Ein Blick auf das Display im Auto: 2 Uhr nachts, sechs Grad über Null, Tendenz fallend. Vor dem rosafarbenen Gebäude an der Aachstraße in Uhldingen-Mühlhofen erhellt eine Laterne den Gehweg. Monika Ley parkt ihren Kleinwagen, steigt aus und schließt die Tür – fast geräuschlos, damit niemand aus seinem unruhigen Schlaf erwacht. In den umliegenden Häusern brennt schon längst kein Licht mehr. Erst in ein paar Stunden werden die ersten Wecker die Nacht beenden.
Für Monika Ley beginnt derweil der Arbeitstag. Sie trägt Zeitungen aus, seit mehr als 20 Jahren schon. Sechs mal in der Woche steht sie mitten in der Nacht auf und fährt zu ihrem Treffpunkt, wo die Zeitungen mit einem weißen Lieferwagen gebracht werden. Monika Ley ist ein positiver Mensch, man merkt das, wenn sie beim Erzählen lacht, zu Uhrzeiten, zu denen andere Menschen nur mit Mühe murmeln können. "Ich kann sowieso nicht durchschlafen", sagt sie. Also nutzt sie die Zeit lieber zum Austragen.

Der Lieferwagen, der die Zeitungen zu ihr bringt, ist schon da. Die Fahrerin trägt die Zeitungen zum Hauseingang, wo sie sie an einer geschützten Stelle ablegt. Kein Regen heute Nacht, zum Glück, nur die Kälte ist nicht so angenehm. "Aber was will man machen, man muss sich halt ein bisschen bewegen", sagt sie. Monika Ley sammelt ihre Zeitungen ein, legt sie auf die Rückbank. Knapp 150 gedruckte Zeitungen trägt sie in einer Nacht aus, dazu kommen noch ein paar Poststücke, Briefe, Kataloge.

Monika Ley sitzt auf dem Fahrersitz, der Motor ist noch aus. Am Spiegel baumelt eine Taschenlampe, die den Innenraum nur ein wenig erhellt. Monika Ley greift hinter sich auf den Rücksitz und nimmt einen Stapel Zeitungen. Auf ihrem Schoß liegen die Poststücke. Ein kurzer Blick auf das Adressfeld des Briefes, eine Zeitung dazu. Die Zustellerin legt beides auf dem Armaturenbrett ab.

So entsteht nach und nach ein System, mit dem es später ganz schnell geht. "Ich sortiere das alles so, dass die Briefe zwischen den Zeitungen liegen und später nehme ich den Stapel dann einfach mit raus", erklärt sie. Monika Ley startet den Motor, fährt zwei Straßen weiter, hält am Straßenrand. Ein Griff nach dem ersten Stapel, sie steigt aus und steuert auf die erste Haustür zu. Im Zickzack geht es über die Straße, dann ein Stück weiter mit dem Auto.

Inzwischen ist es halb vier, das Thermometer zeigt noch drei Grad. Für Monika Ley kein Problem, dann läuft sie eben noch ein bisschen schneller. Ob ihr der Job Spaß mache? "Natürlich, sonst würde ich es ja nicht machen", sagt sie lachend. Sechs Jahre möchte sie noch weiterarbeiten, so ist ihr Plan, dann ist sie 66. Bis dahin sorgt sie weiter Nacht für Nacht dafür, dass die Zeitungen beim Leser morgens pünktlich auf dem Frühstückstisch liegen.
