Es war die 83. Minute am Sonntagabend im Spiel Spanien gegen Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft, die alle deutschen Fans aufatmen ließ. Auch in der Alten Fabrik in Mühlhofen brandete lauter Jubel auf, als Niclas Füllkrug den Ausgleich für Deutschland erzielte. Die Kulturbühne ist einer der wenigen Orte, die wenigstens die WM-Spiele der deutschen Mannschaft live als Public Viewing zeigt. „Wir haben es intensiv diskutiert, ob wir aufgrund der aktuellen Situation die Spiele zeigen sollen“, sagt Programmchef Matthias Becht. „Da wir allerdings alle Termine bereits geblockt und das Ganze auch schon in unserem Programmheft veröffentlicht hatten, haben wir uns dazu entschlossen, die deutschen Spiele zu zeigen.“

Kinosaal wird zur Public-Viewing-Arena
Wer in die Alte Fabrik zum Public Viewing kommt, erlebt eine kleine Überraschung: Die Spiele werden nicht wie sonst im hinteren Bereich des Erdgeschosses gezeigt, sondern im eingerichteten Kino, in dem 42 Personen Platz haben. „Uns war klar, dass der Zuspruch nicht so groß sein würde“, erklärt Matthias Becht. „Deshalb wollten wir unseren Besuchern eine besondere Atmosphäre bieten.“

Trotz der geringeren Nachfrage sind die Besucher froh, dass die Spiele gezeigt werden. Einer davon ist Maxi Hess aus Mühlhofen: „Ich finde es super, dass wir hier schauen können“, sagt er. „Natürlich finde ich das, was in Katar abgeht und abgegangen ist, alles andere als gut. Aber ich schaue wegen dem Sport und weil ich ein Fußballfan bin.“ Andere Spiele schaue aber nur, wenn es die Zeit zulasse.
Fans lehnen WM-Boykott ab
Deutschland-Trikots, Schals oder andere Fanartikel sind in der Alten Fabrik nicht zu sehen. Dennoch sind auch Alena Veit und Ronja Hess aus Mühlhofen gekommen. „Es ist echt mega hier“, ist Alena Veit begeistert. „Vor allem die Kinosessel sind unglaublich bequem.“ Die Mischung aus WM-Feeling und Kino-Atmosphäre sei genial. Auch die beiden halten nicht so viel von einem WM-Boykott. „Natürlich sind die Zustände in Katar indiskutabel, doch wenn wir die Spiele nicht schauen, ändert sich vor Ort doch auch nichts“, sagt Ronja Hess.

Deshalb fieberten die Besucher in den plüschigen Kinosesseln am Sonntagabend mächtig mit. Das deutsche Team spielte gut und erzielte in der ersten Hälfte durch Antonio Rüdiger die vermeintliche Führung. Da gab es zum ersten Mal lauten Jubel. Doch der Abwehrspieler stand im Abseits. In der zweiten Hälfte folgte zunächst die Ernüchterung durch die spanische Führung. Mit dem 1:1 konnten die Fans am Ende aber leben, obwohl aus ihrer Sicht mehr drin gewesen wäre.
Kommt das deutsche Team noch weiter?
„Die Ausgangslage ist gar nicht so schlecht“, sagt Maxi Hess. „Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir es ins Achtelfinale schaffen.“ Nicht ganz so optimistisch ist Alina Veit: „Ich glaube nicht, dass die K.-o.-Runde erreicht wird, weil wir das nicht mehr selbst in der Hand haben.“ Ronja Hess pflichtet ihr bei.