Vermutlich ist der satirische Italowestern „The Good, The Bad And The Ugly“ („Drei glorreiche Halunken“) von Sergio Leone mit Clint Eastwood der Lieblingswestern der vier im Kunstverein Hochrhein ausstellenden Künstlerinnen. Der Ausstellungstitel wurde noch ergänzt durch „The Beautiful“.
Das zahlreiche Publikum bei der Vernissage mag sich gefragt haben, inwieweit die Desperados als Inspiration gedient haben. Mit dem Thema „Beautiful“ und dem (fragwürdigen) Schönheitsideal setzen sich einige Künstlerinnen auseinander. Einmal meldet sich das Westernthema in einem Bild mit Cowboy von Julia Brodauf. Sie setzt sich in Collagen mit Konfetti und Goldfolie, meist fiktiven Porträts und Figuren, die teils einen Heiligenschein haben, mit dem Schönheitsbegriff auseinander. Mit dem Zitat aus Renaissancebildern will sie den schönen Schein entlarven.

Julia Brodauf, die aus Freiburg stammt, arbeitet stimmungsvoll mit Text und Material. Wie eine Perlenkette aus Buchstaben setzt sich ihr Mobile zusammen und nimmt den äußerlichen Glanz ins Visier. Thematisch gibt es in der Schau einen roten Faden mit Überschneidungen und Ergänzungen. Sujets, mit denen sich alle vier Künstlerinnen auseinandersetzen, tauchen immer wieder auf. Durch die künstlerische Verwandtschaft entsteht eine Kommunikation zwischen den Bildern, Installationen und beweglichen Objekten. Auf solche Gemeinsamkeiten, ähnliche Denkansätze und Fragestellungen wies Kunstvereinsvorsitzender Frank van Veen in seiner Einführung bei der Eröffnung hin, als er „ein Geflecht von Dialogen“ ausmachte.

Ein verbindendes Motiv ist das Thema „Frau“. Besonders bei Niki Elbe, die in einer Serie von 40 Frauenporträts, darunter versteckten Selbstbildnissen, fragt: „Am I pretty?“ und darauf antwortet: „No, you‘re beautiful“. Der Frage- und Antworttitel der Papierarbeiten, in denen sie sich mit teils realen, teils fiktiven Frauenbildern und der Verunsicherung der jungen Frauen auseinandersetzt, gibt einiges zu rätseln.
Um junge Frauen zwischen 18 und 19, die auf einem Holz zusammengekauert Modell lagen, geht es Niki Elbe in der Serie „Awaking“. Die Silhouetten der Körper sind auf dem Holzbrett zu sehen, die Konturen lackiert: ein lebensgroßer Umriss der Mädchen in Bewegung, drehend, springend, tanzend. Mit zwei Frauenbüsten tritt die Malerin auch als Keramikerin in Erscheinung.
Ein ironischer Hinweis auf die grassierenden Nagelstudios und das Schönheitsbild der Frau mit farbigen Fingernägeln könnten die mit 24 Karat Gold überzogenen „Artist Nails“ von Johanna Smiatek sein. Sie werden wie eine Reliquie oder ein Schmuckstück hinter Glas präsentiert. Mit vergoldeten Fingernägeln machte Smiatek auch eine Performance mit einer kinetischen Klangkugel. Das experimentelle Musikinstrument gibt 64 Töne ab, in jeder Drehung einen anderen Ton. Die Keramikkugel, die Abformung eines Gummiballs, wird für eine Rauminstallation eingesetzt; man darf sie auf einem Sockel rollen. Als Abdruck ist sie auf Papierbahnen und auf einem Teppich zu sehen, wie Reifenspuren auf einer Landkarte.
Für Haare, Faltenwürfe und Ornamente interessiert sich Xenia Fink. Für den ersten Raum hat die virtuose Zeichnerin zwei sechs mal drei Meter große Tapetenwände mit Faltenwürfen entworfen. Darauf hängen gestalthafte Zeichnungen voller Bewegungen mit oft kunsthistorischen oder religiösen Motiven. Es ist ein Spiel mit der Kulisse und wirkt wie ein gezeichneter Vorhang: fast schon ein Bühnenbild, durch das man in diese Ausstellung tritt.