Die Entwicklung des Gesundheitscampus Bad Säckingen kommt in eine entscheidende Phase. Bis Ende des Monats soll die wirtschaftliche Bewertung vorliegen. Das heißt: Dann dürfte klar sein, was der Campus kostet. Daran wird sich auch die Frage entscheiden, ob das bestehende Spitalgebäude saniert oder es einen Neubau geben wird. Architekten und Ingenieure sind bei der Arbeit und ermitteln diese Kosten. Dann wären auch die Vorarbeiten soweit abgeschlossen, um die Kardinalfrage zu beantworten: Welche gesellschaftsrechtliche Struktur bekommt der Campus, und wer sind die künftigen Gesellschafter? Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl war in der Sondersitzung des Gemeinderates am Mittwoch optimistisch. Er geht entsprechend des Kreistagsbeschlusses vom November davon aus, dass der Landkreis und die Stadt Bad Säckingen die künftigen Träger sind. Der Kreistag stehe ausnahmslos hinter dem Beschluss, sagte Guhl.

  • Wie ist der Projektstand? Die Beratungsfirma GöK-Consulting hat im Auftrag der Stadt und des Landkreises seit Anfang des Jahres das Interesse am Campus ermittelt. GöK-Projektleiter Michael Schaaf nennt diese Phase „Modul I“. Er sprach von einer „enormen Resonanz“. Mit 40 Interessenten wurden Gespräche geführt, 25 sind im engeren Rahmen. Dazu gehören etwa Arztpraxen, Apotheken, Rotes Kreuz, Anbieter Sanitätsbedarf, Caterer, Kindergarten etc. Diese sollen sich im Campus einmieten und haben bereits konkrete Flächenanforderungen formuliert. Daraus hat GöK ein erstes Flächenprogramm entwickelt (Modul II). Kernforderung der Auftraggeber war dabei, zunächst mit dem bestehenden Spitalgebäude zu planen. Ergebnis: Die 12.000 Quadratmeter Fläche, die das Krankenhaus bietet, sind im Grunde verplant.
  • Wirtschaftlichkeit: Wird das Krankenhausgebäude saniert oder gibt es einen Neubau? Das soll sich in „Modul III“ entscheiden. Derzeit laufen entsprechende Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit beider Varianten. Bürgermeister Guhl hat im Gemeinderat keinen Hehl daraus gemacht, dass er – vorbehaltlich der Wirtschaftlichkeit – den Erhalt des Spitals favorisiert. Wenn diese Frage beantwortet ist, geht es ab April um Gespräche mit dem Sozialministerium, den Kostenträgern (Kassen) und um die Trägerschaft (Modul IV).
  • Trägerschaft: Wer wird Gesellschafter des Gesundheitscampus? An dieser Frage wird sich die Zukunft der Einrichtung entscheiden. Für Guhl ist die Stadt Bad Säckingen gesetzt. „Denn die Mitbestimmung ist für uns wesentlich“, sagte Guhl im Gemeinderat. Allerdings darf ein Gesellschafter nicht nur mitbestimmen, er muss letztlich auch für Kosten geradestehen. In diesem Zusammenhang versicherte Guhl, die „Stadt wird keine wirtschaftliche Geisterfahrt unternehmen.“ Neben der Stadt sieht Guhl den Landkreis als zweiten Gesellschafter. Einen dritten könne er nicht erkennen. Die Arztpraxen und anderen Interessenten im Campus sieht der Bürgermeister eher als Mieter. Viele hätten auch schon langfristige Mietverträge zur Bedingung gemacht. Das sei erfreulich, so Guhl, weil sich dadurch eine langfristige Wirtschaftlichkeit besser rechnen lasse. Die Stadt Waldshut-Tiengen komme als Gesellschafter des Bad Säckinger Campus ebenso nicht in Frage. Denn sie verhandle derzeit ohnehin mit dem Landkreis über den Ausstieg aus der Spitäler Hochrhein GmbH.
  • Die Spitäler GmbH: Gemeinsame Gesellschafter der GmbH sind derzeit noch der Landkreis Waldshut (40 Prozent) und die Stadt Waldshut-Tiengen (60). Die Verhandlungen zum Ausstieg der Stadt Waldshut laufen. Zur Frage von SPD-Stadtrat Hartmut Fricke nach den zeitlichen Perspektiven sagte Guhl: „Da müsste ich orakeln.“ Gleichwohl erinnerte er an die Worte von Landrat Kistler, der unlängst von einem Abschluss der Verhandlungen im ersten oder zweiten Quartal gesprochen habe. Sind die Verhandlungen erfolgreich, wird der Landkreis künftig das Waldshuter Krankenhaus alleine führen und auch den Bau des Zentralklinikums alleine übernehmen. Das Ausscheiden der Stadt Waldshut-Tiengen ist für Guhl eine Grundbedingung für eine erfolgreiche Trägerschaft des Campus zusammen mit dem Landkreis.
  • Geriatrie: Herzstück des Gesundheitscampus soll eine stationäre Geriatrie mit Innerer Abteilung werden. Bad Säckingen würde damit zum Schwerpunkt für Altersmedizin im Landkreis ausgebaut. Im Landkreis stehen laut Projektleiter Schaaf aktuell nur 20 Geriatrie-Betten zur Verfügung. Der tatsächliche Bedarf liege jedoch zwischen 40 und 60 Betten. Allerdings stehe eine neue, stationär-geriatrische Einrichtung in Bad Säckingen unter dem Vorbehalt einer Genehmigung durch das Sozialministerium in Stuttgart. Dort werde ein zweiter, krankenhausähnlicher Standort im Landkreis kritisch gesehen. Die geriatrische Station im Campus sei deshalb als eine Außenstelle des Krankenhauses Waldshut (und später des Zentralklinikums) gedacht.
  • Notfallversorgung: Hier ist fürs erste eine Versorgung zu den Kernzeiten zwischen 8 und 20 Uhr geplant. Guhl sagte, es werde auch über eine 24-Stunden-Einrichtung in Kooperation mit dem Reha-Klinikum nachgedacht. Zu beachten sei, dass Notfalleinrichtungen meist defizitär seien. Hier gehe es also darum, wer die Kosten trage. Als Betreiber der Notfallversorgung sei laut Planer Schaaf eine Allgemeinarztpraxis mit Schwerpunkt Notfallmedizin vorstellbar, eine weitere Variante wäre eine Portalpraxis des künftigen Kreiskrankenhauses Waldshut. Als sicher gilt, dass beide Varianten nicht kostendeckend arbeiten werden und deshalb finanzielle Deckung benötigen.