Mitten in der Corona-Pandemie gründete Margrit Jäger-Waldau ihre Eventagentur. Auf den Zeitpunkt angesprochen muss sie lachen: „Da denkt man, wie bescheuert ist das denn.“ Sie hat es trotzdem gemacht und im Oktober 2020 ihr Gewerbe angemeldet. Der Anfang war nicht leicht, gesteht Jäger-Waldau. Auch heute seien bekannte Künstlernamen kein Garant für volle Säle. Aber mittlerweile hat sich die Überlingerin mit ihrer Eventmanufaktur etabliert. Stolz präsentiert sie ein gut gefülltes Jahresprogramm mit Lesungen, Konzerten und Kabarett-Veranstaltungen.

Jäger-Waldau wuchs in Überlingen auf und kehrte 2019 zurück

Dem Unternehmensstart zum ungewöhnlichen Zeitpunkt geht eine persönliche Geschichte voraus. Margrit Jäger-Waldau wuchs in Überlingen auf und ging hier zur Schule. Danach wollte sie erst einmal weg und absolvierte im Schwarzwald eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Mit ihrem Mann, der auch vom See stammt, zog sie aus beruflichen Gründen mehrfach um, bis sie in Niedersachsen landeten.

Dort arbeitete Jäger-Waldau in der Direktion eines Hotels, wo sie auch für die Veranstaltungen zuständig war. Diese Tätigkeit machte ihr viel Spaß, sie sammelte Erfahrungen und knüpfte Kontakte. Als dann 2019 ihr Vater starb, löste das mehr als Trauer bei ihr aus. Sie brach ihre Zelte ab und zog zurück in die Heimatstadt.

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Ihr erstes Konzert organisierte sie im Juli 2021

„Ich bin zurückgekommen und habe mein Leben neu organisiert“, fasst sie zusammen. Zum Glück habe sie direkt eine neue Stelle gefunden und arbeitet seitdem hauptberuflich als Assistentin eines Bereichsleiters in einem Überlinger Unternehmen. Eine Freundin habe den Anstoß geben, die Organisation von Veranstaltungen wieder aufzugreifen, erinnert sich Jäger-Waldau.

Das fiel auf fruchtbaren Boden und die neue Nebentätigkeit nahm Gestalt an. Sie rief ihre alten Kontakte aus der Branche an, ließ Visitenkarten drucken und organisierte als erstes Konzert im Juli 2021 den Auftritt der Klassischen Philharmonie NordWest in der Luibrechthalle in Lippertsreute. Es folgten Lesungen mit Gaby Hauptmann und Julia Stemberger.

Mit Schauspielerin Julia Stemberger bei den Pfahlbauten

An letztere Begegnung hat Jäger-Waldau noch gute Erinnerungen. Einen Tag lang habe sie die Schauspielerin vor dem Auftritt begleitet, ihr die Pfahlbauten und die Klosterkirche Birnau gezeigt. Nach der Lesung fuhren sie und ihr Partner die Künstlerin zügig mit dem Auto nach Bregenz, wo sie den Nachtzug nach Wien erreichen musste.

Dabei saßen die Damen hinten und ließen sich den vorbereiteten Imbiss sowie die passenden Getränke schmecken. In bester Stimmung hätten sie die Schauspielerin dann in Bregenz in den Zug gesetzt. Die Begegnung hatte Folgen – Julia Stemberger kommt seitdem regelmäßig nach Überlingen. Für Margrit Jäger-Waldau ist das ein Beispiel für ihre Arbeitsweise: „Ich umsorge die Künstler.“

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Das spreche sich herum. So plante ein namhafter Schweizer Verlag im vergangenen Jahr einen Termin für Ingrid Noll in Überlingen. „Das ist eine tolle Frau, sie hat so einen netten Humor“, schwärmt Jäger-Waldau. Im Mai kommt mit Martin Walker ein weiterer Bestseller-Autor des Verlags. Dazu aktiviert die Eventmanagerin Kontakte von früher.

Mit Tinka Kleffner, die sich in München als Sprecherin einen Namen gemacht hat, ist sie zur Schule gegangen. In diesem Jahr kommt sie für zwei Lesungen an den See. Mindestens ebenso abwechslungsreich wie die Veranstaltungen sind die Räume, die die Eventmanagerin dazu passend aussucht. Die Liste reicht vom Kursaal und dem von Künstlern geschätzten Museumssaal bis hin zur Luibrechthalle in Lippertsreute oder der Gutsscheune des Golfclubs in Owingen.

Nach seinem gefeierten Auftritt im Museumssaal im November 2022 umarmte Robert Kreis Margrit Jäger-Waldau und dankte ihr für die ...
Nach seinem gefeierten Auftritt im Museumssaal im November 2022 umarmte Robert Kreis Margrit Jäger-Waldau und dankte ihr für die Organisation. | Bild: Sabine Busse | SK-Archiv

Mittlerweile organisiert Jäger-Waldau auch Veranstaltungen in Tettnang, Meersburg, Ravensburg oder Singen. Das Netzwerk wächst, stellt sie fest. Seit März kooperiert sie mit dem Kulturamt Überlingen. Das bedeutet, dass ihre Termine im Veranstaltungskalender aufgenommen werden und sie das Logo der Stadt verwenden kann.

Gute Kontakte unterhalte sie auch zur Überlinger Marketing und Tourismus GmbH (ÜMT). „Es ist ein hartes Brot, auch heute noch“, gibt Margrit Jäger-Waldau zu. Es sei noch immer schwer berechenbar, welche Veranstaltung läuft und welche nicht. „Die Leute entscheiden sich spontan, legen sich nicht mehr fest.“ Trotz der positiven Rückmeldungen von Besuchern und Künstlern wäre sie vor einem Jahr kur davor gewesen „hinzuschmeißen“.

„Es ist viel Arbeit, bis der Künstler dann auf der Bühne sitzt. Aber es macht Spaß!“
Margrit Jäger-Waldau, Eventmanufaktur MJW

Mittlerweile guckt sie wieder hoffnungsvoll in die Zukunft. Bester Beweis ist das gut gefüllte Programm für 2023. Der erste Termin für 2024 steht auch schon fest. „Ich hoffe, dass es weitergeht und die Leute noch mehr aufwachen“, sagt sie. Den Veranstaltungs-Mix aus Lesungen, Konzerte und Kabarett will Margrit Jäger-Waldau beibehalten. „Es ist viel Arbeit, bis der Künstler dann auf der Bühne sitzt. Aber es macht Spaß!“

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