Wie schon 2020 war auch das diesjährige Tourismusjahr stark von Corona geprägt, die Auswirkungen der Pandemie waren auch in der Seeferiengemeinde spürbar. Wesentlicher Grund war der sechsmonatige Lockdown bis Mitte Mai. Dennoch ist bei einem ersten Rückblick auf die Übernachtungszahlen in den Monaten Juli bis Ende Oktober ein starker Zuwachs im Vergleich zu 2019, dem Jahr „vor Corona“, zu verzeichnen. „So, dass zumindest für diesen Zeitraum eine positive Bilanz gezogen werden kann. Mein Dank gilt allen Leistungspartnern wie Unterkunftsbetrieben und Gastronomie“, sagte Nadia Intelisano, Leiterin der Tourist-Information Uhldingen-Mühlhofen, im Betriebsausschuss Tourismus.
Markus Wesch (AWG) schlug eine bessere Vermarktung der Früh- und Nebensaison vor. Wesch befürchtete, dass im kommenden Sommer wieder weniger Touristen kämen, nicht nur aufgrund einer hohen Kurtaxe. „Dieses Jahr hatten wir eine tolle Saison. Aber im nächsten Jahr fahren die Leute wieder woanders hin“, sagte er in Bezug auf einen wieder zu erwartenden florierenden internationalen Tourismus.

Martin Möcking: Mehr für die Einheimischen machen
Auch Bürgermeister Dominik Männle wolle gern „gegensteuern, damit in Unteruhldingen ab November nicht nichts mehr ist“. Martin Möcking (JB) gab jedoch zu bedenken, alles hänge vom Wetter an. Man könne noch so viel unternehmen, „auch mit einer Saisonverlängerung kommen die Leute nicht“. Der Bodensee sei keine Destination für den Winter. „Wir dürfen uns da keiner Illusion hergeben“, sagte Möcking und schlug vielmehr vor, mehr für Einheimische zu machen. Das Gremium stimmte dem Wirtschaftsplan 2022 des Eigenbetriebs Tourist-Information (TI) sowie dessen Stellenplan und mittelfristiger Finanzplanung zu.

Gemeinde lässt sich Leistungen der Tourist-Information 764 000 Euro kosten
Die TI erhält für das nächste Wirtschaftsjahr von der Gemeindeverwaltung 764 000 Euro, um Aufgaben zu erfüllen, die sie von der Gemeinde übernommen hat. Diese sogenannte Tourismustransferleistung setzt sich zusammen aus Einnahmen der Kurtaxe und der Fremdenverkehrsabgabe (Bettengeld), also alles ausschließlich touristische Einnahmen. Die Tourist-Information wird selbst 85 500 Euro an Erträgen generieren, darunter durch den Verkauf von Waren und dem Ticketing. Insgesamt muss die TI 867 500 Euro aufbringen.
Die für kommendes Jahr geplanten Personalkosten betragen fast 400 000 Euro, womit sie die mit Abstand größte Position im Plan darstellen. Die Tourismusbranche sei ein Dienstleister und damit personalintensiv, was sich auch in der Uhldinger Tourist-Information spiegele, sagte Kämmerin Gabriele Bentele. „Bestehende personelle Ressourcen werden optimal aufgaben- und gästeorientiert eingesetzt und sind dem Gästeaufkommen und dem Gästeverhalten entsprechend angepasst.“
Größte Position bei den Aufwendungen sind die Printprodukte mit Druckerzeugnissen, mit 79 000 Euro fast doppelt so viel wie in diesem Jahr. Das liegt aber daran, dass 2022 mit dem zweijährigen Seeferienmagazin das wichtigste Printprodukt wieder neu aufgelegt werden soll. Auch für die Bewerbung der Echt-Bodensee-Card sind Aufwendungen eingeplant.
Uhldinger Touristiker planen für 2022 mit Hafenfest und Pfahlbau-Marathon
Für das Marketing sind 43 500 Euro vorgesehen. TI-Leiterin Nadia Intelisano möchte nach eigenen Angaben mehr in das digitale Marketing einsteigen (siehe Interview). Geplant sind auch Messebeteiligungen und Kooperationen sowie ein Imagefilm. Im Veranstaltungsetat sind 94 000 Euro veranschlagt. Die größten Positionen sind hier das Hafenfest (29 000 Euro) und der Pfahlbau-Marathon (24 000 Euro), die im kommenden Jahr wieder im gewohnten Umfang stattfinden sollen.

Beabsichtigt sind unter anderem die Einrichtung einer touristischen Webcam im Hafen und eine englischsprachige Ausrichtung der Internetseite. Kämmerin Gabriele Bentele erläuterte abschließend: „Die im Wirtschaftsplan veranschlagten Einnahmen und Ausgaben wurden sorgfältig kalkuliert und die geplanten Projekte werden als strategisch sinnvoll für die positive Tourismusentwicklung der Gemeinde betrachtet.“
Drei Fragen an TI-Leiterin Nadia Intelisano
Um die finanzielle Lage der Tourist-Information zu verbessern, schlug Martin Möcking (JB) vor, für kleine Veranstaltungen einen Obulus zu verlangen, um deren Wertigkeit zu erhöhen: „Es ist schade, wenn man alles umsonst macht.“ Die hohen Personalkosten empfand Markus Wesch (AWG) als „wahnsinnigen Brocken“. Mit dem Wirtschaftsplan wird sich nun noch der Gemeinderat beschäftigen, um ihn dann zu verabschieden.