Sollten sich Gemeinderat beziehungsweise Gemeindeverwaltung intensiver mit den Todesfällen im Januar im Seniorenwohnpark in Uhldingen-Mühlhofen beschäftigen? Nach der ersten Corona-Impfung am 31. Dezember waren dort in den darauffolgenden zwei Wochen 13 Bewohner mit oder an Covid-19 gestorben.
Eine intensivere Beschäftigung mit dem Ereignis forderte jedenfalls Ines Cremer, Psychologin und Heilpraktikerin aus Uhldingen-Mühlhofen, die das Thema in der Bürgerfragestunde in der jüngsten Gemeinderatssitzung anstieß. Man könne über die Vorkommnisse nicht lapidar hinwegsehen, es bestehe ein zeitlicher und möglicherweise auch inhaltlicher Zusammenhang mit den Impfungen, sagte Cremer. Und es handele sich unter Umständen um einen Straftatbestand.
Landratsamt bestätigte im Januar: Kausaler Zusammenhang mit Impfung könne ausgeschlossen werden
Das Landratsamt (LRA) Bodenseekreis betonte bereits im Januar, dass ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung aus Sicht der Behörde nicht erkennbar sei. Die Wirkweise des Impfstoffes könne biologisch nicht zu einer Infektion oder Erkrankung führen, sagte Robert Schwarz, Pressesprecher des LRA, gegenüber dem SÜDKURIER.
Auch Professor Thomas Iftner, Direktor am Institut für Virologie der Uniklinik Tübingen, sagte damals (neben anderen Experten wie dem Virologen Hartmut Hengel), dass die Impfung „sicher nichts mit der Erkrankung und den Todesfällen zu tun“ habe. Er teile die Ansicht, dass die Erkrankten sich kurz vor oder nach der Impfung mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Trotzdem hatte Ines Cremer wenige Tage nachdem die Todesfälle im Seniorenwohnpark Thema im SÜDKURIER waren, gemeinsam mit weiteren Bürgern einen entsprechenden offenen Brief vor dem Rathaus an Bürgermeister Dominik Männle übergeben. Die Übergabe wurde auch in einem Video dokumentiert, das auf der Internetplattform Youtube zu sehen ist.

Gemeinderäte sehen Aufklärung nicht als ihre Aufgabe
Wie Gemeinderätin Ute Stephan (BuF) bekräftigte, sei es jedoch keine Aufgabe für einen ehrenamtlich tätigen Gemeinderat, „hier irgendwie aktiv zu werden“. Jean-Christophe Thieke (CDU) ergänzte, dass es in der Angelegenheit auch um Datenschutz und persönliche Dinge gehe. Man sei als Gemeinderat nicht befugt, darüber zu verfügen. „Es ist nicht unsere Aufgabe“, betonte Thieke.
Bürgermeister Dominik Männle führte aus, dass man zum aktuellen Stand derzeit ohnehin nichts sagen könne, weil die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch andauerten. „Da habe ich keinen Einfluss.“ Die Staatsanwaltschaft habe mit dem Heimträger und dem Landratsamt Bodenseekreis Kontakt aufgenommen und die Verfahrensweise untersucht.

Ein Bürger sagte, es müsse doch ein persönliches Interesse vorliegen, dass die Vorfälle so schnell wie möglich aufgeklärt würden und dass die Menschen darüber informiert würden. Er vermisse das Eigenengagement der Gemeinde, sich darum zu kümmern. Männle antwortete, man werde die Bevölkerung informieren, sobald die Ergebnisse vorliegen. „Derzeit gibt es keine Möglichkeit, aus dem laufenden Verfahren irgendeine Information zu geben.“
Eine weitere Bürgerin fragte anschließend, ob es an der Impfung liege oder ob die Menschen eines natürlichen Todes gestorben seien? Eine solche Häufung von Todesfällen könne es, so die Bürgerin, nicht einfach so gegeben haben.

Domenico Ferraro (SPD) machte klar, dass „von verschiedenster Stelle eine breite Aufklärung hinsichtlich der Risiken und der möglichen Folgen der Impfungen“ stattfinde. Die Staatsanwaltschaft sei tätig geworden und bei gegebener Zeit werde diese die Ergebnisse veröffentlichen. „Wenn Sie diesen Ergebnissen nicht trauen, wenden Sie sich an die Staatsanwaltschaft“, sagte er in Richtung der Bürgerin. Und: „Wenn Sie grundsätzlich Probleme mit Impfungen haben, dann ist es nicht das Gremium, das zu diskutieren.“

Die Bürgerin wies auch darauf hin, dass ein Arzt, der in dem Youtube-Video der Gruppe rund um Ines Cremer zu Wort kam, später von mehreren Polizisten „heimgesucht“ worden sei. Der Arzt brachte in dem Video die Impfungen und die Todesfälle miteinander in Verbindung. Laut der Bürgerin seien bei der Durchsuchung alle PCs, Handys und Patientenakten des Arztes beschlagnahmt worden. „Er ist nicht mehr arbeitsfähig“, sagte sie.
Das Polizeipräsidium Konstanz bestätigte auf Nachfrage des SÜDKURIER, das es eine Durchsuchung bei dem betroffenen Arzt gab – allerdings habe diese nichts mit dem offenen Brief und dem Vorfall im Seniorenwohnpark zu tun. Uwe Vincon, Pressesprecher des Konstanzer Präsidiums, erklärt: „Grund war ein Anfangsverdacht wegen Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse im Vorjahr.“ Da es sich in der Angelegenheit um ein laufendes Verfahren der Staatsanwaltschaft Konstanz handelt, könne die Polizei keine weiteren Auskünfte geben.
Wann es Neues zu den Todesfällen im Seniorenwohnpark Uhldingen-Mühlhofen gibt, ist noch unklar. Bereits vor einigen Wochen bestätigte die Staatsanwaltschaft Konstanz gegenüber dem SÜDKURIER, dass das Verfahren andauere und deswegen momentan keine Informationen bekannt gegeben werden.