Am Ende sind sich im Gemeinderat alle einig gewesen: Einstimmig hat sich das Gremium dafür ausgesprochen, die zwei Grundschulstandorte wie bisher beizubehalten. Sprich: Auch künftig wird es in Oberuhldingen eine Ganztagsschule in offener Form mit Ganztagsangebot geben, Volkshochschule und Musikschule bleiben teilweise im Haus. In Mühlhofen bleibt es bei einer Halbtagsgrundschule mit Betreuung bis 14 Uhr.
Die vom Gemeinderat im Juli 2021 beschlossene Regelung, den Standort Mühlhofen bis mindestens Ende des Schuljahres 2025/2026 als Halbtagsgrundschule weiterzuführen, wird aufgehoben. Die Alternative war ein einziger Schulstandort in Oberuhldingen inklusive Musikschule und Außenstelle des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ). Für diese Lösung hatten im Vorfeld Schulleitung und Kollegium unter dem Motto „Gestalten wir eine Schule im Ort und die mit voller Kraft!“ votiert.
Seit Längerem beschäftigt man sich in der Gemeinde mit der Frage der zukünftigen Ausrichtung und Entwicklung der Lichtenbergschule, die derzeit zwei Standorte mit unterschiedlichen Betreuungsangeboten hat. Der Gemeinderat hatte im Juli 2021 beschlossen, eine „Denkwerkstatt Schulentwicklung Lichtenbergschule“ einzurichten, die unter anderem aus Verwaltung, Gemeinderat, Schulleitung und Elternvertretung besteht. Experten des Regierungspräsidiums und des Staatlichen Schulamts wurden einbezogen. Diese hatte 2022 ein Gesamtkonzept für die Schulentwicklung erstellt und jetzt dem Gemeinderat zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt. Der Prozess, unterstützt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, wurde von einem externen Moderator begleitet, wie Hauptamtsleiterin Gudrun Müller-Schmidts im Rat erläuterte.
In diesem Prozess sei deutlich geworden, dass die Frage nach einem oder zwei Schulstandorten davon abhänge, wie die grundlegende Frage „Was für eine Schule wollen wir?“ beantwortet werde und wie die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/27 schrittweise in der Gemeinde eingeführt werden solle, erklärte die Hauptamtsleiterin. Festgestellt worden sei, dass unabhängig von der Entscheidung bei beiden vorgeschlagenen Varianten mittelfristig Sanierungsarbeiten und bauliche Veränderungen am Standort Oberuhldingen notwendig sind. Ein Ausbau der Mensa sei dringend notwendig.
Domenico Ferraro (SPD) als Mitglied der Denkwerkstatt sagte, man sehe in zwei Standorten ganz konkret mehr Vorteile für Schüler, Familien und Gemeinde. Der Standort Mühlhofen sei gerade in seiner Überschaubarkeit etwas Besonderes. Dies werde so auch von vielen Eltern wahrgenommen. Mit zwei Standorten profitiere die Schule von einer höheren Deputatszuweisung für Lehrkräfte, was den Kindern einen konkreten Vorteil verschaffe. „Bei nur einem Standort wäre die Versorgung mit Lehrkräften signifikant schlechter, als sie es ohnehin im Allgemeinen ist.“ Ferraro machte darauf aufmerksam, dass künftig deutlich in die Schule investiert werden müsse, egal ob ein oder zwei Standorte. „Wieso dann die Vorteile einer Zwei-Standorte-Lösung ohne Not aufgeben?“ Zudem sei die Erfüllung des verpflichtenden Bildungsauftrags nicht abhängig von der Größe eines Schulstandorts. Ferarro forderte: „Suchen wir eine Lösung, wie wir beide Standorte stark und bereit für die Zukunft machen können.“
Derselben Meinung war Jean-Christophe Thieke (CDU): „Beide Standorte sollten wir in ihrem Profil weiterentwickeln und stärken.“ Auch Erwin Marquart sprach sich im Namen der CDU-Fraktion für das Beibehalten des Mühlhofener Standorts aus. „Wir sind der Meinung, dass auch an einem kleinen Standort eine sehr gute Schulbildung erbracht werden kann.“ Mit Blick auf die aktuelle Situation sei man der Meinung, „dass es möglicherweise sogar von Vorteil ist, wenn es überschaubarere Strukturen gibt“. Die oft belächelte Aussage eines früheren Ministerpräsidenten – „kurze Beine, kurze Wege“ – zur Beibehaltung von kleinen Grundschulen treffe für Mühlhofen den Nagel auf den Kopf. Dass sich dieser Schulstandort etabliert habe und nicht infrage gestellt werden dürfe, darauf verwies Gabriele Busam (FW): „Das darf niemals passieren.“
Kerstin Kaspar (FW), ebenfalls Mitglied der Denkwerkstatt, sagte, eine einzige Ganztagsschule habe den Nachteil, dass Eltern keine Wahlmöglichkeit hätten. „Es gibt auch Kinder, die kommen in einer Ganztagsschule nicht zurecht.“ Schockiert habe sie die Aussage, Mühlhofen sei nicht inklusionsfähig. Und sie könne nicht akzeptieren, dass eine Halbtageschule gegenüber einer Ganztagsschule benachteiligt sei: „Dann sind wir alle benachteiligt. Lassen Sie uns gemeinsam für unsere Besonderheit und unseren Bestandsschutz kämpfen.“ Markus Wesch (AWG) konstatierte: „Alles, was jemals zugemacht wird, wird nie mehr aufgemacht. Schon deswegen sollte man Mühlhofen nicht zumachen.“
Zahlen und Fakten
- Derzeit gibt es in Uhldingen-Mühlhofen 273 schulpflichtige Grundschulkinder, 128 in Oberuhldingen, 110 in Mühlhofen und 35 in Unteruhldingen. 219 von ihnen besuchen die Lichtenbergschule, 157 in Oberuhldingen, 62 in Mühlhofen, die übrigen sind andernorts untergebracht. Die Lichtenbergschule ist eine Grundschule mit rund 20 Lehrkräften.
- Die Ganztagsschule in Oberuhldingen ist von Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 15.15 Uhr geöffnet, freitags von 7.30 bis 13 Uhr. In Oberuhldingen gibt es ab 12.15 Uhr in der Mensa das Angebot für ein warmes Mittagessen mit anschließender Betreuung der Kinder. Der Nachmittagsunterricht, die Hausaufgabenbetreuung und vielfältige Angebote finden von 13.40 bis 15.15 Uhr statt. Am Morgen gibt es ab 7.30 Uhr bis Schulbeginn und in der Mittagszeit bis 13.40 Uhr eine kostenlose Kernzeitbetreuung.
- Die Halbtagsgrundschule in Mühlhofen ist von Montag bis Freitag von 7.30 bis 13 Uhr geöffnet. Kinder in der Kernzeitbetreuung bis 14 Uhr (freitags bis 13 Uhr) können in dieser Zeit ihre mitgebrachten Mahlzeiten essen, Mensabetrieb ist derzeit nicht möglich.