Simon Friesenhagen: Anfang der Saison noch Erdbeeren aus Italien
Auf die Frage, ob Erdbeeren dieses Jahr teurer seien, hat Simon Friesenhagen eine klare Antwort: „Nein, die Verkaufspreise sind konstant geblieben – zumindest auf dem Überlinger Wochenmarkt.“ Ganz im Gegenteil: Die Preise für Erdbeeren werden demnächst sogar fallen. Das liege daran, dass Anfang Juni viele Erdbeeren reifen. Somit werde das Angebot größer und die Preise fallen, erklärt der 34-Jährige, der für den Überlinger Feinkosthandel De Sanctis arbeitet. Das sei bei günstigen Wetterverhältnissen jedes Jahr so.

Am Anfang der Saison, als die Erdbeeren noch aus Italien importiert werden mussten, lag der Verkaufspreis für ein Schälchen an seinem Stand bei 4,90 Euro, sagt Friesenhagen. Das liege an den hohen Transport- und Kühlkosten. Deutsche Erdbeeren, die er von den regionalen Obstproduzenten bezieht, verkauft er aktuell für 3,90 Euro. „Die Nachfrage an Erdbeeren ist relativ gleich geblieben, zumindest bei uns. Die Touristen kaufen momentan auch viel.“
Klaus Wekerle: Erdbeerschwemme zum Wochenende
Auch Obstbauer Klaus Wekerle bestätigt: „Nein, die Preise sind nicht gestiegen. Aufs Wochenende erwarten wir eine Schwemme – dann werden die Erdbeeren um etwa 50 Cent günstiger.“ An seinem Stand bekommt man eine 500-Gramm-Schale für 3,90 Euro bis 5,50 Euro, abhängig von der Größe der Erdbeeren.

Michael Baader: Preise hängen stark mit der Witterung zusammen
Die Preise für Erdbeeren seien in den vergangenen zwei bis drei Jahren bereits gestiegen, sagt Obstbauer Michael Baader aus Frickingen. Das hänge allerdings vorrangig mit den steigenden Lohnkosten zusammen, weniger mit der Inflation. Wenn die Produktionskosten nun aber weiter steigen, werde man nicht umhinkommen, die Verkaufspreise zu erhöhen, meint Baader. Dass die Preise demnächst fallen werden, bestätigt auch er. „Die Preise fallen immer relativ spontan, das hängt stark mit der Witterung zusammen.“ Die Temperaturen der nächsten Tage lassen aber eine reichliche Ernte erwarten, meint der Obstbauer.
„Regionale Produkte könnten unter Druck geraten“Michael Baader, Obstbauer
Laut Baader könnte aber bald ein anderes Problem auf deutsche Obstbauern zukommen. Aufgrund des Krieges in der Ukraine und potenzieller weiterer Lebensmittel-Embargos könnte es passieren, dass polnische Bauern noch weniger Obst nach Russland liefern können und folglich mehr nach Deutschland exportieren. Der Obstbauer befürchtet, dass die ausländischen Produkte den deutschen Markt überschwemmen und regionalen Produkten Konkurrenz machen werden. „Da muss man sehen, wie sich das noch entwickelt“, sagt Michael Baader.

Manfred Büchele: Preise konstant, mit minimalen regionalen Unterschieden
Als Geschäftsführer der Stiftung Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee kennt sich Manfred Büchele mit den Preisentwicklungen aus: „Ich beobachte, dass die Preise für Erdbeeren in Ravensburg etwas höher sind.“ Es gebe also offenbar kleine regionale Unterschiede. Generell seien dieses Jahr aber sowohl die Einkaufspreise der Erzeuger als auch die Verkaufspreise der Händler vergleichsweise konstant geblieben.
„Höhere Preise wären gerechtfertigt.“Manfred Büchele, Geschäftsführer der Stiftung Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee
Eine Preiserhöhung werde seiner Einschätzung zufolge allerdings nicht ausbleiben, sollten die Produktionskosten weiter steigen. Sobald Importe aus Spanien oder Italien günstiger sind als die heimischen Erdbeeren, könne das nur daran liegen, dass die Menschen dort unter prekären und menschenunwürdigen Verhältnissen arbeiten. Zudem müssten aufgrund des weiten Transports Abstriche in der Qualität gemacht werden. „Das sollte den Konsumenten bewusst sein“, meint Büchele. Höhere Preise für regionale Erdbeeren seien aufgrund der Inflation also richtig und gerechtfertigt.

Marktströme im Herbst nicht vorhersehbar
Vor mehr als acht Jahren verhängte Russland bereits ein Lebensmittel-Embargo gegen die Europäische Union, das vor allem polnische Obstbauern hart traf, erklärt Manfred Büchele. Seiner Meinung nach sei deshalb nicht davon auszugehen, dass der Ukraine-Krieg die Situation weiter verschärfe. Und wie sich der Markt in den nächsten Monaten entwickelt, sei ohnehin kaum vorhersehbar.