Was lässt sich über Dirk Diestel aus seiner Zeit als Gemeinderat sagen? Die Öffentlichkeit nahm wahr, dass er sein Ratsmandat in besten Absichten für die Stadtgesellschaft verrichtete. Als Kontrollinstanz, wie es sein Amt auch vorsieht. Mit dem, was ein Ratskollege da über Diestel schrieb, stellte sich der Briefeschreiber selbst ein schlechtes Zeugnis aus.

Distanziert sich das Gremium?

Dass im Gemeinderat zuletzt ein Klima herrschte, in dem so ein Brief gedeiht, ist erschreckend. Ja, abschreckend für empfindsamere Gemüter, die eine Kandidatur bei den nächsten Kommunalwahlen erwägen. Deshalb täte das Gremium gut daran, sich von derlei Tendenzen zu distanzieren und sichtbar zu machen, dass sie eigentlich respektvoll miteinander umgehen. In den meisten Sitzungen gelingt dies nämlich, wie man beobachten kann.

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Kristin Müller-Hausser und Dirk Diestel hatten ein anderes Selbstverständnis von Ratsarbeit als der große Rest. Ihre einstige Fraktion entstand aus einem Bürgerprotest heraus, der sich gegen die Fällung einer Platanenallee richtete. Ihre Axt setzten sie als Räte konsequenterweise da an, wo sie den vermeintlichen Bürgerwillen als bedroht ansahen.

Verärgerung im Volk endet nicht

Bürgerprotest gibt es im diskussionsfreudigen Überlingen weiterhin an vielen Stellen. Zuweilen artikuliert er sich ungehobelt und anmaßend, teils werden die verantwortlichen Räte direkt und persönlich angegangen.

Die BÜB+ machte es sich nur zu eigen, diesen Protest ins Stadtparlament zu tragen. Und zwar mit ihren eigenen Worten, in sachlichem Ton. Man könnte auch sagen, sie leisteten einen Dolmetscherdienst zwischen Rathaus und Stadtgesellschaft. Wenn die beiden Übersetzer nun weg sind, verschwindet ja der Ärger nicht, der da draußen herrscht. Insofern werden sie sie eines schönen Tages noch vermissen.