Das hatte sich Klarinettist Lajos Dudas ganz anders vorgestellt: „Ich wollte 2021 meinen 80. Geburtstag mit einer Geburtstagstournee feiern“, sagt der der aus Ungarn stammende und in Überlingen wohnende Jazzmusiker und Komponist. „Das ist ja das Besondere an uns Musikern: Alle anderen lassen sich feiern, aber wir treten an unseren Festtagen auf und arbeiten.“
Man merkt ihm die Enttäuschung an, wenn er erzählt: „Das sollte zugleich auch meine Abschiedstournee werden; denn ich wollte mit 80 sowieso aufhören, zumindest im größeren Rahmen.“ Allenfalls wolle er künftig noch einzelne Konzerte spielen, aber keine Konzertreihen mehr.

Und jetzt? Die Tournee war mit zehn Konzerten geplant. „Die Hälfte davon ist schon abgesagt, unter anderem die Höhepunkte in meiner Heimatstadt Budapest„, sagt der Künstler, „dort sollte im Handwerksmuseum die eigentliche Geburtstagesfeier stattfinden“. Auch Konzerte in Wien seien gestrichen, der Auftritt in Winterthur im März ist laut Dudas noch sehr unsicher. „Und wie sich das später im Jahr entwickelt, weiß ja noch keiner.“

Eine weitere Feier ist im April in Neuss geplant, dort am Niederrhein liegt seine zweiten Heimat. Hier hat der Jazzer 35 Jahre gelebt und gewirkt hat, ehe er 2005 an den Bodensee kam. „Ich war da quasi der Kulturbotschafter der Stadt. Wenn Neuss irgendwo offiziell auftrat, zum Beispiel in den Partnerstädten, war ich dabei.“ Noch heute sei er dort gern gesehen und werde immer noch als Neusser betrachtet. „Ich hoffe, dass wenigstens diese Feier stattfinden kann.“ Denn einen späteren Ersatz kann er sich nicht vorstellen. „Ich werde doch nicht 2022 durch Europa touren und meinen 81. Geburtstag feiern.“

Und noch ein Problem trifft Lajos Dudas wie alle anderen Künstler. „Ausgefallene Veranstaltungen kann man eigentlich nicht nachholen, es gibt ja gar nicht genug Termine und Hallen dafür.“ Denn da kämen da ja schon wieder die aktuellen Konzerte, schaut er auf die Zeit nach Corona.
Sondersendungen sogar in Sydney freuen ihn sehr
Umso mehr freut er sich jetzt, wie viele Radiosender anlässlich seines runden Geburtstages Sondersendungen mit ihm und über ihn durch den Äther schicken. „Das ist phantastisch“, freut er sich, „sogar in Sydney in Australien gibt es eine einstündige Sendung, in BR-Kultur und im ORF laufen mehrere Konzerte, unter anderem am 20. Februar die große Jazzshow.“ In vielen Zeitungen und Fachzeitschriften wird Dudas ebenfalls geehrt „und in Vorarlberg gebe ich sogar ein Interview über Skype, das machen die jetzt wohl häufig“.

Ende 2020 hatte Dudas noch einmal eine CD und eine DVD mit einem Konzertmitschnitt herausgebracht. Das soll es damit gewesen sein. „Ich habe genug unterrichtet, genug Konzerte gegeben und auch genug veröffentlicht.“ Auf seinen Alben finde man alle Stile und sehr viele Stücke von ihm und von anderen Musikern, schaut der Klarinettist auf seine lange Karriere zurück : „Jetzt habe ich alles gemacht, was ich wollte, ich würde mich nur wiederholen.“
Klarinettist darf beim Üben nicht pausieren
Überhaupt ist Lajos Dudas der Meinung, dass die meisten Musiker ihre beste Zeit zwischen 40 und 60 Jahren erleben. „Da hat man schon Erfahrung, hat sich gefunden und kann aus dem Vollen schöpfen.“ Danach lasse es langsam nach, vor allem bei Bläsern, die ja einen ganz anderen körperlichen Einsatz hätten als zum Beispiel ein Pianist. Um körperlich nicht nachzulassen, darf er sich auch jetzt keine Pause gönnen: „Ich muss immer weiter üben, auch wenn ich momentan nicht auftreten kann, sonst bin ich draußen.“
Lajos Dudas selbst ist wirtschaftlich abgesichert
Indes sieht er sich selbst gar nicht mal so sehr als Opfer der Umstände durch Corona. „Ich lebe hier in Überlingen und fühle mich am Bodensee sehr wohl. Ich habe meine feste Rente und bekomme durch die Tantiemen noch etwas dazu.“ Klar, der Ausfall der Konzerte sei auch eine finanzielle Einbuße, zumal rund um die Auftritte immer gut CDs verkaufen könne. „Aber wenn ich an die vielen Musiker denke, die gerade gar nicht auftreten können und sonst keine Einnahmen haben: Denen geht es wirklich schlecht.“
Was bleibt ist Wehmut, dass er seinen Geburtstag nicht wie gewünscht feiern kann. Und so bleibt bei Lajos Dudas die Hoffnung, dass er ab dem Sommer wenigstens einige der geplanten Konzerte geben kann, um seinen Achtzigsten doch noch gebührend zu feiern.