Jürgen Scharf

Ein gelber Fisch, orangefarbene Mandarinen, blaue Trauben, eine lila Hibiskusblüte, eine weiße Rose, ein rotes Kleid: Der Grand Salon 2020 ist ein Fest der Farben. Die sechste Auflage des Kunstsalons in der Bad Säckinger „Villa Berberich“ bekam ein neues Konzept, einen frischen Anstrich. Nicht umsonst heißt diese erste Themenausstellung „Colours“. 

Die beiden Künstler Thomas W. Bossert (links) und Ulrich Wössner im Gespräch vor Wössners farbiger Rauminstallation.
Die beiden Künstler Thomas W. Bossert (links) und Ulrich Wössner im Gespräch vor Wössners farbiger Rauminstallation. | Bild: Jürgen Scharf

Kulturreferentin Christine Stanzel jubelte: „Ein Farbfeuerwerk.“ Der diesjährige Salon, meinte die Kunsthistorikerin, sei ausgehend vom Farbbegriff so aufgebaut, dass er in der stärksten Farbe Rot voller Leuchtkraft beginne. Bürgermeister Alexander Guhl freute sich, dass der Grand Salon mit neuem Themenschwerpunkt und in geänderter Form fortgeführt und so gut von den Besuchern angenommen werde. Guhl dankte den Machern für die Treue zum Standort Bad Säckingen.

Nikolai Lagoida, zum ersten Mal beim Grand Salon, vor seinen „Gedanken über drei fliegende Zitronen“.
Nikolai Lagoida, zum ersten Mal beim Grand Salon, vor seinen „Gedanken über drei fliegende Zitronen“. | Bild: Jürgen Scharf

Organisator Frank von Düsterlho betonte, dass man nicht komplett mit den Traditionen des Grand Salons brechen wolle, ihn aber in eine neue Form überführe. Er begrüßte 20 teils von weither angereiste Künstler bei der Vernissage am Samstag. Kuratorin Elena Romanzin, Malerin aus Wehr, stellte die erste Themen-Edition des Salons vor. Dieser Zyklus eröffne mit einer „Hommage an die Farben“: „Ich wollte Kunstwerke finden, die mit einer dieser Farben geschaffen wurden.“ Gleichzeitig wollte Romanzin die Tradition des Salons, in dem bisher alle Genres vertreten waren, würdigen. Dieser Spagat ist den Ausstellungsmachern geglückt.

Die letztjährige Gewinnerin des Publikumspreises, Seona Sommer, mit zwei Porträts im blauen Salon.
Die letztjährige Gewinnerin des Publikumspreises, Seona Sommer, mit zwei Porträts im blauen Salon. | Bild: Jürgen Scharf

Künstler wie Besucher haben positiv auf das neue Konzept reagiert. Das Motto sei gut gewählt und zentriere auf die eigentliche Sache, hörte man. Der Salon sei in der Kunstszene ein echtes „Highlight“ auf hohem Niveau, die Konzeption gelungen und schlüssig. Die 108 Kunstwerke der 33 Künstler werden optisch auch schön präsentiert. Die verschiedenfarbigen Glasskulpturen von Mechthild Ehmann sind dabei die Eckpunkte. In jedem Raum ist eine andere Glasfarbe zu sehen. Der Betrachter kann Seherfahrungen machen; die Farben bekommen in der Nachbarschaft eine andere Qualität. So sind etwa die unterschiedlichen Nuancen von Grün zu erleben oder im violetten Raum andere Farben, die als Kontrast Akzente setzen.

Franziska Golz, Tochter der Malerin Marga Golz, war das Modell für dieses Porträt.
Franziska Golz, Tochter der Malerin Marga Golz, war das Modell für dieses Porträt. | Bild: Jürgen Scharf

Mit 13 ausgestellten Arbeiten ist die Kasseler Malerin Christine Reinckens absoluter Spitzenreiter. Ihren weißen Eierschalen, orangenen Teebeuteln und den roten im Wasser schwebenden Kleidern begegnet der Betrachter in verschiedenen Räumen: Es sind Blickfänge. Den roten Faden greift Andrea Berthel im roten Raum mit der „Hummerfrau“ auf, die auf metaphorische Art den Feminismus thematisiert.

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Gesehen haben sollte man auch die surrealistischen und altmeisterlichen Arbeiten sowie die drei zum ersten Mal beteiligten Künstler Nikolai Lagoida mit fliegenden Zitronen und Frauenakt, den Biennale Venedig-Künstler Pier Toffoletti mit zarten Porträtskizzen und den gleich mit zehn Bildern vertretenen Holländer Jan Teunissen.

Im blauen Raum fallen die Kinderporträts der Vorjahresgewinnerin Seona Sommer auf. Daneben entdeckt der Betrachter regional bekannte Künstler wie Christel Andrea Steier, Marga Golz und Thomas W. Bossert. Das Thema „Colours“ ist eine gute ästhetische Klammer, nicht zu streng, sondern schön und stimmig.