Seit Jahren liegt das Albbrucker Gewerbegebiet „Rütte-Allischmatten“ brach. Jetzt soll das mehrere Hektar große Areal zwischen B 34, Bahntrasse und Tennishalle neu überplant und an die Firma Kownatzki Premium Gears (KPG) GmbH aus Wehr verkauft werden, ein Unternehmen, das unter anderem Zahnräder, Ritzelwellen und Getriebesätze herstellt. Ob die KPG zum Zuge kommt, darüber wird der Gemeinderat am Montag, 12. April, entscheiden.

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Das Gewerbegebiet Rütte-Allischmatten wurde bereits 1999 konzipiert. Für Planungen, Grundstückskäufe und die erforderlichen Gutachten wurden damals 825.000 Euro investiert. Mit Rücksicht auf die anhaltende Trassendiskussion um die A 98 zögerte die Gemeinde jedoch die Umsetzung der Pläne hinaus. Doch dann verlor der damalige Bürgermeister Gernot Strohm die Geduld: „Wir haben es satt, uns in Sachen Autobahn immer wieder hinhalten zu lassen“, klagte er im Gemeinderat. „Die Interessen der Gemeinde haben Priorität.“

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Aber es gab auch Widerstände in der Bevölkerung: Die Anwohner jenseits der Bahnlinie, im Ortsteil Kiesenbach, wehrten sich gegen die Pläne, weil sie befürchteten, dass die Fassaden der künftigen Gewerbehallen den Schall des Schienenverkehrs reflektieren und der Lärmpegel im Bereich der Kiesenbacher Straße weiter ansteigen würde. Diese Bedenken wurden vom Planungsbüro ernst genommen. Es wurde im Bebauungsplan festgelegt, dass die Außenwände entlang der Bahnlinie so konstruiert werden müssen, dass Schall weitgehend absorbiert wird.

Doch in der Folge gab es kaum Nachfrage nach Gewerbeflächen, so dass die Gemeinde auf dem größten Teil des Geländes sitzen blieb. 2008/2009 wurden Planänderungen vorgenommen, um das Areal auch für Kleine Firmen attraktiver zu machen. Eine Zufahrtsstraße wurde angelegt und das Gebiet in kleinere Parzellen aufgeteilt. Trotzdem fanden sich keine Käufer. 2017 zeigte eine ortsansässige Baufirma Interesse, das gesamte Areal zu erwerben und hier seinen Firmensitz einzurichten. Neben Werkstätten, LKW- und Autostellplätzen, Garagen und Lagerboxen und einem Verwaltungsgebäude sollten auch eine Kleinbetonanlage und eine Brechanlage gebaut werden, alles komplett eingehaust, um die Lärmemissionen in Grenzen zu halten.

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Aber auch diesmal regte sich Widerstand aus dem benachbarten Wohngebiet. Eine Bürgerinitiative wurde ins Leben gerufen und eine Unterschriftenaktion in Gang gesetzt. „Schredder-Anlagen sind nach der geltenden Benutzerverordnung in einem Gewerbegebiet nicht vorgesehen“, fand Stefan Späth, Sprecher der BI heraus. Er stellte auch klar, dass sich Lärm- und Staubemissionen bei einer Schredder-Anlage durch keinerlei Baumaßnahmen vermeiden ließen.

Oben wird das Gewerbegebiet durch die Bahntrasse begrenzt, dahinter erstreckt sich das Kiesenbacher Wohngebiet.
Oben wird das Gewerbegebiet durch die Bahntrasse begrenzt, dahinter erstreckt sich das Kiesenbacher Wohngebiet. | Bild: Manfred Dinort

Auch das benachbarte Autohaus Ebner äußerte Bedenken und drohte mit einer Klage: „Für uns könnte es zu einer Katastrophe werden, wenn die abgestellten Neu- und Gebrauchtwagen mit aggressivem Zementstaub belastet werden“, so Inhaberin Doris Ebner. Der Widerstand war erfolgreich: das Projekt wurde nicht weiterverfolgt.