vergangenen Jahren bereits einige bekannte Zeichner ausgestellt. Vorsitzender Frank van Veen erwähnte am Sonntag in seiner Vernissagerede, in der er sich mit den Worten Zeichnung und Zeichen auseinandersetzte, nur Horst Janssen, Günter Grass und Tomi Ungerer. Die neue Übersichtsschau sucht nach Antworten auf die Frage: Was ist Zeichnung heute?
Wer die Ausstellung bereits gesehen hat, weiß: Man findet Erstaunliches und eine große Spannweite, bei der über 40 Künstler die Positionen im Medium Zeichnung auch in Installation, Fotografie und 3D-Animation reflektieren. Manchmal muss man sich dabei die Frage stellen: Ist das überhaupt Zeichnung? So etwa bei der raumgreifenden Installation der Stuttgarterin Eva Schmeckenbecher mit Bilderbahnen, desgleichen bei den Schwarzweiß-Fotografien von Marion Moritz oder den Filmsequenzen von Fabian Golz. Bei näherer Betrachtung haben aber alle drei Künstler ihre Berechtigung.
Schmeckenbechers von der Decke und den Wänden herabhängende Bilderschlangen mit Notizen, abfotografierten Zeichnungen , Fotos, Noten, Zeitungen und Schriften erzählen kleine Geschichten. Wenn Zeichnung etwas mit Linie zu tun hat, dann sind das wirklich Zeichnungen; Klebestreifen sind auch Linien, Schrift und Noten ebenso. Nebenbei entdeckt man auch echte Zeichnungen aus ihrem Skizzenbuch. Bei Moritz' "Dunkles Wasser" ist das schon schwieriger; aber hier könnte man sagen, das Foto selbst ist die Zeichnung. Bei Fabian Golz sind Zeichnungen der Ausgangspunkt für die Computer-Animationen, die der 29-Jährige speziell für die Ausstellung hergestellt hat.
Noch ein paar andere Beispiele: Poetisch und sparsam in den Ausdrucksmitteln wirkt die schwebende Stoff-Installation mit Bleistift und Tusche auf Popeline von Krassimira Drenska. Auf einer ganzen Wand mit 117 Zeichnungen lässt Eva Früh Gegenstände des Haushalts figürlich und lebendig werden. Als veritable Zeichnerin präsentiert sich Marga Golz, die sich per Bleistift mit dem Thema Gewalt anhand von Bildern aus der Kunstgeschichte beschäftigt. Hingegen zeichnet Wulf Kirschner Linien mit dem Schweißgerät auf Schiffsbaustahl – auch das eine der möglichen Varianten zum Genre Zeichnung von konventioneller, klassischer bis ganz ungewöhnlicher Spielart.
Sehr viel mit Zeichnung zu tun hat fraglos die Rauminstallation mit 22 Skizzenbüchern, geschaffen von 21 Mitgliedern des Vereins Bildende Kunst Lörrach (VBK). Diese "Inspirationen" werden in einem offenen Bücherregal präsentiert. Kunstbücher sind ja sehr sinnlich, man nimmt sie gern in die Hand, betrachtet ihren kreativen Inhalt, die individuell gestalteten Seiten, die über Monate hinweg entstanden sind und in denen die Autoren skizziert, collagiert, fotografiert und geschrieben haben. Folglich kam die kleine Leseecke schon bei der Eröffnung sehr gut an.
Zeichnung heute
Die Ausstellung des Kunstvereins Hochrhein „Zeichnung: Heute“ in der Bad Säckinger Villa Berberich ist bis zum 2. April geöffnet, Mittwoch 17 bis 18, Samstag 14 bis 17, Sonntag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Umfangreiches Begleitprogramm: 12. März, 11 Uhr: Lyrik von Heinrich Heine mit Musik, 26. März, 11 Uhr: Cellokonzert mit Natalia Dauer, 1. und 2. April: Live Stitching mit Harriet Riddel.