„Summertime and the living is easy“, heißt es bei George Gershwins Ohrwurm in der Oper „Porgy & Bess“. Summertime herrscht am Bodensee, was die Temperaturen angeht, derzeit zur Genüge. Die Leichtigkeit des Seins verspricht demnächst das Überlinger Sommertheater, das nach vier Jahren erstmals wieder in der ehemaligen Kapuzinerkirche an den Start geht.
Premiere für das offizielle dreiteilige Theaterprogramm ist am Freitag, 1. Juli. Ein buntes Hors d‘Oeuvre servieren Veranstalter Simeon Blaesi und der Förderverein bereits an diesem Wochenende mit drei ganz unterschiedlichen Appetitanregern – beginnend am Freitag, 24. Juni.
Reise durch Klassik, Jazz, Musical und Filmmusik
Unter dem Titel „Summertime – Klassik trifft Jazz“ versprechen Isabell Marquardt (Sopran) und Vincent Gühlow (Bariton) Hörgenuss im Duett. Vor vier Jahren hatten beide mit der kleinen Oper am See in Don Giovanni auf der Bühne gestanden. „Mit Opernarien und Duetten begeben sie sich auf eine Reise durch Klassik, Jazz, Musical und Filmmusik“, heißt es in der offiziellen Ankündigung: „Gershwin, Garner und Sinatra treffen auf Verdi, Puccini und Rossini.“ Das temperamentvolle Duo Elena Orlova und Sascha Burdenko begleitet sie am Flügel.

Anfang der Woche hatten die Aktiven des Fördervereins bereits das Zeltdach für die Bewirtung vorbereitet. Am Dienstag legte sich der Betriebshof der Stadt ins Zeug und baute erstmals nach 2018 wieder die Bühne in der Kapuzinerkirche auf, deren Sanierung und Aufrüstung für den ganzjährigen Kulturbetrieb bis 2024 abgeschlossen sein muss. Für das Sommertheater machen die bereits angelaufenen Arbeiten eine kleine Pause.
Auch auf Kabarett brauchen die Sommertheaterfreunde nicht zu verzichten. Mit Stefan Waghubinger gastiert am Sonntag, 26. Juni um 20 Uhr eine österreichische Bühnengröße, die auch in Deutschland viele Fans hat. „Ich sag‘s jetzt nur zu Ihnen...“, lautet der Titel seines Programms, das „mitten aus dem Leben, manchmal böse, aber immer irrsinnig komisch, zynisch und zugleich warmherzig“ zu werden verspricht. Stefan Waghubinger sagt von sich nur, er betreibe „österreichisches Nörgeln mit deutscher Gründlichkeit“. In seinem vierten Soloprogramm läuft er gegen Türen, begegnet Plüschelefanten, antiken Göttern und sich selbst beim Monopoly, wie es in der Ankündigung heißt. Es gebe nur wenige Kabarettisten, schreiben die Medien über ihn, „die es mit Waghubingers Formulierungskunst aufnehmen können – und es gibt nur ganz wenige Kollegen, bei denen geschliffene Texte so federleicht durch den Saal schweben“.
Ein Gastspiel für die ganze Familie, aber insbesondere die kleinen Zuschauer, bietet das Remstaler Figurentheater bereits um 11 Uhr am Sonntag, 26. Juni. Marcus und Lorena Sperlich aus Kirchberg an der Murr betreiben ihr kreatives Spiel mit Puppen bereits in der zehnten Generation. Zum Überlinger Sommertheater bringen sie keinen Geringeren als Räuber Hotzenplotz mit. Als Schlossgespenst getarnt, droht er den Geburtstag der Prinzessin zu sabotieren. Doch hat er die Rechnung ohne Kasperle und seine kleine Freundin Gretl gemacht.
Theater, zu 100 Prozent improvisiert
Als Nachzügler hat es das Improvisationstheater Utobia nicht mehr in das gedruckte Faltblatt des Sommertheaters geschafft. Ungeachtet dessen versprechen die Macher am Dienstag, 28. Juni einen verrückten Abend. „Kreuz und quer improvisieren wir frisch für Sie sommerliche Szenen, erfrischende Reime, sonnige Lieder und kühlende oder herzerwärmende Geschichten – so wie es das Herz begehrt“, legen sie die Latte im Vorfeld recht hoch: „Das alles 100 Prozent improvisiert und völlig ungeniert, nach Ihren Vorgaben – 5-4-3-2-1-los!“ Jede Show gerate so zu einer Überraschung und sei quasi ein Unikat. „Ein seltenes sinnliches Erlebnis im Zeitalter der unendlichen digitalen Reproduzierbarkeit“, kündigen die Schauspieler an.

Vielfältiger könnte der Prolog zum Sommertheater 2022 auf der Bühne kaum sein. An den folgenden Wochenenden geht es dann Schlag auf Schlag. Jeweils dreimal sind von Freitag bis Sonntag die Stücke Don Quijote (1. bis 3. Juli), Honig im Kopf (8. bis 10. Juli) und Cyrano (15. bis 17. Juli) zu sehen.
Literarisch wird es bei den beiden Zwischengängen für das Sommermenü. Am Montag, 4. Juli ist Schauspieler Edgar Selge mit einer Lesung aus seinem ersten Buch „Hast du mich endlich gefunden“ zu Gast. Zwei Tage später, am Mittwoch, 6. Juli liest die Schriftstellerin Verena Roßbacher aus ihrem neuen Roman „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen.“ Die Lesungen beginnen um 20 Uhr.