ÜB hilft: Das Aktionsbündnis von Gabriel Kiefer kommt immer mehr in Fahrt
Die Dimension wurde unterschätzt, denn die Hilfsbereitschaft der Überlinger für die Ukraine ist riesig. Nun braucht das Aktionsbündnis sinnvoll sortierte Spenden, weitere Helfer und einen langen Atem.
Geschäftsführer Matthias Stahl verlädt Hilfsgüter palettenweise in einen Lastwagen, Gabriel Kiefer freut sich über den enormen Zuspruch. Nach drei Tagen kamen rund vier Tonnen und 15 Paletten zusammen, von rund 100 Spendern.
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Sybille Lembcke und Matthias Stahl bringen Ordnung ins Chaos. Sie stehen inmitten eines Bergs von Haferflocken, Reis und Spaghetti, Sonnenblumenöl, Zahnpasta, Deo, Tampons, Seife, Kopfschmerztabletten, Mullbinden, Babywindeln.
Im Versandraum der Firma Pulsfog sammelt und sortiert das Aktionsbündnis ÜB hilft Spendengüter und macht sie fertig für den Versand Richtung Ukraine.
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Nach der Gründung des Aktionsbündnisses ÜB hilft wenige Tage zuvor stapeln sich in den Firmenräumen von Pulsfog sehr viele Güter des täglichen Bedarfs. Geschäftsführer Matthias Stahl stellt die Räume zur Annahme von Spendengütern zur Verfügung. Sybille Lembcke ist eine Frau aus Überlingen, die auf die schockierenden Nachrichten aus der Ukraine mit sinnstiftender Tätigkeit reagieren und ihrer Ohnmacht Abhilfe verschaffen wollte.
ÜB hilft: Sortieren der SpendenVideo: Hilser, Stefan
Nun stehen Lembcke und Stahl gemeinsam im Versandraum und sortieren das eingegangene Material: nach Lebensmitteln, nach Hygieneartikeln, nach Medizinprodukten. In Lastwagen und Transportern geht das Material an die polnisch-ukrainische Grenze oder an die ungarisch-ukrainische Grenze.
Christian Leitz: „Betäubung hinter uns lassen, wirksam werden und helfen.“
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Christian Leitz erstellte Listen für Spender. Sie orientieren sich am Bedarf, den große Hilfsorganisationen formulierten. Über den Ukrainer Serhiy Kosar wiederum, Fußballspieler beim FC09 Überlingen, werden Kontakte in die Ukraine geknüpft, um die Waren an Bedürftige verteilen zu können. Und über die Geschäftsbeziehungen von Pulsfog gibt es Kontakte nach Ungarn und von dort weiter in die Ukraine.
Gabriel Kiefer von der Resonanz überwältigt
Gabriel Kiefer, der die Initiative ÜB hilft vor erst etwas mehr als einer Woche ins Leben rief, ist von der Resonanz überwältigt. Ihm ging‘s wie Sybille Lembcke und vielen anderen, die aus der Ohnmacht heraus in einen aktiven Modus wechseln wollten. Seine Stärke ist sein dickes Telefonbuch. Der Überlinger ist Partner in einer Personalberatungsfirma, er versteht sich also aufs Vernetzen von Menschen und Machern.
Gabriel Kiefer: „Jeder kann sagen, ob er sich organisatorisch, praktisch oder finanziell einbringen will.“
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Die wichtigsten Fragen für alle, die helfen wollen
Sinnvollerweise liefern die Spender schon vorsortiert und beschriftet in Paketen an.
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Schneller als die großen Hilfsorganisationen
Was bei Pulsfog nach Chaos aussieht, sind in Wahrheit wichtige Produkte, die beim Überleben in der Ukraine helfen können. Die großen Hilfsorganisationen seien derzeit vor allem mit dem Aufbau von Strukturen beschäftigt, sagt Gabriel Kiefer. Das meiste, was derzeit an Hilfe vor Ort geleistet werde, stamme von zivilgesellschaftlichen Initiativen.
Nach dem Auftrag in der Ukraine viel Arbeit hier am See
Wenn sie in der Ukraine nicht mehr gebraucht werden, sagt Kiefer, dann gebe es in Überlingen noch viel zu tun. Die größte Herausforderung werde es, genügend Wohnraum hier am See zu finden. Zur Bewältigung dieser und anderer Aufgaben kooperieren ÜB hilft und andere Organisationen mit der Stadtverwaltung, die wiederum einen eigenen Stab aufbaut.
Sybille Lembcke wollte etwas gegen die Ohnmacht tun, die sich nach den Nachrichten aus der Ukraine bei ihr einstellte.
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Nach der Aufnahme der Flüchtlinge hier in Überlingen sind dann vielleicht wieder ganz andere Talente nötig. Kiefer sagt: „Wir bauen ein Netzwerk auf, können aber keinem vorschreiben, wie er sich einbringen soll. Jeder kann sagen, ob er sich organisatorisch, praktisch oder finanziell einbringen will.“
Hier hat jemand mitgedacht und ein Paket an Hygieneartikeln plus Süßigkeiten gepackt.
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Christian Leitz formulierte es so: „Betäubung hinter uns lassen, wirksam werden und helfen.“ Er koordiniert im Aktionsbündnis über das Planungstool Trello die verschiedenen Einsatzgebiete, die von Logistik über Spenden, Wohnraum, Dolmetscher und Kommunikation bis Webdesign reichen. „Es ist wirklich beeindruckend und fühlt sich gut an, gleichzeitig wünschte ich, es wäre nie soweit gekommen.“
Am Samstagnachmittag wurden die Paletten bestückt und in einen Lastwagen von Bodan verladen. Viele Helfer packten mit an.
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