Die Stadt ist nicht allein mit dem E-Scooter-Problem. Metropolen haben ebenfalls mit den Risiken und Nebenwirkungen einer Scooter-Flut zu kämpfen. Den positiven Seiten der Mikromobilität stehen oft Behinderungen von Verkehrsteilnehmern gegenüber. Selbst Paris denkt daher über eine Beschränkung der leisen Roller nach. Auch dort ist die deutsche Tier Mobility vertreten, die in Überlingen von Juli bis September 2022 einen Probebetrieb organisiert hatte.

Auf dieser Grundlage befürwortete der Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr jetzt nach kontroverser Diskussion einstimmig die Einführung eines dauerhaften Leihbetriebs. Allerdings bestand das Gremium darauf, in die Ausschreibung strenge Rahmenbedingungen als Voraussetzung aufzunehmen. Zum Beispiel soll in der Altstadt ein Abstellen der Roller nur an markierten Plätzen möglich sein.
Das wilde Parken der Scooter auf Gehwegen und Plätzen war auch ein Problem, das von kritischen Beobachtern bemängelt worden war. Es gehe nicht um ein unmittelbares „Weiter so“, betonte Baubürgermeister Thomas Kölschbach. „Wenn wir einen Anbieter haben, können wir noch eine Feinabstimmung über die Details vornehmen.“
Kölschbach und Oberbürgermeister Jan Zeitler würden ein solches Angebot im Grunde befürworten – auch, wenn es einige Beschwerden gegeben habe. „Ich vergleiche es manchmal mit Autos, die auf dem Gehweg abgestellt werden. Da beschwert sich auch keiner“, sagte Kölschbach. Der Jugendgemeinderat habe ebenfalls eine positive Stellungnahme abgegeben.
Ingo Wörner (FDP): „E-Mobiliät werden wir nicht verhindern können“
„Die E-Mobilität werden wir nicht verhindern können“, erklärte Stadtrat Ingo Wörner (FDP), ergänzte aber: „Was wir verhindern müssen, ist diese Sauerei der grünen Roller.“ Es dürfe künftig nur feste Abstellplätze geben. Wenn ein Roller nicht korrekt deponiert werde, müssten die Kosten weiterlaufen. „Wir würden gerne klare Richtlinien in die Ausschreibung aufnehmen“, betonte Wörner. Unter dieser Prämisse befürworte er ein solches Angebot.
Auch er habe bereits Kontakt zu Jugendgemeinderäten aufgenommen, sagte Jörg Bohm (CDU). Diese unterstützten und wünschten sich ein E-Scooter-Angebot. Sie seien auch bereit, an der Klärung von Details mitzuwirken, damit sich Fahrradfahrer, Autos und Rollerfahrer ungefährdet begegnen könnten. Auch wenn Bohm das Angebot selbst nicht nutzen werde, werde er es unterstützen.

Hubert Büchele (ÜfA/FWV): „Wichtiges Angebot für die Jugend“
„Überlingen ist 1250 Jahre alt“, sagte Hubert Büchele (ÜfA/FWV). „Da darf es ruhig auch etwas moderner werden.“ Die E-Scooter nannte er ein „wichtiges Angebot für die Jugend“. Allerdings sprach er sich gegen eine Beschränkung auf feste Abstellplätze aus, da dies dem eigentlichen Sinn der flexiblen Nutzung zuwiderlaufe. Zudem wünschte sich Büchele eine Ausweitung der Reichweite nach Andelshofen und Kogenbach.
„Mobilität ist unsere Zukunft. Gegen E-Fahrräder habe ich auch nichts“, sagte Ulrich Krezdorn (CDU). Die Scooter werden aus seiner Sicht allerdings nur für „Fun-Fahrten“ benutzt, deshalb sehe er das kritisch. Ja, die Roller verhinderten, dass sich Jugendliche mehr bewegten. „Auch von der Stadtverschönerung muss man da Abstriche machen“, sagte Krezdorn.

„Die Entwicklung werden wir nicht stoppen können“, hielt Herbert Dreiseitl (LBU/Grüne) entgegen. Zudem würde eine Ablehnung die Glaubwürdigkeit der Stadt in Sachen Mikromobilität konterkarieren, erklärte er. Ziel müsse sein, vom Auto wegzukommen, in dem nur einer sitze.
Deshalb gelte es auch das Thema Car-Sharing in der Stadt zu forcieren. Dreiseitl: „Das ist völlig unterentwickelt hier.“ Auch Michael Wilkendorf (SPD) befürworte das Vorhaben. „Wir haben die Hilfsmittel, um negative Auswirkungen zu verhindern. Das muss gleich in die Ausschreibung rein“, sagte Wilkendorf überzeugt.