Rund 1000 Kampfsport-Fans haben am Samstagabend in der ausverkauften Sporthalle von Mühlhofen die zehnte Bodensee Fight Night des Überlinger Muay Thai Gym Mendez erlebt. In gut sechs Stunden wurden insgesamt 19 Kämpfe ausgetragen, fünf davon mit Überlinger Beteiligung. Viermal holte Team Mendez den Sieg.

Maximilian Schmucker beim Einlauf.
Maximilian Schmucker beim Einlauf. | Bild: Jürgen Baltes

Vier Siege nach Punkten oder K. o.

Zunächst gewann der 17-jährige Schüler Alex Denisük gegen seinen Schweizer Konkurrenten, ebenso wie Maximilian Schmucker, der seinen Gegner aus Bern mit einem K. o. besiegte. Fitnesskaufmann Niko Moosherr vom Gym Mendez, der als Trainer beim Friedrichshafener Karate-Team arbeitet, siegte nach Punkten.

Alex Denisük (links) wurde hart getroffen, gewann aber letztlich doch.
Alex Denisük (links) wurde hart getroffen, gewann aber letztlich doch. | Bild: Jürgen Baltes

Im Hauptkampf des Abends gewann der gelernte Schreiner Dimitrios Sapanazidis gegen seinen Gegner aus Lausanne – und holte sich so mit einem engen Punktsieg den WM-Titel des internationalen Kampfsportverbands AFSO, unter dessen Regie die Gala ausgerichtet wurde.

Der Goldene Gürtel: Trainer und Organisator Sebastian Harms-Mendez (links) freut sich mit Dimitrios Sapanizidis (rechts) über dessen ...
Der Goldene Gürtel: Trainer und Organisator Sebastian Harms-Mendez (links) freut sich mit Dimitrios Sapanizidis (rechts) über dessen Titel und den Goldenen Gürtel zum AFSO-Superweltmeister. | Bild: Jürgen Baltes

Sandra Märte beendet aktive Karriere

Einzig die sonst erfolgsverwöhnte 40-jährige Sandra Märte, im Alltag Lageristin bei MTU, unterlag ihrer zehn Jahre jüngeren Gegnerin aus München. Es war gleichzeitig nach mehrjähriger Pause auch ihr letzter Kampf, ausgetragen im Kampfstil Muay Thai, der gegenüber dem gängigeren Kickbox-Stil K1 etwas härter ist. Gym-Leiter Sebastian Harms-Mendez sagte: „Ich bin stolz auf sie.“

Sebastian Harms-Mendez gibt Sandra Märte letzte Instruktionen.
Sebastian Harms-Mendez gibt Sandra Märte letzte Instruktionen. | Bild: Jürgen Baltes

Sie sehen sich als eine Art moderne Gladiatoren

Wer zum ersten Mal ein solches Kampfevent live sieht, blickt in eine fremde Welt. Es geht recht hart zur Sache, es fließt schon mal Blut. Wie bei zwei im Grunde zierlichen jungen Damen, die um den WM-Titel in der Klasse bis 55 Kilo kämpften. Was treibt die Sportler an? „Wir sind Kämpfer im Herzen, wollen gewinnen“, sagt dazu Harms Mendez. Und ebenso „eine Art moderne Gladiatoren“, die „die animalischen Instinkte der Zuschauer bedienen“.

Kämpften hart um den WM-Titel: Charly Glaser (links) aus Esslingen und Aylina Engel aus Hassloch.
Kämpften hart um den WM-Titel: Charly Glaser (links) aus Esslingen und Aylina Engel aus Hassloch. | Bild: Jürgen Baltes

Technik, Disziplin und mentale Stärke

Dennis Heit, der wie fast alle Gym-Mendez-Mitglieder an diesem Abend hilft, bringt das Thema auf eine philosophischere Ebene. Entstanden sei der Sport aus alter asiatischer Kampfkunst, die ursprünglich entwickelt worden sei, „damit sich Schwache verteidigen konnten, etwa Dorfbewohner gegen Überfälle“. Daher gehe es auch keineswegs „ums Draufhauen“, sondern vor allem um Technik, Disziplin und mentale Stärke.

Im Publikum sitzen Fans und Familienmitglieder

Unterdessen offenbart der Blick ins Publikum ein buntes Bild. Neben der Mehrheit aus Teams und offensichtlichen Kampfsport-Fans finden sich Familien, die Sohn oder Tochter anspornen – und wo sich die Frauen immer wieder erschrocken wegdrehen, wenn eine Faust sitzt. „Mein Neffe spielt hier auch mit“, sagt etwa eine Schweizerin – um nachzuschieben „ähmm kämpft“. Eine alte Frau will ihren Enkel sehen, ein älterer Herr und seine Gattin mit thailändischen Wurzeln schauen sich seit Jahren fasziniert die Kämpfe an.

„Ringgirls“ zeigen die Runden an. Im Hintergrund Moderator Rainer Jäckle.
„Ringgirls“ zeigen die Runden an. Im Hintergrund Moderator Rainer Jäckle. | Bild: Jürgen Baltes

AFSO-Präsident aus Italien richtet selbst einige Kämpfe

Dass Harms-Mendez in Mühlhofen ein Event von internationaler Relevanz geschaffen hat, zeigt neben den Sportlern auch der Besuch des eigens aus Italien angereisten AFSO-Präsidenten Alessandro Sorce, der selbst einige Kämpfe richtet. Und auch die lokale Sponsorenliste kann sich sehen lassen. „Ohne die könnten wir das nicht machen“, sagt Harms-Mendez.

Hauptschiedsrichter Bernd Kornmaier prüft vor dem Kampf die Bandagen einer Athletin. Die dürfen vorn nicht zu hart sein.
Hauptschiedsrichter Bernd Kornmaier prüft vor dem Kampf die Bandagen einer Athletin. Die dürfen vorn nicht zu hart sein. | Bild: Jürgen Baltes

Die Kämpfer bekommen Gage, meist in dreistelliger Höhe, den imposanten Boxring hat er selbst angeschafft. Er sagt, er habe den Kampfsport vor Ort auf eine Ebene mit Segeln oder Tennis gebracht. Sein Event würde womöglich auch im Fernsehen übertragen, sagt der Organisator, „wenn wir in München statt auf dem Dorf wären“.

Nina Duffner (links) und Martina Münzner trainieren ebenfalls im Gym Mendez. Kämpfen wollen sie aber nicht.
Nina Duffner (links) und Martina Münzner trainieren ebenfalls im Gym Mendez. Kämpfen wollen sie aber nicht. | Bild: Jürgen Baltes

Für sie zählen Fitness und Selbstverteidigung

Währenddessen helfen am Einlass in Mühlhofen die beiden Freundinnen Nina Duffner und Martina Münzner. Die Damen mittleren Alters trainieren ebenfalls seit einer Weile im Gym Mendez. Kämpfen würden sie allerdings nie. „Für mich ist das eher Fitness“, sagt Nina Duffner. Und Martina Münzner betont den Aspekt der Selbstverteidigung. „Ich stehe dadurch viel selbstbewusster da.“