Führte die vorige Fotoausstellung über das Thema Flucht zu Flüchtlingen aus allen möglichen Krisengebieten, so zieht Sibylle Möndel nun malerische Grenzzäune. Auf ihre Arbeiten passt der Titel der Ausstellung „Grenzland – Traumland“ dreier Künstler aus dem Stuttgarter Raum in der Villa Berberich am besten. Denn auf vielen ihrer Mischtechniken, die auch so betitelt sind, ist fast immer ein Zaun zu sehen, eine sichtbare Grenzziehung, sieht man Menschen auf der Flucht. Stacheldraht grenzt hier den Betrachter dieser Bilder vom eigentlichen Geschehen ab.
Diese Verbindung zur Vorgängerausstellung war nicht geplant, hat sich aber so ergeben. Kunstvereinsvorsitzender Frank van Veen nannte dies bei der Eröffnung der Schau in der Villa Berberich am Sonntag eine „aktuelle, politische, künstlerische Stellungnahme, die nahtlos an die letzte Ausstellung zum Thema Flucht anschließt“.
Im Gegensatz zu der letzten Fotodoku ist das Thema Grenze und Menschen auf der Flucht in der Malerei mit Siebdruck von Sibylle Möndel interessant verarbeitet: nicht aufdringlich, aber intensiv. Sie zeigt zusätzlich zwei weitere Serien: „Die Häuser“ mit eingearbeiteter Schrift, einem Gedicht des afghanischen Dichters Said, sowie die Reihe „Wege“, serielle Verarbeitungen eines Fotos zweier Männer, eines gemahnt fast an eine Abendmahlsituation.
Ist das eher die realistische Abteilung der Schau, so sind die nebulosen Landschaftsbilder von Conny Luley mehr Ausdruck eines Naturerlebens norwegischer Landschaften. Der Titel „Nordland“ verweist auf Fjorde, Spitzbergen und Island hin. Man sieht Wasser und Wolken, Gletscher und Gestein, Licht und Luft, verwirbelt in diesen Bildern in einem kühlen, kristallinen Blau-Grau. Es sind zerfließende Farben, die Bilder lösen sich fast in Farbe auf. Das reicht vom hellen Blau bei Tage bis zu nachtschwarzen Wolkenformationen über kalten Seen und menschenleeren Gegenden: keine Abbildung von Natur, sondern ein Naturgefühl in abstrahierter Form und reduziertem Farbspektrum. Luleys Bilder passen gut in die Rubrik „Traumland“.
Bernd Zimmers bildhauerische Arbeiten stehen irgendwo dazwischen, stellen eine Verbindung zwischen den beiden Welten her, zwischen Grenzstein und Behausung. Häuser schälen sich aus hellen, durchsichtigen Alabastersteinen heraus. Besonders spannend in zwei schwarzen Alabaster-Hausformen mit teils glatter, teils rauer Oberfläche, und besonders attraktiv in zwei übermannshohen Turmhäusern mit Treppenstufen, Fenstern und Turmspitzen, die nicht ganz gleichmäßig konstruiert sind und daher sehr lebendig wirken. Drei ganz unterschiedliche Techniken, Materialien und Themen, die aber in der gemeinsamen Gestaltung der Räume interessante Korrespondenzen und Berührungspunkte aufweisen.
Ausstellung
Die Ausstellung "Grenzland – Traumland" im Kunstverein Hochrhein versammelt Malerei von Conny Luley, Mixed Media von Sibylle Möndel und Skulpturen von Bernd Zimmer. Die Schau läuft bis 8. Oktober, Öffnungszeiten: Mittwoch 17 bis 18 Uhr, Samstag 14 bis 17, Sonn- und Feiertag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.