Cornelia Lenhardt

Um es vorweg zu nehmen: Es war eine großartige Gesamtleistung aller Beteiligten in der Birnauer Basilika. Die Zuhörer würdigten das wunderbare Ergebnis mit lang anhaltendem Applaus. Denn Monteverdis Marien-Vesper ist keine einfache Aufgabe für Solisten, Chor und Orchester. Er komponierte dieses Werk 1610 und verschmolz darin unterschiedliche Stilbereiche: Geistliches und Weltliches, alter motettischer Kontrapunkt, Cantus-firmus-Techniken, konzertanter Stil, Tanzsatztypen, Instrumentalritornelle und monodische Elemente. Damals etwas völlig Neues und Modernes. Und so stand Monteverdi mit seinen Kompositionen am Übergang zweier Musikepochen. Thomas Gropper, musikalischer Leiter der Birnauer Kantorei, sang die Eröffnung der Vesper selber.

Im Eröffnungssatz „Domine ad adiuvandum me festina“ wechseln sich Chor und Orchester ab, der Chor rezitierte den Introitus auf einem einzigen Akkord – klangvoll und präsent. Vor jedem Psalm sang eine Männerschola die einstimmige gregorianische Antiphon sauber und homogen. In den Psalmen wechselten sich Orchester, Chor und Solisten in unterschiedlichsten Kombinationen ab. Der Chor zum Teil zehnstimmig und doppelchörig. Die Solisten konzertierten melodisch frei und affektbetont über dem durch die Orgel akkordisch gestützten Instrumentalbass. Da erfüllte der empfindsame und ausdrucksstarke Tenor Georg Poplutz zusammen mit dem Lautenspieler das „Nigra sum“ mit Leben. Inniglich und wunderbar gestalteten die Sopranistinnen Monika Mauch und Verena Gropper ihre Passagen. Im „Duo Seraphim“ glänzten und ergänzten sich die Tenöre Georg Poplutz und Hans Jörg Mammel sowie der Bariton Andreas Burkhart. Eine Spannung war von Beginn bis zum Schluss zu spüren, fast atemlos wurde man durch das Werk geführt.

Bariton Andreas Burkhart ergänzt die Parts der Solisten.
Bariton Andreas Burkhart ergänzt die Parts der Solisten. | Bild: Cornelia Lenhardt

Immer wieder traten einzelne Instrumente, Solisten, Chorgruppen in den Vordergrund. Etwa Hans Jörg Mammel auf der Kanzel: seine gerade klare Stimme im Zusammenpiel mit der Laute. Eine Gruppe von neun Chor-Sopranstimmen, dann wieder ein Zwiegespräch zweier Violinen. Strahlende Bläserstimmen mit den besonders markanten Zinken. Ständig gab es Neues zu hören und zu sehen. Der Chor immer präsent und bestens intoniert, folgte dem Dirigat Groppers aufmerksam. Mit dem prächtigen Magnificat, dem Lobgesang Mariens, einem der weiblichsten und bekanntesten Evangelientexte, nahm Monteverdis Marien-Vesper ihr Ende. Der Chor hatte das letzte Wort, verströmte in vollem Klang und mündete in das vielschichtige Amen. Eine sehr gelungene Aufführung der gut 70 Sängerinnen und Sänger mit stimmschönen Solisten Monika Mauch und Verena Gropper (Sopran), Georg Poplutz und Hans Jörg Mammel (Tenor) und Andreas Burkhart (Bariton), dem klangvollen Barockorchester L‘arpa festante auf historischen Instrumenten. Alles unter Leitung von Gropper.

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